(Motorsport-Total.com) – Hochspannung beim sechsten Lauf zur Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC: Allan McNish erzielte im Qualifying bei seiner Rückkehr in den Audi R18 e-tron quattro die Bestzeit auf dem Kurs von Sakhir. Der Schotte prägte das Zeittraining in Bahrain ab der ersten Minute: Seine eigene Bestzeit aus dem ersten Anlauf übertraf Allan McNish in seiner zweiten Runde noch einmal um 27 Hundertstelsekunden. Im weiteren Verlauf des Qualifying konnte niemand die Zeit des Werksfahrers im R18 e-tron quattro mit der Startnummer 2 unterbieten – Nicolas Lapierre musste sich im Toyota um 0,440 Sekunden geschlagen geben und war zunächst Zweiter.
Unerwartet spannend entwickelte sich das Zeittraining für den Audi R18 e-tron quattro mit der Startnummer 1. Das Team der Le-Mans-Sieger hat mit seinem ersten Anlauf lange gewartet. Als Marcel Fässler in seiner ersten Runde einen Begrenzungspoller traf, der hinter ihm mitten auf der Strecke liegen blieb, unterbrach die Rennleitung das Zeittraining. Mit abgekühlten Reifen ging der Schweizer auf seine nächste Runde und qualifizierte sich zunächst für Platz drei mit 1,159 Sekunden Abstand zu seinem Teamkollegen.
In seiner letzten Runde gelang ihm eine starke Aufholjagd: Mit einer Zeit von 1.45.888 Minuten kam er bis auf 74 Tausendstelsekunden an McNish heran. Damit war die erste Startreihe für Audi komplett. Für die Marke mit den Vier Ringen ist es nach Sebring, Spa, Le Mans und Silverstone bereits die fünfte Bestzeit in dieser Saison. Zuletzt standen am 26. August in Silverstone zwei Audi in der ersten Reihe.
Bereits im Qualifying herrschten mit Lufttemperaturen von 34 und einem Bodenwert von 41 Grad Celsius extreme Bedingungen. Auf dem Wüstenkurs in Bahrain, der die Bremsen extrem fordert, stehen beim Sechs-Stunden-Rennen am Samstag Mensch und Maschine hohe Ausdauerbelastungen bevor. Der sechste WEC-Lauf beginnt am Samstag um 16:00 Uhr Ortszeit (15:00 MESZ) und kann im Internet live verfolgt werden: www.audi-liveracing.com überträgt das gesamte Rennen.
Audi-Stimmen nach dem Qualifying
Dieter Gass (Leiter Renneinsatz): “Ich bin sehr zufrieden mit der ersten Startreihe. Beide R18 e-tron quattro stehen ganz vorn. Für Allan ist die Pole-Position bei der Rückkehr in dieses Auto eine schöne Belohnung. Aber auch für die Mannschaft, die so viel Arbeit in den Umbau des ultra in ein Hybridfahrzeug gesteckt hat. Es kann keinen schöneren Lohn dafür geben als der heutige erste Platz. Was das Rennen angeht, sind wir gut aufgestellt. Wir haben in den Freien Trainingssitzungen über längere Distanzen gesehen, dass wir eine gute Konstanz erreichen. Morgen wird sich bestätigen, ob sich unsere Arbeit, die Reifenkonstanz zu verbessern, auszahlt.”
Ralf Jüttner (Technischer Direktor): “Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Beide Autos stehen in der ersten Startreihe – und das mit einem wirklich knappen Abstand. Es kommt nicht allzu oft vor, dass wir im Zeittraining so spät losfahren. Aber genau das hat Leena Gade heute mit ihrem Auto Nummer 1 gemacht. Die anschließende Unterbrechung hat Marcel selbst verursacht, da er in Kurve 1 den Poller umgefahren hat. Das hat es für ihn etwas schwieriger gemacht. Ich bin etwas überrascht, denn ich hatte erwartet, dass Toyota hier im Qualifying schneller ist. Aber wir freuen uns natürlich über die erste Startreihe. Die Pole-Position ist eine schöne Belohnung für die Arbeit der vergangenen Tage.”
Tom Kristensen: “Ein großartiges Qualifying von Audi und natürlich auch von meinem Teamkollegen Allan (McNish). Es ist schön, dass wir mit dem e-tron quattro auf Platz eins stehen. Die Mannschaft hat in dieser für sie intensiven Arbeitswoche eine fantastische Leistung gezeigt. Sie hat in Bahrain bei mehr als 30 Grad Außentemperaturen das Auto umgebaut. Ich bereite mich auf ein hartes Rennen am Samstag vor, das wir überwiegend im Dunkeln fahren werden. Ich hoffe, wir stehen nach einem harten Kampf ganz oben auf dem Podium.”
Allan McNish: “Sieben Hundertstelsekunden Vorsprung fühlen sich im Vergleich zu Silverstone, wo wir nach dem Qualifying nur eine Hundertstel zurücklagen, an wie ein Kilometer Abstand. Ich bin sehr glücklich über das Resultat. Ein großes Kompliment geht an das ganze Team. Sie haben unser Auto hier in Bahrain komplett neu aufgebaut – was eine sehr umfangreiche Aufgabe ist. Die Pole-Position ist daher ein Dankeschön für den tollen Einsatz.”
Marcel Fässler: “Doch noch ein schönes Ergebnis, nachdem ich die Rote Flagge selbst verursacht habe. Ich war schon auf meiner ersten schnellen Runde. Wenn man dann noch einmal durch die Boxengasse fahren muss, ist die Höchstleistung der Reifen verloren. In meiner ersten fliegenden Runde danach war ich nicht so gut unterwegs und sagte mir: ‘Bleib ruhig, mach keine Fehler’. So gelang mir eine Zeit von 1.45.888 Minuten. Aber Allan war knapp schneller. Der zweite Platz ist nach allem, was passiert ist, nicht schlecht. Wir haben gute Voraussetzungen für morgen.”
Andre Lotterer: “Leider hat es sich Marcel selber etwas schwer gemacht. Aber er ist nach der Unterbrechung wieder gut unterwegs gewesen. Für die Pole-Position hat es aber nicht mehr ganz gereicht. Ohne die Rote Flagge wäre das möglich gewesen. Die Reifen funktionieren jedoch nur auf den ersten beiden Runden. Da er beim Abbruch in die Boxengasse kommen musste, war die Höchstleistung der Reifen verloren. Marcel hat trotzdem eine tolle Leistung gezeigt und nur knapp die Pole verpasst. Der Meisterschaftspunkt wäre wichtig gewesen, aber entscheidender ist das Rennen morgen. Es wird auf jeden Fall sehr, sehr heiß.”
Benoit Treluyer: “Die Unterbrechung durch die Rote Flagge war natürlich schade, aber wir haben sie auch selbst verursacht. Diesen kleinen Fehler hat Marcel (Fässler) mit einer starken Zeit wieder schön wettgemacht. Startreihe eins ist einfach gut, und zur Bestzeit hat auch nicht viel gefehlt. Das zeigt unser Potenzial. Ich bin zuversichtlich für das Rennen.”