Pirelli entwickelt derzeit ins Ungewisse. Keiner hat eine genaue Vorstellung, wie das deutlich höhere Drehmoment der V6-Turbos kommende Saison die Hinterreifen stressen wird. Die Tests mit den aktuellen Autos und den 2014er Prototypen-Reifen kommen leider nicht so gut voran wie geplant. In Brasilien spielte das Wetter nicht mit. Regen verhinderte die erste Kostprobe.
Auch der geplante Zusatztest im Dezember in Bahrain hängt am seidenen Faden. Noch immer ist nicht klar, mit welchem Auto Pirelli auf dem Wüstenkurs fahren darf. Die Teams suchen nach einer Lösung, die für alle fair ist. Am Ende wird der Reifenlieferant aber wohl wieder einmal alleine gelassen, weil sich die Teams nicht einigen können.
Pirelli entwickelt deshalb auf eigene Faust. Erste Simulationen mit den Leistungsdaten der neuen Motoren verheißen nichts Gutes. “Wir erwarten durchdrehende Räder bis in den fünften oder sechsten Gang”, erklärt Pirelli-Sportchef Paul Hembery. Sicherheit hat Vorrang. Also werden die ersten Lösungen eher konservativ ausfallen.
Mehr Grip, weniger Gummi-Abrieb
Ende Januar gibt es den ersten Test in Jerez. Wegen des reifenmordenenden Layouts, des aggressiven Asphalts und der zu erwartenden kalten Temperaturen werden dabei wohl noch keine verwertbaren Daten gesammelt. Erst die beiden Testwochen Mitte Februar in Bahrain liefern erste Rückschlüsse.
Hembery rechnet mit Überraschungen: “Vielleicht kommen wir beim Test in Bahrain mit dem Gedanken an, dass wir sehr konservativ mit den Reifen waren und dann stellt sich heraus, dass sie doch aggressiv sind.” Bis Dezember will man sich für die endgültigen Mischungen entscheiden.
“Oberstes Ziel ist, die Reifen hitzebeständiger zu machen und den Gummiabrieb zu verringern. Vor allem der Supersoft und der Soft waren von der Haltbarkeit nicht so gut diese Saison. Bei den harten und medium-Reifen hatten wir dagegen Rennen, wo fast gar keine Gummischnipsel zu sehen waren. Das Reduzieren des Abriebs war auch ein Wunsch der Fahrer”, erklärt Hembery.
“Wenn die Motoren mehr Drehmoment haben, dann gibt es automatisch mehr Schlupf an der Hinterachse und mehr Gummiabrieb. Man kann den Reifen chemisch widerstandsfähiger machen. Aber das wirkt sich dann wieder negativ auf den Grip aus. Da müssen wir eine gute Balance finden.”
2014er Pirelli-Reifen werden schwerer
Die Konstruktion der Reifen steht bereits weitgehend fest. Gegenüber auto motor und sport verrät Hembery jetztb schon die ersten Informationen. “Wir haben viele neue Materialien in den Unterbau der Reifen einfließen lassen und die Klebetechnik verbessert. Die neuen Reifen werden sich in der Form nur marginal ändern. Aber sie werden schwerer. Vorne um 350 und hinten um 500 Gramm.”
Auch bei den Regengummis wird sich etwas ändern. Die Extrem-Wetter-Reifen bekommen ein neues Profil. “Wir wollen die Aquaplaning-Anfälligkeit verbessern. Außerdem soll die Lücke zwischen den beiden Regenreifen kleiner werden. Deshalb arbeiten wir auch an den Gummimischungen. Gerne hätten wir noch einen Test auf feuchter Strecke vor der nächsten Saison. Aber das sieht schlecht aus. Die Strecke in Bahrain lässt sich leider nicht künstlich bewässern.”