Nico Hülkenberg, mit Ihrem Force India fahren Sie in der Formel 1 momentan nur hinterher. Wie sehr frustriert Sie diese Situation?
Nico Hülkenberg: Es ist im Moment schon schwierig. Vor allem deswegen, weil man auch noch so lange auf Verbesserung warten muss. Kompliziert ist es sicher auch, wenn man sieht, wo wir letztes Jahr schon waren. Solche Rückschritte möchte niemand mitmachen, deswegen ist das eine harte Zeit, aber da müssen wir jetzt durch.
In der letzten Saison haben Sie 96 WM-Zähler geholt und fuhren bei 15 von 19 Rennen in die Punkte. Wie erklären Sie sich den Absturz in diesem Jahr?
Hülkenberg: Wir sind im Winter auf der Stelle stehen geblieben und haben das Auto nicht wirklich richtig weiterentwickelt, alle anderen aber schon. Vor allem bei den Motoren haben Kundenteams wie zum Beispiel Sauber mit Ferrari richtig zugelegt. Sie profitieren sehr von dieser Situation.
Ihr Teamkollege Sergio Perez hat unlängst gesagt, dass ihm die Motivation verloren geht, wenn er aus eigener Kraft keine Punkte holen kann. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Hülkenberg: Vielleicht war das etwas aus dem Kontext gerissen, denn so sieht er das nicht. Natürlich sind wir alle Rennfahrer, die am liebsten gerne um Siege kämpfen wollen. Wenn das nicht geht, dann will man einen anderen sportlichen Anreiz und zumindest Punkte haben. Aber auch das ist momentan schwierig. Trotzdem müssen wir uns das natürlich vornehmen und ein bisschen auf unser Glück – oder Pech und Fehler der anderen hoffen. Aus eigener Kraft ist es momentan aber eher schwierig, Punkte zu holen.
Also haben Sie persönlich keine Probleme mit der Motivation?
Hülkenberg: Wir haben immer noch einen der geilsten Jobs, die es auf der Welt gibt. Es macht Spaß, mit einem Formel-1-Auto zu fahren. Natürlich bin ich gerade nicht da, wo ich sein will, aber man muss das auch alles immer in Relation setzen. Am Limit zu fahren und alles aus mir und dem Auto herauszuholen, macht immer noch viel Spaß. Der Wettkampf ist das, was ich liebe.
Und Sie sind nicht der erste Formel-1-Pilot in dieser komplizierten Lage…
Hülkenberg: Es gibt viele Fahrer, die schon mal in so einer Situation waren. Wie unprofessionell wäre es denn, wenn man nach drei Wochen von einem Dreivierteljahr den Kopf in den Sand steckt? Das ist ja auch keine Einstellung.
Waren Sie in Ihrer Karriere schon mal in so einer Lage?
Hülkenberg: So extrem noch nie.
Es heißt, dass Ihnen erst zum Grand Prix in Österreich im Juni ein entscheidend verbessertes Auto zur Verfügung stehen wird. Was ist bis dahin mit dem aktuellen Wagen drin?
Hülkenberg: Es ist eher wenig möglich, und die nächsten Wochen wird es sehr schwierig, genau kann man das aber nicht vorhersehen. Als unsere direkten Konkurrenten sehe ich Sauber, Toro Rosso und Lotus an. Wahrscheinlich auch erst mal McLaren, wobei sie in den nächsten Wochen noch einige Schritte machen werden. Dann wird es schwer, sie noch hinter uns zu halten.
Am Sonntag geht es in Bahrain um die nächsten WM-Punkte. Wie sehr mögen Sie das Rennen?
Hülkenberg: Bahrain ist okay, es ist keine meiner Lieblingsstrecken. Aber ich mag die Atmosphäre, denn das Fahrerlager ist traumhaft. Man hat da eine Atmosphäre wie bei ‘1000 und einer Nacht’, ich mag auch generell die Nachtrennen. Sportlich gesehen muss man aber sagen, dass da nicht mehr zu erwarten ist als in China.
Sie werden in diesem Sommer zum ersten Mal nicht vor Ihren heimischen Fans fahren. Wie sehr ärgert Sie die Absage des Grand Prix in Deutschland?
Hülkenberg: Es ist auf jeden Fall schlecht, wenn man den Grand Prix in Deutschland verliert, der in der Vergangenheit immer dabei war. Das ist eine bittere Pille, vor allem für mich als deutschen Fahrer. Für das gesamte Thema Formel 1 in Deutschland ist das ein Rückschritt.
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