Diplomatische Lösung für ein technisches Problem: Nach einer Serie von Telefonaten und Treffen hat der Iran zehn mit einem Bootsschaden in seine Gewässer abgetriebene US-Seeleute wieder freigelassen. Sie hätten ihren Gewahrsam auf der iranischen Insel Farsi im Persischen Golf verlassen, teilten beide Staaten am Mittwoch mit. Zuvor hatte der Iran bestätigt, dass die beiden Boote Probleme an ihrem Navigationssystem gehabt hätten. Die US-Regierung begrüsste die Freilassung.
Die beiden Boote waren nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums am Dienstag zwischen Kuwait und Bahrain unterwegs, als der Kontakt zu ihnen abbrach. Sie seien abgetrieben und in iranische Hoheitsgewässer geraten. Iranische Sicherheitskräfte hätten sie aufgegriffen. Der Iran habe versichert, dass die Seeleute und ihre Boote schnell wieder freigelassen würden. Die Seeleute kamen über Nacht vorübergehend auf Farsi in Gewahrsam.
Kerry schaltete sich ein
Die iranische Nachrichtenagentur Fars berichtete, dass die Marine der Iranischen Revolutionsgarde zehn ausländische Kräfte festgenommen habe. Zuvor hätten diese unerlaubterweise iranische Gewässer befahren. Der Marinechef der iranischen Revolutionsgarde, Ali Fadawi, sagte, die Seeleute hätten sich unprofessionell verhalten. Der Iran habe ihnen erlaubt, mit dem US-Militär Kontakt aufzunehmen. Ermittlungen hätten gezeigt, dass sie wegen mechanischer Probleme an ihrem Navigationssystem in iranische Gewässer geraten seien. Der Schaden sei inzwischen behoben.
Nach Angaben des US-Militärs kamen die neun Männer und eine Frau offenbar unbeschadet frei. Die Revolutionsgarde veröffentliche Bilder der Seeleute und erklärte, diese hätten um Verzeihung gebeten. Dem widersprach US-Vizepräsident Joe Biden. «Es gab nicht, wofür man sich hätte entschuldigen müssen», sagte er dem Fernsehsender CBS. Es habe auch keine Aufforderung dazu gegeben. Es habe sich um die übliche Praxis unter Seefahrern gehandelt.
Um die Seeleute freizubekommen, hatte AussenministerJohn Kerry seinen iranischen Amtskollegen Mohammed Dschawad Sarif angerufen, zu dem er nach jahrelangen Verhandlungen über das iranische Atomprogramm einen guten Draht hat. Kerry habe sich persönlich mit Sarif dafür stark gemacht, dass die Angelegenheit gelöst werde, hiess es aus Regierungskreisen.
Problem während eines Übungseinsatzes
US-Verteidigungsminister Ashton Carter lobte den Einsatz Kerrys und die schnelle Freilassung durch den Iran. «Überall auf der Welt hilft die US-Marine routinemässig ausländischen Seeleuten, die in Schwierigkeiten sind», sagte er. Die USA begrüssten, dass der Iran in diesem Fall ähnlich verfahren sei. Kerry sagte, der Zwischenfall zeige, wie wichtig Diplomatie zur Lösung von Problemen sei.
Die Seeleute sind laut offiziellen Angaben Teil des Riverine-Geschwaders 1, das in San Diego stationiert ist. Sie sind demnach zur US-Marine in Bahrain entsandt worden. Das Problem soll während eines Übungseinsatzes aufgetreten sein. Wie es dazu kam, will die Marine jetzt untersuchen.
Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran hatten sich zuletzt erneut verstärkt. Ende Dezember soll der Iran Raketen in der Nähe von US-Kriegsschiffen getestet haben, als diese durch die Strasse von Hormus gekreuzt sind. Gleichzeitig wird erwartet, dass Teheran die Vereinbarungen aus dem im Sommer geschlossenen Atomabkommen mit den UN-Vetomächten sowie Deutschland erfüllt. Die Umsetzung des Deals ist Kerry zufolge nur noch eine Frage von wenigen Tagen. (chk/SDA/AFP)
(Erstellt: 13.01.2016, 11:23 Uhr)