Alexander Wurz
Alexander Wurz beendet nach 20 Jahren seine Karriere als Rennsportler. Der 41-jährige Österreicher blickt in einem Kleine-Zeitung-Interview zurück – aber auch ein bisschen nach vorne.
Das Langstreckenrennen in Bahrain am 21. November wird Ihr letztes Rennen. Ein kurzfristig gefasster Entschluss?
ALEXANDER WURZ: Nein, gar nicht. Mit dem Gedanken befasse ich mich schon länger. Am liebsten hätte ich mit einem weiteren Le-Mans-Sieg für Toyota aufgehört. Aber dieser Erfolg ist mir mit den Japanern nicht gelungen. Schade eigentlich. Heuer habe ich mit Toyota ganz konkret über mein Karriereende gesprochen. Sie hätte mich gerne noch behalten. Weil an den Rundenzeiten ist es bestimmt nicht gelegen.
Aber es ist für Sie nach 20 Jahren die Zeit gekommen, aufzuhören. Können Sie ihre Karriere auch in ein paar Sätzen bilanzieren?
WURZ: Der Rennsport ist mir in die Wiege gelegt worden. Durch meinen Großvater und ganz besonders durch meinen Vater. Dann ging es relativ schnell vom Kartsport, über die Formel Ford und Formel 3 in die Formel 1. Mein erster Grand Prix war 1997 in Montreal. Da musste ich bei Benetton für Gerhard Berger einspringen, der erkrankt war.
. . . und schon beim dritten Grand Prix standen Sie auf dem Stockerl?
WURZ: Ja, richtig. Das war in Silverstone. Das war aufregend, da oben zu stehen. Neben Sieger Jacques Villeneuve und dem damaligen Benetton-Teamkollegen Jean Alesi.
In weitere Folge verlief die Formel-1-Laufbahn dann aber nicht ganz so wunschgemäß, oder?
WURZ: Sicher hätte es besser laufen können. Drei dritte Plätze in 69 Grand Prix sind keine berauschende Ausbeute. Freilich hätte ich liebend gerne mehr Rennen gewonnen, einmal um den WM-Titel mitfahren. Heute sehe ich das locker. Ich bin aber allen Menschen dankbar, die mir die Möglichkeit zur Formel 1 gegeben haben, ob bei Benetton, McLaren oder zum Schluss bei Williams. Es gibt eine Menge, wofür ich dankbar bin und Vieles, worauf ich stolz sein darf. Sogar die Arbeit als reiner Testpilot war für mich in der Formel 1 eine wunderbare Zeit, das Zusammenspiel mit den Technikern und Ingenieuren, mehr und mehr Leistung aus einem Auto herauszuholen, war großartig.
Die schönsten Augenblicke in Ihrer Karriere waren zweifelsohne die Siege in Le Mans?
WURZ: Ja, ganz klar. Le Mans ist so ein spezielles Rennen, mit so einer speziellen Atmosphäre. Le Mans zu gewinnen zählt sicher zu den größten Erlebnissen eines Rennfahrers. Man bekommt Gänsehaut dort oben auf dem Podium und 50.000 bis 60.000 Fans stehen unter dir.
Aber es gab in Le Mans auch Enttäuschungen, wie sie erwähnt haben?
WURZ: Ja. Ich bin in Le Mans öfters in Führung geleben. Aber der Ausfall 2014 nach 15 Stunden in Front war hart. Es war für mich der Moment, als ich erstmals an ein Karriereende dachte.
15 Stunden lag Wurz im Toyota 2014 in FührungFoto © kkBild vergrößern
Welche Aufgaben hat Alexander Wurz in Zukunft?
WURZ: Nun, da kann und will ich nicht allzu viel verraten. In irgendeiner Form werden ich dem Rennsport treu bleiben. Die derzeitigen Aufgaben könnte ich weiterführen, wenn ich will. Als Fahrerbetreuer bei Williams, oder als TV-Co-Kommentator, egal. Interessant ist für mich auf alle Fälle, bei Streckendesigns beratend dabei zu sein. So wie in Austin, da wurden einige Ideen von mir übernommen. Dazu kommt meine Arbeit für mehr Verkehrssicherheit.
Err… so you are going to be home ALL the time @alex_wurz?! https://t.co/AMXJtL0Kt2
— Julia Wurz (@juliawurz) 10. November 2015
. . . und Sie haben jetzt auch mehr Zeit für Ihre Familie?
WURZ: Da bin ich mir gar nicht so sicher. Denn ich werde mich ja weiterhin engagieren und nicht auf der faulen Haut liegen. Nur eben ohne Rennoverall.
INTERVIEW: GERHARD HOFSTÄDTER
Wurz hört auf
Alexander Wurz beendet seine Motorsportkarriere. Der WEC-Lauf in Bahrain wird des letzte Rennen des Österreichers.
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