Der durch die Hinrichtung des prominenten schiitischen Geistlichen Nimr al-Nimr in Saudi-Arabien verschärfte Konflikt mit dem Iran zieht weite Kreise in der islamischen Welt: Saudi-Arabien, das gestern nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen auch alle Flugverbindungen und Handelskontakte mit dem Iran eingestellt hat, bekommt Unterstützung von seinen sunnitisch regierten Nachbarn. Auch die Golfmonarchie Bahrain brach die Beziehungen zu Teheran ab. Die Vereinigten Arabischen Emirate stuften die Beziehungen zum dem schiitischen Staat herunter. Der Sudan kündigte ähnliche Schritte an. Schon am Vortag hatten mehrere arabische Staaten wie Kuwait, Jemen und Ägypten ihre Unterstützung für das fundamentalistische Sunniten-Regime in Riad bekundet. Auch die einflussreiche Kairoer Al-Azhar-Universität ergriff am Montag Partei für Saudi-Arabien.
Die Saudis haben ihr Botschaftspersonal bereits aus Teheran abgezogen. Vorausgegangen war die Stürmung der saudischen Botschaft in Teheran durch wütende Bürger in der Nacht zum Sonntag.
Schießerei in Heimatstadt des exekutierten Schiiten
In der Heimatstadt des exekutierten Regimekritikers Nimr wurde indes Polizeiangaben zufolge ein Zivilist erschossen und ein Kind verletzt. Wer die Schüsse abfeuerte, war unklar. In sozialen Netzwerken wurde der getötete Zivilist wie zuvor schon Nimr als „Märtyrer“ gefeiert.
In Bahrain könnte die Solidarität des dortigen Königshauses mit den Saudis eine neue Zerreißprobe bedeuten: Denn hier regieren Sunniten über eine schiitische Bevölkerungsmehrheit. Schon im Zuge des Arabischen Frühlings war es 2011 zu schiitischen Protesten gekommen, welche das Regime mit saudischer Unterstützung brutal niedergeschlagen hatte. Auch nach der Hinrichtung des schiitischen Geistlichen hatten am Wochenende dessen Glaubensgenossen in Bahrain protestiert.
Die Eskalation am Golf bereitet den Weltmächten zunehmend Sorge. Nach den USA forderten auch China, Russland und Frankreich eine diplomatische Lösung der Krise. Moskau dient sich als Vermittler zwischen Riad und Teheran an. Indes hat UN-Generalsekretär Ban Ki-moon seinen Syrien-Gesandten Staffan de Mistura in beide Länder geschickt. Der Schwede sei auf dem Weg in die saudische Hauptstadt Riad. Im Laufe der Woche werde er auch nach Teheran fliegen.