Im Golfstaat Bahrain sind am Mittwoch Gegner des sunnitischen Königshauses bei Protesten rund um die Hauptstadt Manama mit der Polizei zusammengestoßen, wie die Behörden mitteilten. Augenzeugen berichteten, die Sicherheitskräfte hätten protestierende Menschen festgenommen und Tränengas eingesetzt.
Die schiitische Mehrheit verlangt mehr Einfluss in dem sunnitisch regierten Land. Oppositionelle hatten inspiriert von den Protesten in Ägypten auch in Bahrain Demonstrationen sowie einen Generalstreik angekündigt. Viele Geschäfte blieben geschlossen. Die größte schiitische Oppositionsgruppe Wifak sprach von einem erfolgreichen Streik.
In den vergangenen Tagen waren ein kritischer Blogger und ein Anwalt festgenommen worden. Die bahrainische Menschenrechtlerin Mariam al-Chawadscha, deren Vater seit April 2011 inhaftiert ist, wurde an der Einreise in ihre Heimat gehindert. Außerdem beklagte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International, die Regierung habe die Meinungsfreiheit per Dekret noch weiter eingeschränkt.
Drakonische Strafen für Demonstranten
Das Herrscherhaus hatte die Polizei mit Panzerwagen auf die Straßen geschickt und angekündigt, es werde neue Proteste im Keim ersticken lassen. Wer dem Protestaufruf der Bewegung “Bahrain Rebellion” folge, riskiere drakonische Strafen.
Zehn Demonstranten wurden nach Angaben von Aktivisten festgenommen. Demonstranten sollten Ansammlungen vermeiden und zu Fuß oder in Autos in Bewegung bleiben, um der Polizei keine Angriffsfläche zu bieten, hieß es in Aufrufen. In der Nacht waren Einwohner auf ihre Hausdächer gestiegen, um dort aus Protest “Gott ist groß” zu rufen. Dieser Ausruf begleitet die Proteste seit dem Beginn.
Ministerpräsident suggeriert Normalität beim Einkaufen
Ministerpräsident Prinz Chalifa bin Salman Al Chalifa wollte mit einem Überraschungsbesuch in einem teuren Einkaufscenter allerdings beweisen, dass Normalität herrsche, wie die staatliche Nachrichtenagentur meldete.
Seit dem Beginn der Unruhen im Februar 2011 im Rahmen des Arabischen Frühlings starben mehr als 60 Menschen. Mit Hilfe von Soldaten aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten wurden die ersten großen Proteste im März 2011 niedergeschlagen.
Nachdem die Regierung erste Reformen umsetzte, waren die Proteste vorübergehend abgeschwächt. Unter anderem räumte sie dem gewählten Parlament mehr Kontrollrechte ein.
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Letzte Änderung: 15.08.2013 16:17 Uhr
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