Schlecht abgestimmt

Die Geschichte des Rennens in Barcelona ist schnell erzählt: Ferrari und Lotus hatten die sensiblen Pirelli-Reifen am besten im Griff, Red Bull arrangierte sich noch einigermaßen mit der Situation und Mercedes blamierte sich nach dem Desaster beim Rennen in Bahrain ein weiteres Mal – und das diesmal sogar vor den Augen von Vorstandschef Dieter Zetsche. Der hatte vor dem Rennen aufgrund der Startplätzen eins und zwei seiner Fahrer Nico Rosberg und Lewis Hamilton noch in die Kameras geflachst: “Ich bin der Glücksbringer hier.”

Knapp zwei Stunden später war dem Mercedes-Chef das Lächeln gründlich vergangen. Rosberg wurde von Startplatz eins auf Platz sechs durchgereicht. Sein Rückstand auf Sieger Fernando Alonso im Ferrari betrug am Ende der 66 Runden knapp 69 Sekunden. Das heißt umgerechnet: Rosberg verlor im Durchschnitt über eine Sekunde pro Runde auf Ferrari, Hamilton wurde sogar als punktloser Zwölfter überrundet.

Trotzdem tönte Mercedes-GP-Aufsichtsratschef und Zetsche-Intimus Niki Lauda nach dem Rennen: “Wir haben das schnellste Auto, Jetzt müssen nur noch die Reifen geändert werden.” Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz traute seinen Ohren nicht, als er die Schnellanalyse seines österreichischen Landsmannes gehört hatte. Er konterte ironisch: “Dann sollen die Fernsehzuschauer doch selbst entscheiden, wer im Rennen das schnellste Auto hatte.” Die haben trotz Laudas Aussagen keine Wahl: Es war nicht Mercedes. Und das aus gutem Grund.

Großer Preis von Spanien:
Alonso überlegen, Rosberg ohne Chance

Bis zu einer Sekunde pro Runde, erklären Techniker, können verschiedene Fahrzeugabstimmungen ausmachen. Das Problem: Die sogenannten Set Ups dürfen zwischen Qualfying und Rennen nicht mehr geändert werden.

Mercedes wählte eine Variante ähnlich wie in Bahrain, bei der noch genügend Anpressdruck auf den Hinterrädern vorhanden war. Die Konkurrenten stimmten ihr Fahrzeug bedächtiger ab, nicht nur für einen Umlauf, sondern für das 66-Runden-Rennen.

Man stellt dazu die hinteren Dämpfer weicher ein, damit der hintere Pneu weniger arbeiten muss und länger hält. Das Ergebnis des “Zetsche-Set-Ups”, wie die Konkurrenz die Mercedes-Abstimmungsvariante verächtlich nennt, war das gleiche wie vor drei Wochen in Bahrain, als Rosberg nach Start von Platz bis auf Rang neun abrutschte. Bei den Mercedes verloren auch in Barcelona wieder besonders die Hinterreifen schon nach fünf Runden sichtbar an Haftung, um wenig später gänzlich untauglich zu werden.

Bis zum Großen Preis von Großbritannien Ende Juni muss Mercedes noch mit dem aktuellen Reifenangebot leben. Erst dann wird Reifenhersteller Pirelli neue Mischungen anbieten, die langlebiger sein sollen. “Unser Ziel sind zwei bis drei Stopps. Heute waren es zu viele. Wir haben es nicht richtig gemacht, zu aggressiv”, kündigte Motorsportdirektor Paul Hembery nach dem Großen Preis von Spanien an: “Wir nehmen Änderungen vor, wahrscheinlich ab Silverstone.”

Die Mercedes-Führung arbeitet gegeneinander statt zusammen

Ob die Mercedes-Probleme damit aber gelöst werden, ist zu bezweifeln. Die Führung im Team ist gespalten, arbeitet gegeneinander statt zusammen. Ein Beispiel: Anfang des Jahres hatte sich besonders Lauda bei einem Treffen in Maranello mit Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali, Red-Bull-Vertreter Christian Horner, McLaren-Einsatzleiter Martin Whitmarsh und Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone dafür stark gemacht, mehr Testtage zu erlauben. Statt wie bisher zwölf sollte es 21 geben. Die neun zusätzlichen Testtage sollen montags nach jedem zweiten GP stattfinden.

Die Abstimmung am Mittwoch in Barcelona schien nur noch Formsache zu sein, eine einfache Mehrheit unter den elf Stimmberechtigten der Teams hätte genügt, um die neue Regel einzuführen.

Doch ausgerechnet der Mercedes-Vertreter stimmte auf Anweisung seines Teamchefs Ross Brawn dagegen. Mit 6:5 Stimmen wurde der Antrag abgelehnt. Bernie Ecclestone tobte, warf Lauda hinter den Kulissen vor, keinerlei Einfluss im eigenen Team zu haben. Der F1-Boss rief eine neue Versammlung ein und erst jetzt stimmte Mercedes dafür.

Es hätte sich um ein Missverständnis gehandelt, wurde später erklärt. Darüber lachte die Konkurrenz herzlich. “Bei Mercedes”, heißt es, “weiß die rechte Hand nicht was die linke tut – und die Finger haben auch noch was zu sagen!”

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