Emmerich.
Als die Dunkelheit die Wüste in Besitz nahm, dröhnten immer noch die Motoren. Teilweise bis 2 Uhr in der Nacht führte Porsche seine Testfahrten auf dem Bahrain International Circuit in Manama-Sakhir durch. Mittendrin Nico Hülkenberg, der sich besonders freute, im Cockpit des Porsche 919 Hybrid sitzen zu dürfen. Schließlich stockt die Vorbereitung auf die Formel 1-Saison mit Force India gewaltig (die NRZ berichtete).
Die Verantwortlichen des Sportwagenherstellers aus Zuffenhausen zogen ein durchweg positives Fazit der fünf Tage. „Insgesamt war der Test vor allem eines: eine weitere Bestätigung, dass unsere Marschrichtung stimmt. Es ist wichtig, dass nun alle Fahrer das 2015er Auto kennengelernt haben“, erklärte Teamchef Andreas Seidl.
In Bahrain gab es den zweiten umfangreichen Test mit dem neuen Porsche-Prototyp zur Vorbereitung auf die FIA WEC-Saison 2015. Am Steuer wechselte sich Hülkenberg mit Romain Dumas (Frankreich), Brendon Hartley (Neuseeland), Marc Lieb (Ludwigsburg) und Mark Webber (Australien) ab. Damit haben nun alle neun Fahrer, die in dieser Saison zum Einsatz kommen werden, erste Erfahrungen mit dem 919 der zweiten Generation gemacht. Die fünf Piloten, die jetzt in Bahrain am Start waren, legten insgesamt 5118 Kilometer zurück.
Reifen und Aerodynamik
„Zu diesem Zeitpunkt so große Distanzen zurückzulegen, ist ungeheuer wichtig, um Kinderkrankheiten in allen Bereichen zu entdecken und zu beheben. Der Test verlief ohne Probleme, die einem Kopfzerbrechen machen müssten“, meinte der Technische Direktor Alexander Hitzinger. „Wir haben Reifentests mit Michelin durchgeführt, zudem Abstimmungs- und Aerodynamikarbeit betrieben, Einstellungen für das Sperrdifferenzial und die Traktionskontrolle erprobt sowie verschiedene Hybridstrategien untersucht.“
Eine kleinere Beeinträchtigung musste die Porsche-Crew dann aber doch meistern. „Der starke und sandhaltige Wind war ein Störfaktor und hat unserem Team erschwert, bei der Set-up-Arbeit klare Schlüsse zu ziehen. Weil die Bedingungen am Abend konstanter waren, haben wir die Fahrzeiten nach hinten verschoben“, erklärte Hitzinger. Hilfreich sei zudem gewesen, dass die Porsche-Crew zum ersten Mal auf einer Strecke war, für die sie Vergleichsdaten mit dem Vorjahresauto als Referenz heranziehen konnten. Die ersten Ergebnisse seien ermutigend, aber bislang noch nicht genügend aussagekräftig gewesen. „Ebenfalls positiv ist, dass die fünf Fahrer in Bahrain genauso wie die vier, die im Januar in Abu Dhabi getestet haben, dem 2015er 919 Hybrid eine bessere Fahrbarkeit bescheinigen. Das war eines unserer Entwicklungsziele“, bilanzierte Hitzinger.
Erfahrung macht den Unterschied
Porsche geht in seine zweite Saison nach der Rückkehr in die LMP1-Klasse. In Zuffenhausen macht man kein Geheimnis daraus, dass in dieser Saison zur Attacke geblasen wird. „Wie schon beim ersten Test in Abu Dhabi hat sich auch in Bahrain gezeigt, welch enormen Unterschied eine Saison Erfahrung macht“, sagte Fritz Enzinger, Leiter LMP1 bei Porsche. „Sowohl das neue Auto als auch die Mannschaft sind jetzt so stabil, dass wir die Herausforderung, in Spa und in Le Mans einen zusätzlichen Porsche 919 Hybrid einzusetzen, engagiert angehen können.“ Genau bei diesen beiden genannten Rennen wird dann Hülkenberg den dritten Porsche pilotieren.