Die USA wollen auf keinen Fall noch einmal allein gegen Islamisten auf arabischem Boden zu Felde ziehen. Doch Obamas Verbündete zögern aus Angst vor den eigenen Leuten.
Die
kurze Rede von Barack Obama vor dem Weißen Haus hatte etwas
auffällig Beschwörendes, als wenn der US-Präsident von seinen
eigenen Worten noch selbst hätte überzeugt werden müssen.
Überschwänglich pries er den Beitrag der arabischen Staaten bei der
ersten Luftaktion gegen die Dschihadisten des “Islamischen Staats”
(IS) in Syrien, nannte die Ad-hoc-Militärkooperation “ein starkes
Bündnis”, das der Welt zeige, “dass dies nicht alleine der Krieg
Amerikas ist”. Gleichzeitig beeilten sich die PR-Leute des Weißen
Hauses und des Pentagons, unter den US-Journalisten mit Saudi-Arabien,
Bahrain, den Emiraten, Katar und Jordanien die Identitäten der
arabischen Co-Piloten zu streuen, auch wenn deren militärischer
Beitrag bislang ausgesprochen spärlich zu sein scheint.
Mitarbeiter des Pentagon
ließen durchblicken, dass die erste Angriffswelle in Syrien einzig von
US-Jets geflogen worden sei. Die Jordanier priesen ihre Luftwaffe für
Einsätze nahe ihrer Ostgrenze zum Irak, also direkt vor der eigenen
Haustür. Das Ziel sei es gewesen, zu verhindern, dass der “Terrorismus
das Königreich erreicht”. Saudi-Arabien sowie die kleinen
Golffürstentümer Bahrain und Vereinigte Arabische Emirate dagegen äußerten sich zu
ihrem Kampfeinsatz allesamt nur äußerst vage. Katar will sich gar nur auf
logistische Unterstützung beschränkt haben, die restlichen 15
Staaten der Arabischen Liga sowie die Türkei hielten sich vollends
abseits.
Dabei
wissen die arabischen Regierungen am Golf: Ihre Beteiligung ist Voraussetzung dafür,
dass die US-Luftstreitkräfte überhaupt gegen den IS zu Felde ziehen.
Auf noch einen einsamen Krieg auf arabischem Boden gegen muslimische
Extremisten wollte sich Obama auf keinen Fall einlassen.
Und deshalb werden die USA in den kommenden Wochen sehr
genau darauf achten müssen, dass sich die neuen Bundesgenossen nicht
still und heimlich wieder aus dem Staub machen.
Am
besten motiviert unter den unwilligen Willigen dürften noch
Saudi-Arabien und Jordanien sein. Beiden Monarchien haben die IS-Terroristen bereits Sturmangriffe angedroht, “wenn wir
in Irak und Syrien fertig sind”. Beide haben die selbst ernannten Gotteskrieger nahe
an ihren Grenzen und ein schwer kalkulierbares Potenzial an
Sympathisanten innerhalb der eigenen Bevölkerung. 2.500 junge Saudis sollen in Syrien und Irak aktiv sein, neben Tunesien der größte Anteil unter
allen arabischen Nationen. Der Obermufti des Königreiches, Abd al-Aziz Al Sheikh, brauchte mehr als zwei Monate, bis er zu den neuen islamistischen Terroristen überhaupt Worte fand und sie als “Feind
Nummer eins des Islam” verdammte. “Die sunnitische geistliche
Führung würde lieber Fatwas über die Farben von Nagellack bei
Frauen schreiben, als sich mit dieser Krise der eigenen Religion zu
beschäftigten”, urteilte James B. Smith, von 2009 bis 2013
amerikanischer Botschafter in Riyadh.
In
den letzten drei Monaten allerdings häufen sich die Verhaftungen von angeworbenen IS-Kämpfern und Ex-Gotteskriegern, auch der Spendenfluss in
Richtung “Islamischer Staat” wird strenger kontrolliert. Vor
zwei Wochen kündigte Saudi-Arabien zudem den beschleunigten Ausbau
einer 900 Kilometer langen Grenzanlage zu Irak an. Ein zehn Kilometer
breiter Streifen soll mit gestaffelten Zäunen, Wachtürmen, Kameras
und Radarsystemen ausgestattet werden. Gleichzeitig wurden die
Garnisonen vor Ort um 30.000 Soldaten aufgestockt.
An den
Luftschlägen in Irak und Syrien beteiligte sich das Königreich
bisher aber offenbar noch nicht. Man verstehe seine Rolle, zitierte die
staatliche Nachrichtenagentur ein hohes Regierungsmitglied, in der
“Unterstützung der moderaten syrischen Opposition” und “im
Kampf gegen die tödliche Seuche Terrorismus”.
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