Aluminium-Riese Alcoa taumelt ins Minus

Quartalsverlust von 143 Millionen Dollar, Umsatz ging um neun Prozent zurück. Erlösschwund durch niedrige Preise

New York – Der Aluminium-Riese Alcoa ist wegen diverser
Sonderausgaben tief ins Minus gerutscht. Im dritten Quartal lief ein
Verlust von 143 Mio. Dollar (110,4 Mio. Euro) auf, wie das
Unternehmen nach Börsenschluss am Dienstag mitteilte. Die
Sonderposten schlugen ein Loch von 175 Mio. Dollar in die Bilanz.
Dabei geht es um Umweltzahlungen, einen Feuerschaden sowie die
Beilegung eines jahrelangen Rechtsstreits mit Aluminium Bahrain.

Im Vorjahresquartal hatte Alcoa noch einen Gewinn von 172 Mio.
Dollar verbucht – es hätte also auch ohne die Sonderbelastung einen
kräftigen Gewinnrückgang gegeben. Der Umsatz sank im Jahresvergleich
um neun Prozent auf 5,8 Mrd. Dollar.

Erlösschwund durch niedrige Preise

Der Grund für diesen Erlösschwund sei vor allem ein Preisrückgang
von fast einem Fünftel gewesen, erklärte Alcoa. Zudem hat das
kräftige Marktwachstum der vergangenen Jahre mit der Abkühlung der
chinesischen Wirtschaft ein abruptes Ende gefunden. Alcoa kappte die
Wachstumsprognose für 2012 jetzt von sieben auf sechs Prozent. Im
vergangenen Jahr war der Markt noch um 10 Prozent gewachsen, nach 13
Prozent 2010.

Der aus Deutschland stammende Konzernchef Klaus Kleinfeld sieht
dennoch gute Chancen, dass sich die globale Aluminium-Nachfrage von
2010 auf 2020 wie von Alcoa erwartet verdoppelt. “Die Märkte
scheinen derzeit mehr von Schlagzeilen denn von fundamentalen Daten
getrieben zu sein, aber Alcoa bleibt auf die Dinge fokussiert, die
in unserer Hand liegen”, sagte er. Derzeit laste die Sorge der
Investoren angesichts der Euro-Krise und der chinesischen
Konjunkturdelle auf dem Preis. Die Aktie verlor nachbörslich knapp
ein Prozent.

Gradmesser für Konjunktur

Aluminium wird in vielen Branchen verwendet – und deshalb gelten
die Alcoa-Zahlen immer auch als ein Gradmesser für die Konjunktur,
zumal das Unternehmen traditionell den Start jeder Saison von
US-Quartalsberichten einläutet. Diesmal schätzt Alcoa die Lage in
verschiedenen Industrien sehr unterschiedlich ein. Im Flugzeugbau
sei etwa ein sattes Plus von 13 bis 14 Prozent bei der
Aluminium-Nachfrage zu erwarten, in der Lkw-Branche hingegen ein
Rückgang von 7 bis 9 Prozent. Kleinfeld setzte in diesem Jahr eine
deutliche Reduzierung der Kapazitäten in Gang.

Aluminium Bahrain warf Alcoa Bestechung im Kampf um lukrative
Verträge vor. Der Rechtsstreit im US-Staat Pennsylvania lief schon
seit 2008, wurde aber auf Antrag von US-Behörden für mehrere Jahre
ausgesetzt, weil sie eigene Ermittlungen durchführten. Das
Justizministerium und die Börsenaufsicht SEC ermitteln immer noch.
Um die Klage von Aluminium Bahrain beizulegen, erklärte sich Alcoa
zu einer Zahlung von insgesamt 85 Mio. Dollar bereit. Diese Zahlung
habe den Nettogewinn im dritten Quartal mit 15 Mio. Dollar belastet,
in Zukunft könnten noch 25 bis 30 Mio. Dollar dazukommen. (APA, 10.10.2012)

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