Kurswechsel der Königshäuser

Lächelnd sitzt Khaled Bin Salman in seinem grauen Kampfjet. Der Sohn des saudischen Kronprinzen wirkt zufrieden: Gerade ist er von einem Einsatz gegen die Terrormiliz “Islamischer Staat” (IS) aus Syrien zurückgekehrt. Das zumindest schreibt die staatliche saudische Nachrichtenagentur, die das Foto des Prinzen veröffentlichte. Nutzer des Kurznachrichtendienstes Twitter haben es hundertfach geteilt und kommentiert. Denn das Bild soll nicht nur die saudische Beteiligung an den Luftschlägen in Syrien belegen. Es symbolisiert auch: Saudi-Arabien hat seine Strategie geändert. Der Golfstaat greift jetzt selber ein.

Lange hatte Saudi-Arabien nur indirekt in den Syrien-Krieg eingegriffen. Als die Proteste gegen Präsident Baschar al-Assad Mitte 2011 in Gewalt umschlugen, unterstützte der Golfstaat die Streitkräfte befreundeter Länder mit Geld. Militärisch mischte Saudi-Arabien nicht mit. Das reiche Nachbarland Katar dagegen beteiligte sich 2011 an der Militärintervention gegen den langjährigen Herrscher Muammar Gaddafi in Libyen. In diesen Tagen unterstützt Katar die Luftschläge der USA logistisch. Dass jetzt auch Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Jordanien mitmachen, ist neu – zumal sich Katar im Golfkooperationsrat (GCC), dem Club der Ölmonarchien, in den vergangenen Monaten zunehmend isoliert hatte.

Streit unter den Monarchen

Drei der sechs GCC-Mitglieder zogen im Frühjahr ihre Botschafter aus Katar ab, weil das Emirat die Muslimbrüder unterstützte. Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate sehen in der islamistischen Bewegung eine Bedrohung ihrer Herrschaft. Reiche Kataris sollen auch Spenden für die radikalen Kämpfer in Syrien und im Irak gesammelt haben. Dass von offizieller Seite Geld geflossen ist, hat der Emir von Katar, Scheich Tamim Bin Hamad Al-Thani, bei seinem ersten Staatsbesuch in Deutschland in der vergangenen Woche bestritten. Immer wieder war Katar mit solchen Vorwürfen konfrontiert worden. Vor allem Saudi-Arabien und Jordanien fühlen sich vom “Islamischen Staat” bedroht. Die beiden Länder grenzen an die umkämpften Gebiete im Irak und in Syrien.

Die Bedrohung durch den “Islamischen Staat” hat die Mitglieder des Golfkooperationsrates wieder zusammenrücken lassen: Die Ölmonarchien und Jordanien ziehen jetzt an einem Strang und unterstützen die USA in ihrem Kampf gegen die Terroristen. “Es ist die wichtigste Allianz, die Washington seit der Befreiung Kuwaits 1991 auf seine Seite ziehen konnte”, schreibt der Nahost-Experte Markus Bickel in der “Frankfurter Allgemeine Zeitung”. Sultan Al-Qassemi, einer der einflussreichsten Twitter-Kommentatoren aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, sieht in der Allianz einen Beleg dafür, dass in der arabischen Welt nicht mehr Kairo, sondern die Golfregion den Ton angibt. “El Sist hat die Gelegenheit verpasst, sich für die USA ‘unentbehrlich’ zu machen, weil er sich nicht an der Anti-ISIS-Koalition beteiligt. Die Marginalisierung Ägyptens geht weiter”, schreibt Al-Qassemi auf Twitter.

Lob aus den USA

US-Präsident Barack Obama hat den Außenministern von Bahrain, Jordanien, Katar, Saudi-Arabien und Jordanien seine Anerkennung für ihren Einsatz ausgesprochen. Ohne ihre Hilfe wäre es nicht gelungen, den “Islamischen Staat” im Grenzgebiet zwischen Syrien und dem Irak zurückzudrängen. Ein Lob, das dem saudischen Königshaus gefallen dürfte. Die Fotos des jungen Prinzen im Kampfjet jedenfalls passen dazu: Saudi-Arabien präsentiert sich als Staat mit einsatzbereiten Streitkräften – und einer neuen außenpolitischen Strategie.

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