Porsche-Comeback in Le Mans: Die Uhr tickt

Rund 1,53 Minuten braucht Mark Webber, Neuzugang aus der Formel 1, in seinem wild beklebten Porsche 919 Hybrid für eine Testrunde auf der Rennstrecke in Bahrain. Beim offiziellen Rennen im vergangenen Jahr waren die Spitzenpiloten mit ihren LMP1-Boliden rund zehn Sekunden schneller. Es gibt also noch viel zu tun für das neu formierte Porsche-Team, das dieses Jahr beim Comeback zum Rennklassiker in Le Mans 16 Jahre nach dem letzten Erfolg gleich wieder um den Sieg mitfahren will.

Friedrich Enzinger, LMP1-Leiter bei Porsche, dämpft denn auch zu hohe Erwartungen: «Die Vorgaben fürs erste Jahr in Le Mans lauten: Ankommen und wettbewerbsfähig sein.» Doch wer Porsche und insbesondere den hinter der Marke stehenden Volkswagen-Konzern kennt, weiss, dass es damit kaum getan sein dürfte. Enzinger war zuvor lange Jahre bei BMW und auch bei deren Le Mans-Sieg 1999 dabei. Jetzt soll er ein neues Team mit 230 Leuten innerhalb von kürzester Zeit für das schwerste Autorennen der Welt fit machen.

Das Projekt könnte herausfordernder kaum sein. Denn in Le Mans ticken die Rennuhren bekanntlich anders. Dort zählen Erfahrung und Strategie mehr als in jedem anderen Rennen. Trotzdem will jeder nur eines: Schnell sein und gewinnen! Denn noch immer gehört ein Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans zum Prestigeträchtigsten, was es im Motorsport zu gewinnen gibt. Zudem ist bei keiner anderen Rennserie der Technologietransfer zur Serie auf der Strasse grösser. Das war schon bei den Le Mans-Rennen in den 1920er Jahren so – und ist auch heute kaum anders. So setzte Seriensieger Audi Antriebstechnologien wie Direkteinspritzer, TDI, Hybrid oder jüngst LED- und Laser-Lichttechnik erst auf der Rennstrecke in Le Mans ein, ehe all das nun schrittweise in Serie auf die Strasse kommt.

Dieses Jahr wird in Le Mans für die Beteiligten aber alles noch komplizierter – ähnlich wie in der Formel 1 gilt auch für den Langstreckenklassiker ein neues Reglement. So lässt sich 2014 mit Vollgas allein kein Blumentopf mehr gewinnen. Vielmehr müssen die Schnellsten der Topliga (LMP1) mit einem Verbrauch von unter fünf Litern Sprit pro Runde auskommen. Um diesen für einen Rennwagen geradezu wahnwitzig kleinen Verbrauch überhaupt realisieren zu können, setzen die Konkurrenten auf unterschiedliche Konzepte. Audi tritt mit einem leistungsstarken Dieselhybriden an, Toyota mit einem hochdrehenden V8-Benziner mit Hybridmodul und Porsche lässt es mit einem V4-Turbo noch kleiner angehen.

«Die Idee eines V4-Turbos gab es schon, als ich im Dezember 2011 hier angefangen habe», erinnert sich der technische Leiter Alexander Hitzinger. «Heute sind Gewicht und Effizienz bei einem LMP1-Rennwagen entscheidender, als die reine Leistung.» Über Leistungsdaten zum V4-Turbo schweigt sich Hitzinger ebenso aus, wie über das Potenzial des Elektromoduls für die Vorderachse. Der hoch aufgeladene Vierzylinder mit zwei Litern Hubraum dürfte jedoch allein rund 500 bis 550 PS leisten. Die zusätzliche Leistung der Elektromotoren vorne sollte nochmals rund 250 bis 300 PS bringen.

Die vergleichsweise müden Rundenzeiten in Bahrain machen Hitzinger und Enzinger kaum nervös. «Nicht alles kann aus Daten herausgelesen werden», erklärt Hitzinger, «wir brauchen die Fahrer als Informationsquellen und sind um jeden Kilometer für die Komponenten dankbar. Da ist Bahrain mit dem stabilen Wetter perfekt.»

Fest steht vor dem Saisonhöhepunkt im Juni: Nicht unbedingt der Schnellste wird in Le Mans gewinnen, sondern der, der mit seinem Sprit am schnellsten unterwegs ist. Das soll bei Porsche der Vierzylinder ermöglichen, der komplett neu entwickelt wurde – und der noch seine Macken hat, wie Alexander Hitzinger zugibt: «Ein Vierzylinder in V-Form hat Nachteile, aber eben auch Vorteile. Wir haben mit einem Achtzylinder begonnen und diesen durchgeschnitten. Es ist alles wahnsinnig komplex. Die Vibrationen des Vierzylinders waren anfangs ein riesen Problem für uns. Doch das haben wir seit den ersten Tests in Portimao im Griff.» Dennoch gibt es weiterhin viel Arbeit. Daran ändern auch die Testkilometer nichts, die der Porsche 919 Hybrid an diesem Trainingstag in Bahrain abspult. Abends geht eine Sammel-Kurzmitteilung durchs Team: 1040 Kilometer gefahren. Alle sind zufrieden – vielleicht sogar mehr als das. Allen voran das österreichische Technik-Doppel Hitzinger/Einzinger und Pilot Marc Lieb, der am späten Nachmittag noch mehr Testrunden als zuvor Mark Webber in den Asphalt von Bahrain brennen konnte.

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