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16. Januar 2016
Hubert Lang, früherer deutscher Botschafter in Bahrain, spricht über den Arabischen Frühling / Hoffnungsschimmer aus der deutsch-französischen Geschichte.
BAD KROZINGEN-HAUSEN. Vor fünf Jahren flüchtete der tunesische Diktator Ben Ali aus seinem Land. Aufstände und Revolutionen erfassten viele Länder der arabischen Welt. Heute ist die Hoffnung auf Demokratie, Stabilität und einen Weg aus der Armut von damals vielerorts der Ernüchterung gewichen. Der ehemalige Diplomat Hubert Lang arbeitete in Algerien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Dubai, Marokko, dem Libanon, er war als Generalkonsul in Saudi-Arabien und Botschafter in Bahrain. Jetzt sprach er beim Neujahrsempfang des Reservistenverbandes der Kreisgruppe Baden Südwest. Der Titel seines Vortrages war ernüchternd: “Warum der Arabische Frühling gescheitert ist.” Lang war als Referent eingeladen, um die Hintergründe der Krisen und Kriege im Nahen Osten und die Ursachen der Flüchtlingsströme zu beleuchten. “Was wir derzeit erleben, ist das letzte Kapitel einer Entwicklung, die vor fünf Jahren begann”, sagte er. Längst sei das, was unter dem Namen Arabischer Frühling begann, zu einer langen Eiszeit gefroren und habe gewaltige Flüchtlingsströme ausgelöst.
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Und noch immer habe der Westen auf die menschenverachtende Barbarei des sogenannte Islamischen Staates keine andere Antwort als Gegengewalt. An friedliche Lösungen glaubt er indes selbst nicht mehr, weder im Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis noch in Syrien. Dort spiele sich inzwischen ein “Worst-Case-Szenario” ab, in dem es nicht mehr um Syrien gehe. Vielmehr werde dort, zusätzlich zum “Säbelrasseln der Großmächte im Luftraum”, der urislamische Konflikt ausgetragen, in dem sich die zwei Hauptströme des Islam, die Sunniten und die Schiiten, bekämpfen.
Dabei habe es vor fünf Jahren so verheißungsvoll begonnen. In vielen Staaten waren die Hoffnungen vor allem der jungen Generation groß. Alte Regime stürzten, es wurde gewählt, neue Regierungen eingesetzt, doch in den meisten Fällen folgte auf die Despoten das totale Chaos. “Im Nahen Osten ist heute fast alles anders, aber nur wenig besser”, betonte Lang. In Libyen sei die Lage immer noch konfus, der Jemen sei praktisch verloren, im Gazastreifen würden die schwarzen Fahnen des IS gehisst, auch Saudi-Arabien sei bereits im Visier des Islamischen Staats und die Gefahr von dessen Ausdehnung auf noch weitere Staaten der Region groß.
An dieser Entwicklung habe auch der Westen seinen Anteil, sagte Lang. Zu schnell habe sich der Westen von den alten Despoten distanziert, sich auf die Seite der Opposition gestellt und die Zusammenarbeit mit den Regierungen eingestellt. Vielerorts entstand so ein Macht- und Ordnungsvakuum, in das radikale Bewegungen wie der “Islamische Staat” hineinstoßen konnten.
Umso wichtiger sei es nun, dass die Partnerschaft mit dem Golf-Kooperationsrat verlässlich bleibe und der Westen alles unterlasse, was die Stabilität gefährden könnte. “Wir dürfen jetzt Saudi-Arabien nicht gleich fallen lassen, nur weil uns der Irak momentan der liebere Partner ist”, ist Langs Meinung. “Die Golfstaaten werden uns brauchen und wir sie. Wir müssen auch realpolitisch denken.” Denn was passiere, wenn strategische Partnerschaften zu schnell aufgegeben werden, das zeige das Beispiel Syrien.
Einen kleinen Hoffnungsschimmer ließ Langs Exkurs in die Geschichte seiner Heimatgemeinde Sasbach in der Ortenau aufkeimen. Mit dem Museum Turenne wurde dort nach Jahrhunderte langer Feindschaft ein Ort der Deutsch-Französischen Begegnung und aus Hass Völkerverständigung. “Im Nahen Osten sehe ich das in diesem Jahrhundert allerdings nicht mehr”, sagte Hubert Lang.
Autor: Martina Faller
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