Die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee kostete am Montag mit 36,06 Dollar je Barrel (159 Liter) so wenig wie zuletzt im Sommer 2004. Der Terminkontrakt auf das US-Öl WTI fiel um 1,2 Prozent auf ein Sieben-Jahres-Tief von 34,32 Dollar. Mitte 2014 hatten beide noch oberhalb der 100 Dollar-Marke gelegen.
Auslöser für den aktuellen Kursrutsch war Börsianern zufolge die wieder gestiegene Zahl der Ölbohrungen in den USA. Dem Ölindustrie-Dienstleister Baker Hughes zufolge wurde dort in der vergangenen Woche an 541 Stellen nach dem “schwarzen Gold” gebohrt – ein Plus von 17 Bohrlöchern.
“Der Anstieg bei diesen niedrigen Ölpreisen deutet darauf hin, dass die Schieferöl-Förderer ihr Produktionsniveau halten wollen”, schrieben die Analysten der ANZ Bank. Dabei sind die Öltanks bereits prall gefüllt: Die US-Ölreserven stiegen vergangene Woche auf 491 Millionen Barrel. “Das ist der höchste Stand für diese Jahreszeit seit 1930”, betonten die Experten.
Opec fördert weiterhin mit Hochdruck
Gleichzeitig fluten die Opec-Staaten den Weltmarkt weiter mit Öl. Am Wochenende bekräftigte der irakische Ölminister, dass das Kartell an dieser Politik festhalte. Dadurch wollen sie Konkurrenten mit höheren Förderkosten – vor allem die Schieferöl-Produzenten aus den USA – aus dem Markt zu drängen.
Schieferöl wird mit Hilfe des umstrittenen Fracking-Verfahrens unter hohem technischen und finanziellen Aufwand aus dem Gestein gelöst. Der US-Ölboom der vergangenen Jahre ist einer der Gründe für das aktuelle Überangebot.
Die Internationalen Energieagentur (IEA) sieht die weltweite Fördermenge im kommenden Jahr weiter steigen. Das Plus bei der Öpec-Förderung werde den Rückgang in den übrigen Staaten mehr als aufwiegen.
Aus diesem Grund sehen die Analysten von Goldman Sachs den Preis für das US-Öl WTI 2016 bei 20 Dollar. Sie gelten als besonders kompetent, weil sie bei ihren Preis-Prognosen häufig richtig lagen und die US-Grossbank ein grosser Player im Handel mit dem “schwarzen Gold” ist.