Sie schauen in Albanien. Sie schauen in Kroatien. Sie schauen überall auf der Ostseite der Adria. Sie zappen rein in Japan, Kanada und den USA. Sie schalten zu in Argentinien, Belize und zehn weiteren Ländern in Süd- und Mittelamerika. Sie sind dabei von Mauretanien bis Somalia. Und jetzt auch noch in England.
BT Sport hat sich entschieden, pro Wochenende ein Spiel der Super League zu übertragen, live oder zeitlich verzögert. BT Sport, das ist nicht irgendein Sender. Die relativ neu in den Markt gestossene Kette hält auch Liverechte an der Premier League, Bundesliga, Serie A und Ligue 1.
Neun verschiedene Broadcaster haben damit die Liverechte an Super-League-Spielen und übertragen in 45 Länder ausserhalb der Schweiz. Das lässt in Zeiten lukrativer TV-Deals an Millionenerträge denken. Es ist ziemlich anders. Die Swiss Football League hat ihre Auslandsrechte der Agentur IEC für rund 400’000 Franken pro Jahr verkauft. Keinen Schweizer Livefussball gibt es in Deutschland, Österreich und Frankreich, das hat Teleclub/Cinetrade so gewünscht. Teleclub/Cinetrade mit dem Mutterkonzern Swisscom im Rücken besitzt für vier von fünf Spielen pro Runde exklusiv die Schweizer Liverechte und hat kein Interesse, dass hierzulande empfangbare ausländische Sender plötzlich auch Super-League-Fussball zeigen. Einen Match pro Runde gibts auf SRF.
Fremde Profis als Verkaufshilfe
Weshalb hat BT Sport Interesse am Schweizer Fussball? Es gibt dafür nicht den einen Grund. Aber für SFL-Marketingchef Roger Müller eine Serie von Erklärungen. Weil sich BT Sport über den Fussball profilieren will und Sendeplätze zu füllen hat neben den grossen Ligen. Weil der Schweizer Fussball günstig zu haben ist. Weil der FC Basel mit seinen internationalen Erfolgen und immer wieder für grosse Ligen interessanten Spielern dem Schweizer Fussball mehr Gewicht gegeben hat. Weil Händler wie IEC den Fernsehanstalten häufig ganze Livepakete mit mehreren Ligen anbieten.
Gewisse Sender interessieren sich ausserdem aus regionalem Interesse für den Schweizer Fussball – Chikhaouis Engagement begünstigte Liveübertragungen in Tunesien, Salah und Elneny sind wichtig in Ägypten, Kakitani und Kubo in Japan, die balkanstämmigen Spieler interessieren in ihrer (ursprünglichen) Heimat. Vermarktungsagenturen haben die Liga deshalb auch schon angefragt, ob sie nicht auf die Transfertätigkeiten der Clubs Einfluss nehmen könne, um den Rechteverkauf in gewissen Territorien zu erleichtern. Kann sie nicht.
Belgien: Live in 105 Ländern
Im Vergleich mit ähnlich starken Fussball-Ländern hat der Schweizer Fussball eine deutlich bessere Verbreitung als etwa die dänische Liga (live in acht Ländern). Aber er liegt beispielsweise weit hinter Belgien zurück. Die Pro League wird von 26 Broadcastern in 105 Länder live übertragen und erhält dafür rund zwei Millionen Euro jährlich von einem Rechtehändler.
Das Interesse an der höchsten belgischen Liga stieg in den vergangenen zwei, drei Jahren extrem. Es steht in direkter Verbindung mit den Erfolgen der Nationalmannschaft und dem Aufstieg von Spielern in europäischen Spitzenligen wie De Bruyne, Kompany, Hazard oder Courtois. Bis 2009 hat die Super League mit internationalen Senderechten keinen Franken eingenommen, sagt Marketingchef Müller, seither sind die Einnahmen kontinuierlich gestiegen. Neben der Fixsumme von 400’000 Franken partizipiert die Liga mit einer Bonuszahlung, wenn IEC einen festgelegten Verkaufserlös übertrifft. Das dürfte nächstens der Fall sein. Und 2017 läuft dann der aktuell gültige Kontrakt aus. Müller sieht das Potenzial, die Einnahmen aus dem Auslandsgeschäft mit dem neuen Vertrag «klar zu steigern». (Tagesanzeiger.ch/Newsnet)
(Erstellt: 10.11.2015, 23:56 Uhr)