Missbraucht Pirelli die Fahrer als Versuchskaninchen?
Grund zu Zweifeln gibt es allerdings an der Vorgehensweise von Pirelli. Ziel der Reifentests sei es gewesen, die Lösung zu finden, die sich am besten für die Saison 2014 eignen würde. Doch dafür schickten die Italiener die Fahrer mit Pneus auf die Strecke, von denen sie gar nicht wussten, wie sie reagieren werden. Laut dem Twitter-Eintrag von Rosberg platzte der Reifen an seinem Auto “ohne Vorwarnung”.
Rosberg hatte Glück, dass er nicht in die Streckenbegrenzung einschlug. Trotzdem war sein Auto nach dem Unfall so stark beschädigt, dass Mercedes die Testfahren in Bahrain vorzeitig abbrechen musste. Pirelli kündigte an, dass der Vorfall rund um Rosbergs Dreher untersucht werde und die Ergebnisse an den Automobilweltverband FIA und die Teams weitergeleitet werde. Zwei Fragen werden dabei wohl trotzdem offen bleiben: Wussten die Teams, dass die Reifen ein Risiko darstellen? Und: Wussten die Fahrer, dass sie als Versuchskaninchen missbraucht werden?
Der Reifen-Wahnsinn mit Exklusiv-Hersteller Pirelli geht also offenbar weiter. Bereits in der vergangenen Saison waren die Gummiwalzen der Italiener in die Kritik geraten. Nach mehreren gefährlichen Reifenplatzern beim Großbritannien-GP drohten die Fahrer sogar mit einem Boykott der nächsten Rennen. Erst danach gaben die Teams Grünes Licht für eine Änderung der Reifenregel. Pirelli musste zur bewährten Konstruktion aus dem Vorjahr zurückkehren und erlitt einen erheblichen Imageschaden.
Ein ähnliches Desaster kann sich das Unternehmen nicht nochmal leisten. Um das zu vermeiden, scheinen die Italiener jedoch ein hohes Risiko zu gehen. Dazu passt, dass die Tests weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden. Offenbar sollten keine Negativ-Meldungen nach außen dringen. Doch Rosbergs Twitter-Eintrag brachte den Skandal ans Licht. Da wundert es kaum, dass er schnell wieder gelöscht war.