Bahrain verweigert Nahostkorrespondent der SÜDWEST PRESSE die Einreise

Der Golfstaat Bahrain hat erneut zwei westlichen Journalisten die Einreise verweigert. Diesmal traf es Martin Gehlen, Korrespondent der SDWEST PRESSE, und die Fotografin Katharina Eglau.

Autor: MARTIN GEHLEN | 05.06.2013


Foto: Martin Gehlen

Unser Korrespondent Martin Gehlen.

Der Golfstaat Bahrain hat dem Nahostkorrespondenten der SDWEST PRESSE, Martin Gehlen, sowie der Nahostfotografin Katharina Eglau die Einreise verweigert. Das ist nach der Zurckweisung des Nahostkorrespondenten der FAZ im vergangenen November das zweite Mal innerhalb eines halben Jahres, dass Bahrain deutsche Journalisten an einer freien Berichterstattung hindert.

Whrend das bahrainische Informationsministerium den FAZ-Vorfall als bedauerliche berreaktion eines Grenzbeamten am Flughafen der Hauptstadt Manama bezeichnete und sich entschuldigte, geht die Verweigerung der Visa fr Gehlen und Eglau auf eine ausdrckliche Weisung der bahrainischen Informationsministerin zurck. Hintergrund ist offenbar eine regierungsinterne Anordnung, keine auslndischen Fotografen mehr ins Land zu lassen. Auf diese Weise will das Regime verhindern, dass in westlichen Medien Bilder von Willkraktionen gegen die Opposition, Straenschlachten und Polizeirazzien verffentlicht werden.

Bahrain ist der einzige arabische Golfstaat, in dem es whrend des Arabischen Frhlings zu Unruhen kam, die seit zwei Jahren fortschwelen. Die Mehrheit der Schiiten, die zwei Drittel der Bevlkerung ausmachen, fordert von dem sunnitischen Knigshaus und der sunnitischen Minderheit mehr Mitsprache in der Politik, ein Ende von Korruption und Polizeiwillkr sowie eine gerechtere Verteilung des Wohlstands. Nach Angaben lokaler Menschenrechtsorganisationen sind seit Mrz 2011 durch Polizeiaktionen oder Folter in Gefngnissen mindestens 87 Menschen gestorben. Amnesty International wirft im jngsten Jahresbericht der bahrainischen Fhrung vor, zentrale Schritte einer von ihr selbst eingesetzten Reformkommission des amerikanisch-gyptischen Juristen Cherif Bassiouni nicht umzusetzen. Die Sicherheitskrfte gingen weiter mit “exzessiver Gewalt” gegen Regimekritiker vor. Schwere bergriffe uniformierter Tter wrden praktisch nie untersucht, geschweige denn bestraft.

Zahlreiche Oppositionelle und Menschenrechtler seien festgenommen und in unfairen Verfahren zu teilweise lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden. Dem UN-Spezialermittler fr Folter verweigerte Bahrain im April demonstrativ die Einreise. Human Rights Watch verffentlichte Aussagen schiitischer Gefangener, darunter Kleriker, Parteifhrer und Wissenschaftler, sie seien mit Elektroschocks geqult, bis aufs Blut verprgelt und sexuell missbraucht worden.

Bassiouni selbst zog ein Jahr nach seinem Bericht eine negative Bilanz: “Man kann nicht sagen, es wurde Gerechtigkeit erreicht, wenn der Ruf nach einer Republik in Bahrain einen lebenslang ins Gefngnis bringt, whrend ein Polizist, der mehrmals aus kurzer Distanz auf einen unbewaffneten Demonstranten gefeuert hat, nur sieben Jahre Haft bekommt.” Vor einer Woche dann wurde die Haftstrafe dieses Polizisten sogar von sieben Jahren auf sechs Monate reduziert.

Das US-Auenministerium prangert in seinem Menschenrechtsbericht an, der Bevlkerung werde die Mglichkeit verwehrt, ihre Regierung mit friedlichen Mitteln zu ndern. Die Vereinigten Staaten unterhalten in Bahrain ihre wichtigste Marinebasis in der Golfregion.

Nachbar Saudi-Arabien schickte im Mrz 2011 Militreinheiten, um dem sunnitischen Regime in Manama den Rcken zu strken. Im Mai strmten Sicherheitskrfte das Haus des geistlichen Oberhaupts der bahrainischen Schiiten, durchsuchten seine Rume und beschlagnahmten Dokumente. Daraufhin protestierten zehntausende Glubige des Inselstaats mit einem Sit-in. Die Oppositionsbewegung Wifaq kndigte ihre Beteiligung an dem im Februar begonnenen so genannten Nationalen Dialog vorerst auf.

Info Die Chefredaktion der SDWEST PRESSE wird am Mittwoch im Namen des gesamten Pools beim bahrainischen Botschafter in Berlin Protest einlegen. Das Auswrtige Amt wird wohl ebenfalls, wie im Falle des FAZ-Kollegen, intervenieren.

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