Formel 1 – Mercedes-Zoff: "Wie in der Schule"

Die heiß diskutierte Szene spielte sich bereits früh im Rennen ab: Lewis Hamilton erwischte den deutlich besseren Start und überholte bereits in der ersten Kurve seinen Teamkollegen und Polesetter Rosberg. Dieser versuchte in der zweiten Runde zu kontern, kam mit viel Schwung aus der Eau Rouge und griff nach der Kemmel-Gerade an. Beim Anbremsen der Les-Combs-Kurve machte Hamilton die Innenbahn zu, Rosberg scherte nach außen und steckte zurück.

Alledings zu spät: Mit dem Frontflügel schlitzte er den Hinterreifen von Hamilton auf, der Brite musste die kompletten sieben Kilometer bis zur Box im Schneckentempo absolvieren. Während Rosberg mit kaputtem Flügel aber gutem Speed vorne weg fuhr, hatte der Brite keine Chance mehr auf ein gutes Ergebnis.

Krisenmeeting noch am Sonntag

Verbal kamen sich die beiden Silberpfeile schon vor der Sommerpause immer wieder in die Quere. Nachdem Hamilton beim Rennen in Ungarn eine Ansage seiner Crew, Rosberg vorbei zu lassen, nicht befolgte, musste Rosberg eine herbe Niederlage einstecken: Der aus der Boxengasse gestartete Brite landete vor Polesetter Rosberg.

Wie geht es nun also weiter im Kampf um den WM-Titel? Die Stewards untersuchten den Zwischenfall nicht einmal, für sie war es ein normaler Rennunfall. Nachvollziehbar, denn dass der harte Zweikampf der Silberpfeil-Piloten das gesamte Team Punkte kostet, ist nicht Sorge der Rennkommissare.

Schon kurz nach dem Rennen kündigte Niki Lauda aber an, mit beiden Fahrer noch im Laufe des Tages Gespräche zu führen. Die Schuld für die Kollision liege laut dem ehemaligen Weltmeister klar bei Rosberg: “Wir werden mit Nico reden, versuchen das zu analysieren und dann dementsprechend reagieren”, so der Österreicher, Aufsichtsratsvorsitzender im Team Mercedes, bei RTL.

“Wie in der Schule”

Für Lewis Hamilton war das Rennen nach der Aktion vorüber. Weit hinten liegend fragte er mehrmals bei seinem Kommandostand nach, ob er das Rennen wirklich bis zum Ende fahren müsse. In der 41 Runde wurde er dann erlöst und in die Box beordert. In den Interviews wirkte der Brite enttäuscht, aber ruhig: “Es ist schade für das ganze Team, die Jungs arbeiten gut und es wäre viel drin gewesen.”

Auf die Frage, wie er die Szene beurteilt, versucht der 29-Jährige nur halbherzig auszuweichen: “Das müssen andere entscheiden. Aus meiner Sicht war ich vorne, habe die Kurve normal angefahren und gut erwischt. Dann spüre ich das ich hinten getroffen werde.”

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Wut und Ärger waren ihm nicht anzusehen, doch einen Seitenhieb gegen den Teamkollegen konnte er sich nicht verkneifen: “Es ist wie in der Schule, wenn jemand etwas falsch macht wird er auch irgendwann bestraft. Da gibt es dann mal einen Klapps auf die Finger.”

Wolff kündigt Gespräch an – Lauda außer sich

Lauda dagegen schlug deutlich härtere Töne an: “Wenn die zwei bis zum Schluss kämpfen und dieser Unfall in der letzten Runde passiert, dann könnte man noch drüber reden”, sagt Lauda, “aber in der zweiten Runde ist das inakzeptabel – für das Team, für alle Mitarbeiter, für Mercedes. Jetzt hat Nico nicht einmal das Rennen gewinnen können und Lewis hat keine Punkte. Inakzeptabel!”

Teamchef Toto Wolff bestätigt die Aussagen und erklärt, dass noch heute Gespräche mit den Fahrer geführt werden: “Ich sehe es wie Lewis und auch Niki, der Fehler liegt bei Rosberg. Wir werden mit unseren Fahrer sprechen und dann entscheiden wie hart der Klapps ausfallen wird.”

“Das ist natürlich sehr dumm gelaufen”

Auch Nico Rosberg war nach dem Rennen und dem zweiten Platz nicht zu einem Lächeln aufgelegt. Der WM-Leader wurde bei der Siegerehrung von den belgischen Fans ausgepfiffen und wird sich wohl auch vom Team Kritik anhören müssen. “Das ist natürlich sehr dumm gelaufen und das ist auch nicht in Ordnung so. Das müssen wir diskutieren, denn wir hätten als Team deutlich mehr Punkte holen können”, so Rosberg.

Auch der Deutsche konnte sich aber eine bissige Bemerkung in Richtung Hamilton nicht entgehen lassen: “Wichtig ist ,dass man sich beide Meinungen anhört und auch das Regelwerk ordentlich durchliest.”

Dilemma-Situation bei Mercedes

Rosberg könnte damit wohl allenfalls die Fahrlinie von Hamilton meinen, der die Kurve zwar weit innen anfährt, dann aber beim Ausgang nach außen schert. Allerdings schien die Kurvenlinie vom Briten klar im Rahmen des Erlaubten zu sein.

Der hochexplosive “Krieg der Sterne” hat nun definitiv eine Episode mehr, das Mercedes-Team sieht sich aber mit einem Dilemma konfrontiert: Häufig wurden Mercedes dafür gelobt, ihre Fahrer frei auf der Strecke fighten zu lassen und sich mit harten Manövern zu attackieren. Jetzt hat ein Manöver aber den gesamten Rennstall viele Punkte und wohl auch einen Sieg gekostet.

Im Gespräch mit den Piloten wird es wohl darauf hinaus laufen, dass die Zweikämpfe auf der Strecke zurückstecken müssen, das Risiko bei den Manövern minimiert werden soll. Auf der Top-Speed-Strecke in Monza werden Rosberg und Hamilton in zwei Wochen das nächste Duell unter sich austragen müssen, ob es aber wieder zu engem Racing auf höchstem Niveau zwischen den beiden kommt, entscheidet nun wohl das Team.

VIDEO – Eine Runde mit Hamilton in Spa

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