Neuer Porsche 919 Hybrid für Le Mans 2015: Weniger Gewicht und zwei Endrohre

Schon am 15. Dezember hat der neue Porsche 919 Hybrid der Generation 2015 die ersten Testkilometer abgespult. Auf der hauseigenen Bahn in Weissach saß Werksfahrer Marc Lieb beim Shakedown im Cockpit. Einen Monat später stand der erste offizielle Test auf dem Programm. Auf der Grand Prix-Strecke in Abu Dhabi spulten Timo Bernhard, Neel Jani, Nick Tandy, Earl Bamber und Frédéric Makowiecki insgesamt 4.092 Kilometer ab. Beim Testauftakt ging es für die Weissacher LMP1-Truppe vor allem darum, alle Systeme unter Volllast zu überprüfen, Kinderkrankheiten auszusortieren und erste Abstimmungsarbeiten sowie Reifentests durchzuführen.

In Bahrain (8. bis 12. Februar) knüpfte Porsche an diesem Programm an. “Wir haben Reifentests mit Michelin durchgeführt, außerdem Abstimmungs- und Aerodynamikarbeit betrieben, Einstellungen für das Sperrdifferenzial und die Traktionskontrolle erprobt sowie verschiedene Hybridstrategien untersucht”, berichtete der technische Direktor Alexander Hitzinger. Wichtig für Porsche: Im Gegensatz zum Test in Abu Dhabi kann man die gewonnen Daten in Bahrain mit den Ergebnissen aus dem Wüstenrennen 2014 abgleichen, und so direkte Vergleiche mit Vorgänger-919 ziehen. Bei insgesamt 5.118 Kilometer dürfte genügend Material zur Auswertung vorhanden sein.


Neue Porsche-Frontpartie erinnert an Toyota

Die von Porsche veröffentlichten Fotos zeigen bereits einige interessante Details: Die Frontpartie des Porsche 919 Hybrid für die Saison 2015 wirkt deutlich aufgeräumter. Die ehemals breite Nase läuft nun zentral etwas schlanker zusammen. Der Vorderbau ist insgesamt schmaler und flacher als beim alten Modell. Der Frontspoiler zeigt sich an den Außenseiten etwas anders geformt.

Die Kotflügel wirken auf den ersten Blick etwas steiler, was darauf hindeutet, dass es sich beim Rollout und den Tests um die High-Downforce-Variante des Porsche 919 Hybrid handelte. Porsche will zum Saisonauftakt in Silverstone und beim 6h-Rennen in Spa nicht mehr wie noch 2014 mit einer Low-Downforce-Variante fahren. “Letztes Jahr waren wir neu, da war es eher egal, mit welchem Aerostand wir in die Saison gegangen sind”, erklärt Hitzinger. “Jetzt wollen wir keine Performance mehr herschenken und keine Punkte verlieren – und zwar nirgendwo!”

Für die langen Geraden beim Saisonhöhepunkt in Le Mans wird normalerweise noch eine spezielle Version mit reduziertem Luftwiderstand und weniger Abtrieb entwickelt.


Porsche 919 Hybrid für 2015 komplett überarbeitet

In Bahrain enthüllte Porsche erstmals das Heck des neuen 919 Hybrids. Die auffälligste Neuerung: Die heißen Auspuffgase entlässt der LMP1-Rennwagen nun über zwei Endrohre, die links und rechts der Cockpitkanzel platziert sind. 2014 bließ der 919 Hybrid nur durch ein links angeordnetes Rohr.

Zu den Modifikationen unter der Haube gibt es bislang nur Spekulationen. Der 2,0 Liter Vierzylinder-Turbo-Motor soll grundsätzlich unverändert bleiben. Das rund 500 PS starke Aggregat hat sich in der Vorsaison bewährt.

Allerdings könnte sich in Sachen Hybrid-Unterstützung etwas ändern. Porsche erwägt, den neuen 919 Hybrid in der 8-Megajoule-Klasse einzusetzen. Im letzten Jahr startete man noch in der 6-MJ-Klasse. Eine finale Entscheidung will man nach finalen Simulationen treffen. Im Vergleich zur bisherigen 6-Megajoule-Einstufung würde die Erhöhung des Hybrid-Anteils bedeuten, dass größere Batterien eingebaut werden müssen. Auch der Kühlbedarf würde steigen, was sich in der Regel negativ auf die Aero-Effizienz auswirkt.

Nach dem ersten Lehrjahr will Porsche diese Saison mit Nachdruck die Le Mans-Krone angreifen. Zwar sprechen die Ingenieure von einer Evolution, dabei wurde der 919 Hybrid allerdings in allen Bauteilen verändert. Nach Informationen von auto motor und sport besteht das Chassis nun nicht mehr aus 2 Teilen, sondern ist in einem Stück gebacken. Das soll dabei helfen, das Übergewicht aus der vergangenen Saison abzubauen. Teilweise hatte Porsche mehr als eine halbe Sekunde auf die Konkurrenz verloren, weil man das erlaubte Mindestgewicht von 870 Kilogramm nicht erreichen konnte. Das soll sich dieses Jahr ändern.

Alonso-Verpflichtung scheitert an Honda-Einspruch

Neu ist in diesem Jahr auch, dass Porsche mit 3 Autos in Le Mans antreten wird. Das dritte Auto besetzen Formel 1-Fahrer Nico Hülkenberg, Nick Tandy und Earl Bamber. Die beiden letztgenannten Piloten konnten Porsche bei den Tests in Abu Dhabi nachhaltig überzeugen. Porsche war ganz nah an der Verpflichtung von Fernando Alonso dran. Der McLaren-Fahrer wollte offenbar unbedingt beim Langstrecken-Klassiker antreten, doch in letzter Sekunde soll das Veto von Honda den Plan verhindert haben.

Auch Ex-Sauber-Pilot Adrian Sutil war kurz im Gespräch. Doch der erfahrene Bayer ist mittlerweile aus dem Rennen. Die anhaltenden Vertragsquerelen mit Sauber sind bei der Suche nach einem neuen Arbeitgeber nicht gerade hilfreich.

In unserer Galerie zeigen wir Ihnen den neuen Porsche 919 für die Saison 2015 im Detail.


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