Formel 1
Von Petra Wiesmayer – 29.04.2015-19:09
Lotus-Pilot Romain Grosjean ist kein Crash-Pilot mehr. Der Schweizer hat dazu gelernt und gibt zu, dass er früher mit einer völlig falschen Einstellung in die Rennen gegangen ist.
2012 war ein Jahr, an das sich Romain Grosjean wohl nicht uneingeschränkt gerne erinnert. In seinem ersten Jahr als Stammpilot in der Formel 1 war der Lotus-Pilot in mehr Unfälle verwickelt als jeder andere Fahrer und musste als Strafe für einen Massencrash in Spa beim Grand Prix von Italien sogar zuschauen. Auf der anderen Seite stand der damals 26-Jährige aber auch drei Mal auf dem Podium: In Kanada als Zweiter und in Bahrain und Ungarn als Dritter.
Nach einem kurzen Einsatz für Renault im Jahr 2009 hatte sich Grosjean zwei Jahre lang in Serien wie der GP2, der Langstrecken-WM oder auch als Testfahrer für Lotus verdient, bevor er einen neuen Versuch in der Königsklasse startete. Zahlreiche Unfälle, meist schon in der ersten Runde, machten ihn nicht gerade zum Lieblingsgegner der anderen Fahrer im Feld. Er sei mit völlig falschen Zielen in die Rennen gegangen, gibt der Genfer heute zu.
«Ich bin 2012 in die Formel 1 gekommen und stand schon in Bahrain zum ersten Mal auf dem Podium. Dann kamen wir nach Barcelona und Kanada und ich habe beinahe das Rennen gewonnen», erinnert sich Grosjean gegenüber unseren Kollegen von Crash.net. «Dann kamen wir nach Valencia und ich sollte das Rennen gewinnen und hatte ein Problem mit der Lichtmaschine. Dann ging es immer nur darum, das Rennen zu gewinnen und da vergisst man dann leicht den Rest. Du fährst in die erste Kurve und denkst, ‘ich muss da sein, wenn ich gewinnen will.’ das sind die falschen Ziele.»
Seitdem habe er zwar viel gelernt und seine Fahrweise geändert, genau diese Aggressivität, die ihn damals in Schwierigkeiten gebracht habe, sei im Qualifying oder in gewissen Situationen im Rennen aber auch seine Stärke gewesen, sagt er. «Man kann eine gute Runde fahren und dann ist es auch im Rennen mitunter wichtig, diese Aggressivität zu besitzen. Natürlich musst du sie kontrollieren und musst wissen, dass 500 Leute hart arbeiten, damit du ein Auto hast und das willst du nicht zu Schrott fahren.»
Schrott hätte er nie produzieren wollen, betont Grosjean, eine Entscheidung in Bruchteilen von Sekunden sei aber nun manchmal eine um Alles oder Nichts. «Man will nichts Verrücktes tun oder irre Risiken eingehen. Es geht in einem sehr kurzen Moment um sehr viel, wenn man sich entschließt zu überholen. Man muss überlegen, ‘ist das eine gute Stelle? Wie geht es?’ Und man will keinen Unfall bauen.»
«Es ist heftig im Auto, man muss vieles bedenken und daher bedeutet es auch nicht, dass man dumm ist oder mutig, wenn man die richtige oder falsche Entscheidung trifft. Es sind manchmal nur Kleinigkeiten, die entscheiden, ob man es richtig oder falsch macht.»