Bangladesch, Kirgisistan, Jordanien. Es sind abenteuerliche Stippvisiten, die Vitalij Lux, Stürmer beim Regionalligisten 1. FC Nürnberg II, diesen Sommer erleben durfte. Der 26-Jährige ist in Kirgisistan geboren und darf daher für sein Heimatland in der WM-Qualifikation spielen. Vorige Woche absolvierte der Angreifer mit seinem Team sein drittes Länderspiel in Amman in Jordanien um die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2018 in Russland. Die Partie endete torlos, weil der jordanische Torhüter mit drei Großtaten auch einen Treffer von Vitalij Lux verhinderte. Im Oktober stehen für Lux zwei weitere Spiele für sein Heimatland an.
Vitus Nagorny (39), Trainer beim Süd-Bayernligisten SpVgg Hankofen-Hailing, ist wie Vitalij Lux in der ehemaligen Sowjetrepublik Kirgisistan zur Welt gekommen. “Ich gönne es Vitalij, dass er es bis in die Nationalmannschaft geschafft hat. Mir ist das leider nicht gelungen”, sagt Nagorny, der selbst Profi in der zweiten Liga in Deutschland gewesen ist. So weit hat es Lux im deutschen Profifußball noch nicht geschafft. Der Torschützenkönig der Regionalligasaison 2012/13 ist bislang nicht über Liga vier in der Bundesrepublik hinausgekommen. Aber dafür hat es Lux, der mit sechs Jahren nach Deutschland kam und in Ulm aufgewachsen ist, bis in die Auswahl seines Heimatlandes geschafft.
Trainingslager in Bahrain: »Die Bedingungen waren extrem.«
Vor ein paar Tagen ist der Angreifer von seinem dritten Länderspieleinsatz zurückgekehrt. Die beiden ersten Spiele absolvierte der Kicker der Nürnberger Profireserve in der Qualifikationsgruppe B in Asien. Am 11. Juni gab Lux seinen Einstand im Nationalteam in Bangladesch, wo es einen 3:1-Erfolg für Kirgisistan gab. Fünf Tage später kehrte Lux zum ersten Mal seit 20 Jahren in seine Heimat zurück. Australien gewann die Partie in Kirgisistan mit 2:1. Am 3. September streifte sich Lux zum dritten Mal das Trikot seines Heimatlandes über. “Ein tolles Gefühl”, berichtet der Torjäger stolz. Die Reise dauerte zehn Tage und begann am Flughafen in Frankfurt mit dem Trip nach Bahrain, wo sich die Mannschaft traf und sich eine Woche vorbereiten konnte. “Irgendwie war das schon toll. Aber die klimatischen Bedingungen waren extrem. Ein Schritt vor die Tür und die Soße ist einem runtergelaufen.” Bis zu 45 Grad herrschten draußen, ohne Klimaanlage wäre an Schlaf nicht zu denken gewesen. Nach einer Woche stand der Trip ins jordanische Amman zum Qualifikationsspiel an. Lux spielte vor 6.000 Zuschauern von Anfang an und hatte eine Riesenchance zum 1:0. “Aber der Torwart hat mit einer Weltklasseleistung den Ball abgewehrt und auch den Nachschuss von meinem Teamkollegen gehalten. Wir hätten das Spiel gewinnen können”, war Lux etwas enttäuscht, dass ihm nicht der erste Treffer für sein Heimatland gelungen ist.
Im Oktober geht`s weiter gegen Tadschikistan und Bangladesch.
Im Oktober wird Lux erneut in sein Geburtsland reisen, dann stehen die Qualifikationsspiele vier und fünf an. Am 8. Oktober geht es für Kirgisistan gegen Tadschikistan und und am 13. Oktober steht die Partie gegen Bangladesch an. Der 1,83 Meter große Stürmer, der in der laufenden Saison in sieben Spielen vier Treffer für seinen Klub Nürnberg II erzielt hat, hofft dann auf sein erstes Tor für sein Heimatland: “Das wäre natürlich die Krönung, eine ganz tolle Sache.” Für ihn sind aber derzeit die Reisen zu den Auswärtsspielen und in sein Geburtsland schon eine wahnsinnig interessante Erfahrung: “Es ist schon überragend bei solchen Events dabei sein zu können, denn wir spielen ja immerhin um die Qualifikation zur Weltmeisterschaft. Da bin ich schon sehr stolz darauf. Die Spiele laufen noch bis Ende März 2016. Mit vier Punkten aus drei Spielen ist noch etwas möglich, mindestens Rang zwei muss für das Weiterkommen erreicht werden.” Und der 26-Jährige kann es kaum erwarten, bis der Flieger Anfang Oktober wieder Richtung Zentralasien abhebt: “Irgendwie fühle ich mich dort schon heimisch. Und wir haben ganz tolle Fans. 25.000 Zuschauer haben uns im Juni unterstützt und das wird bestimmt wieder so sein. Darauf freue ich mich schon.” Für die WM-Endrunde wird sich Kirgisistan zwar wahrscheinlich nicht qualifizieren, da nur vier oder fünf Teams aus Asien 2018 dabei sein werden. Aber für Vitalij Lux werden die Länderspiele ein unvergessliches Erlebnis bleiben.