(Motorsport-Total.com) – Bei sonnigen, allerdings kühlen und windigen Bedingungen haben sich die Formel-1-Teams vier Tage lang in Barcelona auf die bevorstehende Saison 2015 vorbereitet. Am Samstag war wegen wechselhafter Bedingungen kaum ordentliche Testarbeit möglich, am Sonntag wurden die Piloten vom starken Winde verweht. Konsequenz: So manch ein Teamverantwortlicher sehnt sich in die Sonne – so wie im vergangenen Jahr, als man vor dem Start in die Saison in Bahrain testete. In diesem Jahr spart man sich die höheren Kosten.
“Ich persönlich bin kein Fan von solchen Tests im Februar in Europa. Man bekommt nicht die nötigen technischen Rückmeldungen, die es braucht, um gut auf das Jahr vorbereitet zu sein. Der Test im vergangenen Jahr war viel nützlicher”, meint beispielsweise Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost. “Wenn die Nächte sternenklar sind, ist es am Morgen sehr kalt. Dann gibt es Probleme, die man sonst nirgends antrifft – außer vielleicht in Spa oder Silverstone”, stimmt Williams-Testchefingenieur Rod Nelson zu.
“Man muss es dann anders angehen, macht vielleicht am Vormittag nur Aerotests. Erst wenn es wärmer wird, beginnst du dann mit der Arbeit am Chassis”, erklärt der Brite, der allerdings anmerkt, dass man solche Aerotests “ohnehin immer mal machen” müsse. “In Bahrain waren wir im vergangenen Jahr produktiver. Wenn nicht über Nacht zu viel Sand geblasen wurde, dann kannst du sofort mit vernünftiger Chassisarbeit beginnen. Die Reifen kommen dort auch eher ins Betriebsfenster.”
Dass die neue Generation von Pirelli-Pneus in Barcelona kaum zum Arbeiten gebracht werden konnte, brachte Weltmeister Lewis Hamilton am Samstag fast auf die Palme. Der Mercedes-Star hatte keine Lust mehr auf kühle Werte. “Bei den Rennen erwarten wir deutlich höhere Temperaturen, das Reifenmanagement wird ganz anders sein”, merkt Tost an. Während es in Barcelona höchstens 15 Grad gab, sind es in Melbourne – Schauplatz des Saisonauftakts 2015 – derzeit mittags stets um 30 Grad.
“Es ist unter diesen Bedingungen sehr schwierig, die eigene Performance und die der Konkurrenz überhaupt einzuschätzen, weil die Luft- und Streckentemperaturen deutlich zu niedrig sind”, meint der Toro-Rosso-Teamchef. Allerdings sei auch in Bahrain nicht alles eitel Sonnenschein, sagt Nelson: “Es ist dort windig, es liegt mitten im Golf. Es weht immer Sand auf die Piste. Die sehr trockene Luft hat Auswirkungen auf die Motoren. Außerdem kann man schwieriger auf Probleme reagieren, weil Bahrain siegen Flugstunden entfernt ist. Und es ist teurer – daher gibt es Argument dafür und dagegen.”