Kritk wächst: Golfstaaten bieten Flüchtlingen aus Syrien kein Asyl

Der Weg über das Mittelmeer ist gefährlich, nicht selten endet er tödlich. Mehr als 2000 Flüchtlinge sollen laut Internationaler Organisation für Migration (IOM) in diesem Jahr beim Versuch gestorben sein, auf dem Seeweg nach Europa zu gelangen. Viele Flüchtlinge kennen die Gefahren, die auf dem Weg lauern. Trotzdem treten sie ihn an – in der Hoffnung, ein neues Leben ohne Krieg und Gewalt beginnen zu können.

Alleine aus Syrien befinden sich derzeit geschätzt vier Millionen Menschen auf der Flucht. Sie flüchten vor allem nach Jordanien, in den Libanon oder die Türkei. In die Golfstaaten versuchen es die meisten nicht einmal.

Die vor allem durch Öl reich gewordenen Länder unternehmen nämlich praktisch nichts, um Flüchtlinge aus Krisenregionen aufzunehmen, wie Amnesty International schon Ende vergangenen Jahres anprangerte. Zum einen haben Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Oman, Katar, Bahrain und Kuwait bisher nicht die Genfer Flüchtlingskonvention unterzeichnet. Zum anderen hätten die Staaten für syrische Flüchtlinge auch keinen einzigen Platz geschaffen.

Oder, wie es es Kenneth Roth, US-amerikanischer Jurist und Geschäftsführer von Human Rights Watch, in dieser Woche per Nachrichtendienst Twitter auf den Punkt brachte: “Ratet, wie vielen dieser syrischen Flüchtlinge Saudi Arabien und die anderen Golfstaaten angeboten haben zu bleiben? Null.”

Eigentlich sind die Golfstaaten aufgrund ihrer geographischen Nähe zu den Krisengebeieten und ihres relativen Reichtums durchaus in der Lage, bedeutend mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Offiziell können Syrer auch ein Touristenvisum oder eine Arbeitsgenehmigung beantragen. Wie die BBC berichtet, scheitert es dabei aber häufig an den Behörden und den viel zu hohen Kosten, die ein durchschnittlicher Flüchtling oft nicht zahlen kann.

Nicht nur bei Menschenrechtsorganisationen wird die Kritik an der regiden Flüchtlingspolitik der Golfstaaten immer lauter. Mehr als 33.000 Mal soll der Hashtag #Welcoming_Syria’s_refugees_is_a_Gulf_duty in der vergangenen Woche benutzt worden sein. Viele Muslime fordern, ihren Glaubensbrüdern Asyl zu gewähren.

Besonders viral wurde dabei ein Comic der Tageszeitung Makkah Newspaper aus Saudi Arabien. Ein verwahrloster Flüchtling bettelt mit einem Kind auf dem Arm an der verschlossenen Tür Europas, durch ein kleines Fenster in der Tür schaut skeptisch ein bleiches Gesicht nach draußen. Daneben eine Tür, abgeriegelt mit Stacheldraht. Ein Araber guckt heraus, zeigt in Richtung Europa und ruft frei übersetzt: “Warum lasst ihr sie nicht herein?”

Aber auch der Tod des dreijährigen Aylan an der Küste Bodrums sorgt in den sozialen Netzwerken der Golfstaaten für Furore. Eine Karikatur zeigt den Jungen am Strand liegend, hinter ihm haben sich Männer in typisch arabischer Tracht versammelt, ein Loch im Sand ausgehoben. Sie stehen als Totengräber symbolisch für jeden Flüchtling, der sterben muss, weil er nirgendwo sicheres Asyl findet.

Ein Umdenken der politischen Führung, etwa in Saudi Arabien, ist derweil unwahrscheinlich. Sie befürchtet angesichts der Flüchtligsströme, die in die Nachbarländer strömen, Destabilität im eigenen Land. So heißt es auch vom Auswärtigen Amt: “Im Kontext der Umwälzungen in der arabischen Welt sind Bewahrung von Sicherheit und Stabilität im eigenen Land und in der Region (…) die Konstanten der saudi-arabischen Außenpolitik.”

Der politische Druck auf die Machthaber der Golfstaaten ist derweil noch relativ überschaubar. Als zu wichtig wird das Bündnis angesehen, wenn in der Region langfristig wieder Stabilität einkehren soll.

Mehr Nachrichten zu der Flüchtlingskrise lesen Sie hier.


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