Fünf Staaten unterstützen die US-amerikanischen Militäroperationen in der Region direkt
Viele arabische Regierungen haben in den vergangenen Tagen und Wochen die Öffentlichkeit darauf eingestimmt, dass militärische Aktionen gegen die Terrormiliz “Islamischer Staat” (IS) im Irak und auch in Syrien notwendig seien. Überraschend schnell ist dieser Ernstfall auch in Syrien am Dienstag eingetreten. Und ganz prominent hat die US-Regierung in ihren ersten Informationen die symbolisch wichtige Beteiligung von fünf arabischen Partnern hervorgehoben, ohne allerdings die Rolle von Jordanien, Katar, Bahrain, Saudi-Arabien und den Arabischen Emiraten genauer zu definieren.
Tiefe Ressentiments
Die betroffenen arabischen Regierungen hüllten sich dagegen vorerst – mit Ausnahme von Jordanien und Bahrain – in Schweigen. Katar ließ über den Sender Al-Jazeera präzisieren, Doha habe nur unterstützend gewirkt. In weiten Kreisen der Bevölkerung in diesen Ländern bestehen tiefe Ressentiments gegen militärische Aktionen der USA in der Region. Sie werden von konservativen Kreisen regelmäßig als “Kreuzzug gegen den Islam” kritisiert – vor allem dann, wenn zivile Opfer zu beklagen sind.
Neben Bahrain hat in Amman Informationsminister Mohammed Momani bestätigt, dass jordanische Kampfjets an der Bombardierung von IS-Zielen in Syrien beteiligt waren. In Jordanien hat es in den vergangenen Wochen mehrere IS-Infiltrationsversuche gegeben.
“Frontstaaten” im IS-Visier
Die Luftschläge seien notwendig, um zu verhindern, dass der Terror das Königreich erreiche, präzisierte Momani, der auch bestätigte, dass die Kampagne, die von den jordanischen Muslimbrüdern verurteilt wurde, andauern werde. Jordanien ist wie Saudi-Arabien und die Emirate ein “Frontstaat” für die IS, wo die Gefahr am höchsten eingestuft wird, dass die Miliz ihr Territorium in diese Länder ausdehnen könnte.
Mit der Teilnahme an der US-Operation haben diese Staaten nicht nur Differenzen in verschiedenen Fragen beiseitegeschoben; sie räumen auch ein, dass derzeit die IS als Feind Nummer eins angesehen wird, der bekämpft werden muss, auch wenn dadurch kurzfristig Syriens Präsident Bashar al-Assad gestärkt werden könnte und Racheakte drohen.
Mit dem Treffen zwischen US-Außenminister John Kerry und seinem iranischen Amtskollegen Javad Zarif am Montag in New York war auch die Bedingung des Irak und anderer arabischer Staaten erfüllt, dass Teheran informiert werden müsse.
Ägyptens Militär greift nicht ein
In der Liste der arabischen Partner, die für Glaubwürdigkeit der US-Militärschläge sorgen sollen, fehlt Ägypten, das bevölkerungsreichste arabische Land. Präsident Abdelfattah al-Sisi unterstützt die von den USA geschmiedete Allianz zwar politisch – den Kampf gegen die IS-Miliz bezeichnete er als Teil des internationalen Kampfes gegen den Terror. Er hat aber eine militärische Mitwirkung kategorisch ausgeschlossen. Ägypten hat seine historisch engen Beziehungen zu Damaskus nie ganz abgebrochen.
Die eigene Armee würde nur innerhalb der Landesgrenzen eingesetzt, betonte Sisi. Dort ist sie vor allem auf der Sinai-Halbinsel aktiv, wo sich seit Jahren Jihadisten-Gruppen eingenistet haben, die der IS nahestehen. Am Montag hat sich die IS zum ersten Mal direkt an diese Sinai-Jihadisten gewandt und sie aufgerufen, ihre Attacken auf die ägyptischen Sicherheitskräfte zu intensivieren. “Spickt die Straßen mit Sprengstoff! Greift ihre Stützpunkte an! Überfallt ihre Häuser! Schneidet ihnen die Köpfe ab, lasst sie sich nicht in Sicherheit wiegen!”, lautet der IS-Aufruf ganz konkret. (Astrid Frefel aus Kairo, DER STANDARD, 24.9.2014)