Kairo/M.g. Der Golfstaat Bahrain hat am vergangenen Wochenende einem Mitarbeiter unserer Zeitung, Martin Gehlen, und der Nahost-Fotografin Katharina Eglau die Einreise verweigert, und zwar auf ausdrückliche Weisung der bahrainischen Informationsministerin. Hintergrund ist offenbar eine regierungsinterne Anordnung, keine ausländischen Fotografen mehr ins Land zu lassen. So will das Regime verhindern, dass in westlichen Medien unliebsame Bilder von Willküraktionen gegen die Opposition, Straßenschlachten und Polizeirazzien veröffentlicht werden.
In Bahrain schwelen seit zwei Jahren Unruhen. Die Mehrheit der Schiiten, die zwei Drittel der Bevölkerung ausmachen, fordert vom sunnitischen Königshaus und der sunnitischen Minderheit mehr Mitsprache in der Politik, ein Ende von Korruption und Polizeiwillkür sowie eine gerechtere Verteilung des Wohlstands. Laut lokalen Menschenrechtsorganisationen sind seit März 2011 durch Polizeiaktionen oder Folter in Gefängnissen mindestens 87 Menschen gestorben. Amnesty International wirft in seinem jüngsten Jahresbericht der bahrainischen Führung vor, zentrale Schritte einer von ihr selbst eingesetzten Reformkommission des amerikanisch-ägyptischen Juristen Cherif Bassiouni nicht umzusetzen. Die Sicherheitskräfte gingen weiterhin mit „exzessiver Gewalt“ gegen Regimekritiker vor. Zahlreiche Oppositionelle und Menschenrechtler seien festgenommen und in unfairen Verfahren zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Dem UN-Spezialermittler für Folter verweigerte Bahrain im April demonstrativ die Einreise.
Die USA unterhalten in Bahrain ihre wichtigste Marinebasis in der Golfregion. Nachbar Saudiarabien schickte im März 2011 Militäreinheiten, um dem sunnitischen Regime in Manama den Rücken zu stärken.
(“Die Presse”, Print-Ausgabe, 05.06.2013)