Weil es Kollege Schmidt in den 3 Tagen zwischen Shanghai und Bahrain vorzog, einen mir unverständlichen Zwischenstopp in Deutschland einzulegen, reiste ich dieses Jahr alleine ins Wüsten-Königreich – und zwar auf direktem Weg. Lange blieb ich nach der Ankunft aber nicht einsam. Kaum aus dem Flieger raus begrüßte mich ein ganzes Empfangskomitee, manövrierte mich diskret an den Einreise-Schlangen vorbei und setzte mich ohne die Möglichkeit großer Widerworte in eine BMW-7er-Limousine in Richtung Hotel.
Bahrain passt gut auf Journalisten auf
Diese Journalisten-Rundumbetreuung soll nicht nur dafür sorgen, dass sich die Berichterstatter wohlfühlen. Sie soll auch verhindern, dass man aus Versehen an einer der regelmäßigen Demonstrationen gegen die Machthaber vorbeikommt. Man kann bei diesem hinterlistigen Journalisten-Volk schließlich nicht vorsichtig genug sein. Dabei hatte ich natürlich nie im Sinn gehabt, unsere Technik-Analysen mit Kritik an der politischen Lage zu würzen.
Ansonsten gelten die Bahrainis unter den arabischen Staaten eigentlich noch als relativ gemäßigt, weltoffen und tolerant. Am Wochenende strömen regelmäßig Horden von saudischen Scheichs zu den feucht-fröhlichen Partys auf die Halbinsel. Alkohol ist hier nicht verboten. Alkohol-Werbung dagegen schon. Am Mittwoch erwischten wir fleißige Mitarbeiter in der Boxengasse dabei, wie sie noch schnell das “Williams Martini Racing”-Plakat über der Garage durch ein entschärftes “Williams Racing” ersetzten. Dabei hätten sie mal besser das falsch geschriebene Namensschild von “Vallteri” Bottas austauschen sollen.
Für mich war es bereits der sechste Formel 1-Besuch in Bahrain. An die Eigenheiten des Wüstenstaats habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Der Sprit kostet günstige 24 Cent den Liter. 10 Euro reichen also dicke für einmal Volltanken. Wegen des niedrigen Preises muss man Mietautos vor dem Zurückgeben übrigens nicht noch einmal nachfüllen. Es kann allerdings auch vorkommen, dass man mit dem Leihwagen nach der Abholung erst einmal zur Tanke muss, weil kein Tropfen Sprit mehr drin ist.
Checkpoint Ali vor der Strecke
Direkt vor der Strecke werden Besucher schon seit einigen Jahren von einer intensiven Polizei-Kontrolle erwartet – wir sprechen scherzhaft von “Checkpoint Ali”. Sicherheitskräfte mit Maschinengewehren, gepanzerte Fahrzeuge und riesige Röntgengeräte, die das ganze Auto durchleuchten, sieht man sonst nicht oft als Formel 1-Reporter. So doof es klingt: Mittlerweile hat man sich an diesen Anblick gewöhnt.
Bahrain hat aber auch seine guten Seiten: Nach den Freien Trainings am Freitag wurde im Fahrerlager eine große Party gestartet. Unter beleuchteten Palmen waren Teams und Journalisten – aber auch Fans mit Tickets für den Paddock Club – zu einem großen Buffet eingeladen. Das musste allerdings ohne uns stattfinden. Kollege Schmidt bombardierte mich am Abend mit seiner aufwändigen Trainingsanalyse. Bis die umfangreiche Longrun-Tabelle endlich im Netz war, hatte die gefräßige F1-Meute das Buffet bereits geleert.
Auch sportlich wurden die Erwartungen nicht ganz erfüllt. Hatte uns doch das Kracher-Duell zwischen Hamilton und Rosberg im Jahr zuvor über die gesamte Distanz von den Sitzen gerissen. Dieses Mal war der Sieg von Hamilton kaum gefährdet. Immerhin waren die weiteren Podiumsplätze umkämpft. In den Schlussrunden schob sich mit Kimi Räikkönen tatsächlich noch ein Ferrari zwischen die Silberpfeile.
Ferrari erteilt Vettel Redeverbot
Apropos Ferrari: Am Rande des Bahrain-Wochenendes gab es etwas Ärger mit der Presseabteilung der Scuderia. Kollege Schmidt hatte bereits am Freitag erfahren, dass Räikkönen und Vettel im vierten Rennen früher als geplant den zweiten Motor einbauen würden. Nachdem die Story draußen war beklagten sich italienische Reporter darüber, dass wir die Information zuerst hatten. Sie vermuteten, dass Vettel selbst der Informant war – was aber gar nicht stimmte.
Dennoch bekam Sebastian Vettel ab sofort Redeverbot. Höflich wurde uns mitgeteilt, dass der Vierfach Weltmeister nur noch in offiziellen Presserunden zur Verfügung steht. Zum Glück ließ sich Vettel selbst von der Ansage nicht einschüchtern. Seltsam war allerdings, dass der Heppenheimer seitdem immer wieder von eifrigen Ferrari-Mitarbeitern zu dringenden Meetings gebeten wurde, wenn er es wagte sich mit uns ohne Pressepolizei zu unterhalten.