Was mag sich wohl Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo gedacht haben, als er diese Bilder sah. Auf dem Podium des GP Bahrain stand neben Lewis Hamilton, Nico Rosberg und Sergio Perez ein Mann, den er 2011 in einer Kurzschlussreaktion gefeuert hatte. Ferrari suchte ein Bauernopfer für die Niederlage beim GP Spanien, die mit einer Runde Rückstand auf Sieger Sebastian Vettel besonders schmerzvoll ausfiel. Das Bauernopfer hieß Aldo Costa. Er war technischer Direktor in Maranello. Die Teamleitung warf ihm vor, in seiner Konstruktionsphilosophie zu konservativ gewesen zu sein.
Red Bull in bestimmten Kurven schneller
Drei Jahre später haben Costas Designteam und die Motorenabteilung von Mercedes das beste Paket auf die Räder gestellt. Und Ferrari fährt hinterher. Es wäre ungerecht, dass nur auf den Motor zu reduzieren. “Die haben auch ein sehr gutes Auto”, warnt Fernando Alonso. “Das sieht man am Unterschied zu den anderen Mercedes-Teams.” Der Mercedes AMGW05 hat deutlich mehr Abtrieb als die Kundenautos von Williams, Force India und McLaren.
Costa schätzt: “Vom Auto her liegen wir etwa gleichauf mit Red Bull. Es gibt bestimmte Kurven, vor allem die schnellen, da ist Red Bull besser als wir. In anderen Passagen haben wir die Nase vorn. Ferrari liegt nach unseren Messungen in den Kurven hinter uns.”
Das Effizienz-Fenster liegt niedriger
Der frühere Ferrari-Ingenieur weiß, dass er sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen kann. Wenn Renault und Ferrari ihren Motoren mehr Power einhauchen, kann es ganz schnell eng werden. Auch Teamchef Paddy Lowe warnt: “Wir werden dieses Jahr größere Entwicklungsschritte sehen als in der Vergangenheit. Besonders auf dem Gebiet der Antriebseinheit. Red Bull hat bereits gezeigt, welche Schritte möglich sind.”
Für Aldo Costa hat sich trotz der neuen Spritspar-Formel nicht viel geändert. “Wir haben bei der Suche nach Abtrieb immer darauf geschaut, den Luftwiderstand nicht zu erhöhen. Jetzt liegt einfach das Fenster der aerodynamischen Effizienz niedriger.” Und wenn ein neuer Flügel ein paar Punkte mehr Widerstand bringt, dann ist es auch nicht weiter schlimm. “Das geht weniger in den Spritverbrauch ein als Fehler, die man bei der Motorabstimmung macht.”
Von wegen kastrierte Aerodynamik. Es gibt auch Gebiete, in denen die Ingenieure mehr Freiheiten haben. Zum Beispiel die hinteren Bremsbelüftungen. Dazu Costa: “Weil der Motor beim Laden der Batterien mehr mitbremst als früher, haben die Hinterradbremsen weniger Arbeit. Das resultiert in kleinere Kühlschächten. Diesen gewonnenen Platz können wir für die Aerodynamik nutzen.”
Der Motor kompensiert einen Teil des Zeitverlustes
Aldo Costa kann den Vorwurf, die neue Formel 1 sei wegen der Turbo-Motoren zu langsam nicht mehr hören. “Die Rechnung ist doch ganz einfach. Die Autos sind 50 Kilogramm schwerer. Das kostet allein schon 1,5 Sekunden. Der Abtrieb wurde reduziert. Macht ungefähr eine halbe Sekunde. Dazu noch die härteren Reifen, deren Zeitverlust sich schwer beziffern lässt. Ziehen wir diese Faktoren von den aktuellen Rundenzeiten ab, sind wir schneller. Also muss der Motor das Defizit wettmachen.” Das Delta zwischen 2013 und 2014 wird sich mit jedem Rennen reduzieren. Adrian Newey erzählte bei der Präsentation des neuen Red Bull in Jerez, dass die neuen Aerodynamikregeln auf dem Papier rund 15 Prozent Abtrieb gekostet hätten. Laut Aldo Costa ist viel davon schon wieder weg gefeilt. “Ich schätze, dass wir beim Abtrieb momentan zwischen fünf und zehn Prozent unter den Vorjahreswerten liegen.”
Open all references in tabs: [1 – 5]