47 Menschen hingerichtet: Wichtige Fragen und Antworten zur Hinrichtung und …

Wichtige Fragen und Antworten zur Hinrichtung und den Auswirkungen

Wer war Scheich Nimr al-Nimr?
Al-Nimr war ein weithin akzeptierter und verehrter schiitischer Geistlicher und zugleich ein Regierungskritiker Saudi-Arabiens. Er war im Oktober 2014 wegen Volksverhetzung und anderen Vorwürfen zum Tode verurteilt worden. Al-Nimr war Anführer schiitischer Proteste im Osten Saudi-Arabiens 2011.

Er war auch ein Kritiker der Regierung von Bahrain, wo eine von Sunniten geführte Monarchie Proteste von Schiiten unterdrückte, obwohl Letztere die Mehrheit darstellen. Saudi-Arabien schickte Truppen, um Bahrain bei der Zerschlagung des Aufstands zu helfen. Denn es bestand die Furcht, dieser könne sich ausweiten und andere Golfstaaten destabilisieren.

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Al-Nimr unterstützte aber nicht alle Schiiten ausnahmslos. So sprach er sich wegen der Tötung von Regierungsgegnern gegen die vom schiitischen Iran unterstützte alawitische Führung in Syrien aus. Die Alawiten gehören ebenfalls dem schiitischen Spektrum an.

Al-Nimr kritisierte die regierende Königsfamilie in Saudi-Arabien wegen der Innenpolitik direkt. Die politischen Vorwürfe gegen sich stritt er nicht ab. Aber er bestand darauf, nie Waffen getragen oder zu Gewalt aufgerufen zu haben. Er war Mitte 50.

Warum ist seine Hinrichtung so wichtig?
Sein Tod soll all jenen als Warnung dienen, die daran denken, Reformen und politische Freiheiten in Saudi-Arabien zu fordern. Darüber hinaus sind saudische Schiiten angesprochen, die behaupten, von den Behörden des Königreichs diskriminiert zu werden. Viele ultrakonservative Sunniten betrachten die Schiiten als Ketzer. Einige schiitische Moscheen und Gebetsplätze im Osten des Landes waren 2015 von sunnitischen Extremisten angegriffen worden.
Die Hinrichtung von Al-Nimr kam sogar für seine Familie überraschend, wie sein Bruder Mohammed al-Nimr der Nachrichtenagentur AP sagte. Trotz harter Urteile bekommen Regierungskritiker in Saudi-Arabien meist lange Gefängnisstrafen, auch nach Berufungen, die die Todesstrafe aufrechterhalten.
Es wird erwartet, dass sich durch seinen Tod die Stellvertreterkriege um die regionale Vorherrschaft zwischen Saudi-Arabien und dem Iran verschärfen werden. Die beiden Rivalen unterstützen derzeit die jeweils gegnerischen Seiten in den Bürgerkriegen in Syrien und im Jemen.
Wie wird sich die Exekution Al-Nimrs auf die sunnitisch-schiitischen Beziehungen auswirken?
Die schiitischen Geistlichen im Iran haben den Tod Al-Nimrs benutzt, um Saudi-Arabien heftig zu kritisieren. Das Königreich stützt sich auf die ultrakonservative sunnitische Ideologie, die unter dem Begriff Wahhabismus bekannt ist.
Das iranische Außenministerium warnte, Saudi-Arabien werde einen hohen Preis zahlen müssen. Der iranische Parlamentspräsident Ali Laridschani sagte, Saudi-Arabien werde einem „Strudel“ entgegensehen, aus dem es nicht entkommen könne.

ARCHIV - Alltäglicher Straßenverkehr in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad, aufgenommen am 09.01.2010. Foto: Arno Burgi/dpa (zu dpa Saudi-Arabien: Budgetdefizit wegen niedrigen Ölpreises vom 28.12.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++ Quelle: dpaimage

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Iran und Saudi-Arabien konkurrieren seit der iranischen Revolution 1979, bei der kompromisslose schiitische Geistliche an die Macht kamen, um die Vorherrschaft in der muslimischen Welt. Der Krieg der USA im Irak verschärfte die religiösen und ethnischen Spannungen weiter und führte dazu, dass eine schiitisch geführte Regierung in Bagdad an die Macht kam. Das führte zu einer wesentlichen Verlagerung der konfessionellen Machtbalance in der Region.

Nach den Protesten im Zuge des Arabischen Frühlings 2011 traten Iran und Saudi-Arabien in Stellvertreterkriege in Syrien und im Jemen ein. Im Jemen bombardiert Saudi-Arabien die vom Iran gestützten Rebellen seit März. Die beiden Länder unterstützen auch gegnerische politische Gruppen im Libanon, Irak und in Bahrain.