(Motorsport-Total.com) – Die neue Ära nach der grundlegenden Änderung des Formel-1-Reglements startete in dieser Woche mit vier Testtagen im spanischen Jerez de la Frontera. Dort testeten die Teams erstmals die neuen Autos sowie die Reifen für die Saison 2014. Im Februar folgen zwei weitere viertägige Testsessions, dann in Bahrain.
Aufgrund der Vielzahl technischer Neuerungen drehten die Fahrer diesmal in Jerez deutlich weniger Runden als beim ersten Test vor der Saison 2013. Entsprechend gering war somit auch die Laufleistung, welche die neuen Pirelli-Reifen absolvieren mussten.
Dennoch erhielten die Teams in Jerez einen ersten Eindruck der 2014er-Reifenkollektion, die sich sowohl durch neue Mischungen als auch Konstruktionen auszeichnet. Am zweiten Testtag (Mittwoch) konnten die Piloten zudem erstmals die neuen Intermediates sowie die neuen Regenreifen testen. Der Regen am Freitag bot den Teams eine zusätzliche Gelegenheit, die Pneus für nasse und feuchte Verhältnisse zu testen.
Gerade einmal 93 Runden am ersten Testtag
Neben den regulären Reifen brachte Pirelli zudem die angekündigte “Winterversion” der harten Slick-Mischung nach Jerez. Diese Spezialmischung sollte es den Teams ermöglichen, auch bei niedriger Temperatur auf der Strecke (bis zu sechs Grad Celsius kühl) möglichst viele Runden zu absolvieren. Dies gelang jedoch nur bedingt.
Der erste Testtag verlief sehr ruhig. Am Dienstag absolvierten acht Fahrer mit ihren Autos nur 93 Runden. An den nächsten Tagen war mehr Fahrbetrieb auf der Strecke zu sehen, weil die Teams längere Versuche fuhren. Die meisten Runden drehten die Fahrer am letzten Testtag, insgesamt waren es 688. Jedem Team standen in Jerez maximal 25 Reifensätze zur Verfügung. Davon hatte Pirelli die Zusammenstellung von 18 Sätzen vorgegeben: sechs Sätze der Winter-Mischung, vier Sätze der harten Mischung, zwei Sets der Mediums sowie jeweils drei Sätze der Intermediates und der Regenreifen.
Die restlichen sieben Reifensätze pro Auto konnten die Teams frei wählen. Während der Reifentests im Verlauf des Jahres 2014 darf jeder Fahrer insgesamt 135 Reifensätze einsetzen. Angesichts der zahlreichen Neuerungen und der großen Abstände bezüglich der an den vier Tagen in Jerez gefahrenen Rundenzeiten lassen sich seitens Pirelli keine fundierten Angaben zu den Zeitunterschieden zwischen den einzelnen Mischungen machen.
“Die Reifen standen bei diesem Test nicht im Mittelpunkt. Vielmehr fuhren die Teams die ersten Kilometer mit den neuen Autos und versuchten, die Vielzahl der Änderungen aufgrund des neuen Reglements und deren Auswirkungen zu erfassen und damit zurechtzukommen”, sagt Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery und fügt an: “Weil es so viel über die neuen Motoren, Energierückgewinnungs-Systeme und aerodynamischen Regeln zu lernen gab, konzentrierten sich die Teams auf die Autos.”
Hembery hofft nun, dass die Teams “bei den nächsten Tests in Bahrain in der Lage sind, sich mehr auf die Reifen zu fokussieren. Denn bis dahin bleiben ihnen zwei Wochen, um ihre Autos weiterzuentwickeln und Probleme zu beseitigen, die in Jerez auftraten”.
Hembery sicher: Bahrain-Tests bringen mehr Daten
So bleiben die wenigen positiven Erkenntnisse der ersten Testwoche: “Die neuen Testregularien für 2014 schreiben einen Tag vor, an denen die Reifen für nasse Streckenbedingungen getestet werden müssen. Diese Vorgabe konnten wir am Mittwochvormittag erfüllen. Da es dann auch am Freitag leicht regnete, konnten die Fahrer weitere Erfahrungen mit den Intermediates und den Regenreifen
sammeln”, so Hembery.
Mit Blick auf die Testfahrten in drei beziehungsweise vier Wochen in Bahrain merkt der Pirelli-Motorsportchef an: “Wir sind völlig offen, flexibel und bereit, unsere Reifen den Erfordernissen weiter anzupassen, falls die Tests in Bahrain zeigen sollten, dass dies erforderlich ist. Dort werden zweifellos deutlich mehr Kilometer gefahren werden als in Jerez.”
22 Fahrer nahmen am Test in Jerez teil. Sie absolvierten 1.470 Runden und fuhren 6.509 Kilometer. Im Vorjahr drehten die Fahrer an gleicher Stelle beim Test 3.531 Runden und legten insgesamt 15.634 Kilometer zurück. McLaren-Pilot Kevin Magnussen erzielte am Donnerstag mit 1:23.276 Minuten die beste Rundenzeit. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr fuhr Felipe Massa (Ferrari) eine Bestzeit von 1:17.879 Minuten. Mit 188 Runden absolvierte Nico Rosberg (Mercedes) diesmal die höchste Rundenzahl aller teilnehmenden Fahrer.
Pirelli-Zahlen zum Jerez-Test:
Zahl der nach Jerez gelieferten Reifensätze: 250 Sätze mit 1.000 Reifen
Supersoft-Mischung: zwei Sätze
Soft-Mischung: neun Sätze
Medium-Mischung: 52 Sätze
Hard-Mischung: 52 Sätze
Winter-Mischung: 69 Sätze
Intermediates: 36 Sätze
Regenreifen: 30 Sätze
Zahl der genutzten Reifensätze: 99
Supersoft: ein Satz
Soft: zwei Sätze
Medium: 23 Sätze
Hard: elf Sätze
Winter: 32 Sätze
Intermediates: 20 Sätze
Regenreifen: zehn Sätze
Längster Versuch pro Mischung: zehn Runden mit der Supersoft-Mischung, neun Runden mit der Soft-Mischung, 17 Runden mit der Medium-Mischung, 24 Runden mit der Hard-Mischung, 23 Runden mit der Winter-Mischung, 26 Runden mit den Intermediates und 13 Runden mit den “Winterreifen”.
Testzeiten:
Tag 1:
1. Kimi Raikkonen (Ferrari) 1:27.104 Minuten – Winter-Mischung, neu
2. Lewis Hamilton (Mercedes) 1:27.820 Minuten – Winter-Mischung, gebraucht
3. Valtteri Bottas (Williams) 1:30.082 Minuten – Winter-Mischung, gebraucht
Tag 2:
1. Jenson Button (McLaren) 1:24.165 Minuten – Medium, neu
2. Kimi Raikkonen (Ferrari) 1:24.812 Minuten – Medium, gebraucht
3. Valtteri Bottas (Williams) 1:25.344 Minuten – Winter-Mischung, neu
Tag 3:
1. Kevin Magnussen (McLaren) 1:23.276 Minuten – Medium, neu
2. Felipe Massa (Williams) 1:23.700 Minuten – Hard, gebraucht
3. Lewis Hamilton (Mercedes) 1:23.952 Minuten – Medium, neu
Tag 4:
1. Felipe Massa (Williams) 1:28.229 Minuten – Hart, neu
2. Fernando Alonso (Ferrari) 1:29.145 Minuten – Medium, gebraucht
3. Daniel Juncadella (Force India) 1:29.457 Minuten – Soft, neu