Die Schorndorfer Palm-Stiftung hat am Sonntag zwei Journalisten für ihren Einsatz für die Meinungs- und Pressefreiheit mit dem Johann-Philipp-Palm-Preis geehrt: Nazeeha Saeed aus Bahrain und den inhaftierten Salijon Abdurakhmanov aus Usbekistan.
Schorndorf – Eine traurige Premiere hat es am Sonntag bei der siebten Verleihung des mit 20 000 Euro dotierten Johann-Philipp-Palm-Preises in Schorndorf gegeben: Einer der zwei Preisträger, der usbekische Journalist Salijon Abdurakhmanov, konnte seine Auszeichnung nicht selbst entgegen nehmen und auch keinen Angehörigen als Stellvertreter entsenden. Denn der 64-jährige, schwer kranke Abdurakhmanov sitzt seit sechs Jahren in einem Arbeitslager, seiner Familie hat die usbekische Regierung die Ausreise verweigert.
Die zweite Preisträgerin, die 33 Jahre alte Journalistin Nazeeha Saeed, durfte zwar aus ihrem Heimatland Bahrain nach Schorndorf zum Festakt reisen. Doch allein die Tatsache, dass sie ihren Beruf ausübte und über prodemokratische Aufstände in Bahrain berichtete, hat dazu geführt, dass die junge Journalistin im Mai 2011 in ein Polizeirevier gelockt und dort 12 Stunden festgehalten, gedemütigt und misshandelt worden ist. Saeeds Folterknecht ist nie bestraft worden.
Weltweit führend in Bezug auf inhaftierte Journalisten
Bahrain, so sagte Nazeeha Saeed in ihrer Dankesrede, belege unter 179 Ländern einen unrühmlichen Platz 165 auf dem Pressefreiheitsindex. Gleichzeitig sei das Königreich weltweit führend, was die Anzahl der gefangenen Journalisten pro Kopf angehe. Nazeeha Saeed, die sagt, sie lasse sich nicht leicht einschüchtern, hat ihren Beruf nach der Attacke auf dem Polizeirevier nicht an den Nagel gehängt. Im Gegenteil: „Ich weigere mich, mich als Opfer zu sehen“, so die 33-Jährige, deren Vorname bezeichnenderweise „die Unbestechliche, Faire, Saubere“ bedeutet. Der Übergriff „gab mir die Einsicht und die nötige Munition, zu kämpfen und aufzustehen für meine Rechte und die meiner Kollegen.“
Nazeeha Saeed wie auch Salijon Abdurakhmanov hätten sich „in herausragender Weise für die Meinungs- und Pressefreiheit und die Demokratisierung“ eingesetzt, lobte Ulrich Palm von der Johann-Philipp-Palm-Stiftung. Und damit für „ein interkulturell gültiges Menschenrecht“, sagte der Festredner und Philosoph Otfried Höffe. Er forderte, Menschenrechte wie die Meinungsfreiheit müssten „zu gerichtlich einklagbaren Grundrechten werden“.
Die Gegner der Meinungs- und Pressefreiheit nutzten alle, auch technologische Möglichkeiten, um Kritiker mundtot zu machen, sagte Ulrich Palm. Als Beispiel dafür nannte er die usbekische, im Berliner Exil lebende Journalistin Galima Bukharbaeva, deren E-Mail-Konto vor drei Wochen gehackt worden ist. Bukharbaeva, die die Laudatio auf Salijon Abdurakhmanov hielt, fürchtet nun nach ihren eigenen Worten um das Wohl von Kollegen, die bislang verdeckt für sie in Usbekistan arbeiteten und deren wahre Namen durch den Hackerangriff bekannt wurden.
Eine Haftsstrafe als Lohn für ehrliche Arbeit
Der in Stockholm lebende Journalist und Dissident Kudrat Babadjanov hat stellvertretend für Salijon Abdurakhmanov den Palm-Preis entgegen genommen. Er erklärte, sein Freund habe die Wut der usbekischen Regierung auf sich gezogen, weil er über Korruption, Bestechung und Umweltverschmutzung berichtete: „Er sitzt im Gefängnis, weil der Staat entschieden hat, einen Journalisten für seine ehrliche Arbeit zu bestrafen.“
Die Laudatorin Galima Bukharbaeva appellierte bei der Preisverleihung an die Zuhörer: „Die Regierung Usbekistans respektiert nur Bürger anderer Staaten, so wie Sie hier – wenn Sie Ihre Forderungen mit genug Nachdruck stellen, könnte die Regierung auf sie hören und Salijon, aber auch andere Gefangene freilassen.“