(Motorsport-Total.com) – Toyota konnte mit dem neuen TS030 Hybrid erst verspätet in der WEC debütieren. Die Japaner mit Entwicklungsstandort in Köln wollten ursprünglich bereits beim Rennen in Spa im Mai antreten, doch ein Testcrash von Nicolas Lapierre in Le Castellet warf das Team zurück. Man stellte sich erstmals im Juni beim Highlight in Le Mans der Konkurrenz – und wie. Bevor beide Autos ausschieden zauberte sich Lapierre sensationell nach vorne.
“Darauf werde ich heute noch angesprochen”, sagt der Franzose über sein Duell gegen Audi-Pilot Benoit Treluyer. “Es war natürlich eines der Highlights der Saison. Ich war in meinem fünften Stint und der Wagen wurde immer besser. Ich hatte eine Lücke von 40 Sekunden zugefahren und ihn geschnappt. Ein solch toller Fight konnte sich nur mit ihm entwickeln. Es war klar, dass alles gutgehen würde. Wir sind Freunde und respektieren uns.”
Lapierre und das gesamte Toyota-Team mussten die Ausfälle von Le Mans anschließend verdauen. Man analysierte die Geschehnisse, zog die Lehren daraus und verbesserte das Paket. Beim 6-Stunden-Rennen in Silverstone fuhr das Team erstmals mit einem neuen Aerodynamikpaket. Sofort war mal in puncto Speed mit Audi auf Augenhöhe, aber der hohe Benzinverbrauch verhinderte einen ersten Erfolg, der später in Brasilien gelingen sollte.
“Nach Silverstone gab es die normalen Anpassungen am neuen Aerodynamikpaket, außerdem eine Verbesserung bezüglich des Verbrauchs. Zusätzlich haben wir das Nachtanken beschleunigt. Bis dorthin hatten wir jeweils sechs Sekunden auf die Audis verloren”, erklärt Lapierre auf ‘endurance-info.com’ die wichtigen Fortschritte. “Ich würde unsere Saison in zwei Hälften teilen. Zur Halbzeit hat es ‘klick’ gemacht. Drei Siege vor den Audis zu feiern, ist ein großer Erfolg. Niemand hatte erwartet, dass wir auf einem solchen Level agieren könnten.”
“Die Saison war gut, wenn der Anfang auch etwas schwierig war”, blickt der Teamkollege von Alex Wurz zurück. “Uns war klar, dass wie die nötige Performance haben, aber nicht unbedingt die Zuverlässigkeit. Dann gab es den Unfall beim Test, der uns im Zeitplan zurückgeworfen hat. Wir konnten dadurch erst bei den 24 Stunden von Le Mans unseren ersten Renneinsatz absolvieren. Und Le Mans ist mit einem ganz neuen Auto nicht gerade einfach.”
Das Jahr 2012 brachte aus Sicht von Lapierre viele Highlights, aber auch einen persönlichen Rückschlag. In Bahrain war das Team einem Podestplatz nahe, der Franzose nach anfänglichen Elektriksorgen auf der Aufholjagd. Dann rammte Lapierre den HPD von Strakka und fiel mit einem Aufhängungsschaden aus. “Bahrain war für mich die größte Enttäuschung”, sagt er. “Ein solcher Crash war mir noch nie zuvor passiert. Ohne den Unfall wären wir auf das Podium gefahren.”
Diesen Rückschlag konnten der Franzose und seine Mannschaft schnell verdauen. Man ließ anschließend weitere Siege beim Heimspiel von Toyota in Fuji und beim Finale in Schanghai folgen. Seither bereitet sich Lapierre auf 2013 vor. Im kommenden Jahr will Toyota zwei Autos in der WEC einsetzen. “Die Fahrer bleiben wahrscheinlich an Bord. Das einzige Fragezeichen steht hinter Sebastien Buemi, der womöglich einen Formel-1-Vertrag zu erfüllen hat”, sagt Lapierre, der weiterhin mit Wurz und Kazuki Nakajima fahren wird. Das zweite Auto sollen sich Buemi, Stephane Sarrazin und Anthony Davidson teilen.