Die zweitägigen Formel-1-Testfahrten auf dem Bahrain International Circuit sind am Mittwoch mit einer Bestzeit für Lewis Hamilton zu Ende gegangen. Bei einer Außentemperatur im Bereich von 31 und einer Asphalttemperatur im Bereich von 45 Grad Celsius und vor den Augen von Lebensgefährtin Nicole Sherzinger umrundete der Mercedes-Pilot den 5,412 Kilometer langen Kurs in der Wüste von Sachir in 1:34.136 Minuten.
Hamilton hatte die Zeit, die rund 1,5 Sekunden schneller war als die Dienstagsbestzeit von Teamkollege Nico Rosberg, bereits am Vormittag auf die Bahn gelegt. In den vier Stunden am Nachmittag kam weder die Konkurrenz noch der Sieger des Rennens vom Sonntag selbst an die Zeit heran . Wie schon am Dienstag in den Händen von Rosberg, so war der F1 W05 auch am Mittwoch mit Hamilton am Steuer nicht nur das schnellste, sondern auch das lauffreudigste Auto. Der Brite brummte seinem Silberpfeil 120 Runden auf.
Mercedes war am Mittwoch eines von zwei Teams, das Reifentests für Pirelli durchführte. “Die Rundenzeit wurde mit einem Entwicklungsreifen erzielt”, teilt man in Anspielung auf den Bestwert von Hamilton mit. Neben dem Silberpfeil war auch der Williams-Mercedes von Testfahrer Felipe Nasr (10.; +5,743 Sekunden) mit der Evaluierung der Pirelli-Slicks für die Saison 2015 beauftragt. Dabei wurden laut Pirelli sowohl von Mercedes als auch von Williams “vier neue Mischungen und drei neue Strukturen” erprobt. Am Dienstag war die Aufgabe der Pirelli-Tests dem Caterham-Team und Testfahrer Robin Frijns zugekommen .
Der Testbetrieb am Mittwoch wurde von vier Roten Flaggen kurzzeitig unterbrochen. Rund 90 Minuten nach Öffnung der Strecke blieb Jean-Eric Vergne (Toro Rosso) in Kurve 4 stehen. Wenige Minuten vor der Mittagspause fand sich Kevin Magnussen (McLaren) im Kiesbett wieder. Am Nachmittag waren es Romain Grosjean (Lotus) mit einem Ausrollen in Kurve 4 und kurz darauf Marcus Ericsson mit einem ausrollenden Caterham in Kurve 8, die für eine Unterbrechung sorgten. “Bis zu einem ERS-Problem war es ein guter Testtag”, twittert Ericsson (9.; +5,127 Sekunden) und liefert damit die Erklärung für sein Stehenbleiben am Nachmittag. Der Schwede brachte es auf 66 Runden.
Besser lief es für Vergne, der nach seinem frühen Defekt noch einmal ins Testgeschehen eingreifen konnte. Nach insgesamt 64 Runden wurde der Franzose am Steuer seines Toro Rosso STR9 auf Platz zwei notiert. Auf die Bestzeit von Hamilton fehlten Vergne 1,421 Sekunden. Am Nachmittag konzentrierte sich der Franzose auf Vergleichsfahrten mit der Medium- und der Soft-Mischung von Reifenlieferant Pirelli. In beiden Fällen handelte sich um die aktuelle 2014er-Spezifikation der Pneus.
Technische Probleme bei McLaren und Red Bull
McLaren-Rookie Magnussen brachte es mit 2,067 Sekunden Rückstand auf Hamilton zwar auf die drittbeste Zeit, schaffte aber am gesamten Tag nur 26 Runden. Mit Blick auf den kurz vor der Mittagspause aufgetretenen Defekt, der zum Ausritt führte, spricht das Team in einer ersten Stellungnahme von einem “geringen Schaden”. Dem Vernehmen nach handelte es sich um eine gebrochene Frontflügelaufhängung.
Für Force India griff am Mittwoch Sergio Perez (4.; +2,450 Sekunden) ins Lenkrad, wenngleich über der Box noch das Namensschild von Teamkollege Nico Hülkenberg angebracht war. Im Zuge von 63 Runden befasste sich der Mexikaner – am Sonntag Dritter im Rennen – mit dem Testen von “ein, zwei kleineren Aero-Upgrades, die wir in China einzusetzen gedenken”, wie das Team verlauten lässt.
Red Bull schaffte mit Daniel Ricciardo am Vormittag aufgrund von technischen Problemen keine zehn Runden. Bei Testende um 17:30 Uhr Ortszeit (16:30 Uhr MESZ) hatte der Australier immerhin 67 Umläufe auf dem Konto. In der Zeitenliste reihte sich Ricciardo (+3,174 Sekunden) direkt hinter Perez auf Position fünf ein.
Marussia überrascht mit Tempo und Laufleistung
Erster Verfolger des Weltmeisterteams war überraschend Marussia mit Jules Bianchi. Dabei glänzte der MR03 des russisch-britischen Teams nicht nur mit einer Rundenzeit, die nur 0,006 Sekunden langsamer war als die von Ricciardo. Auch in puncto Laufleistung wusste man zu überzeugen. Mit 93 Umläufen brachte es Bianchi hinter Hamilton auf die zweitmeisten Runden des Tages.
Für Sauber griff einen Tag nach der erfolgreichen Formel-1-Premiere von Sergei Sirotkin der offizielle Testfahrer Giedo van der Garde ins Lenkrad. Der Niederländer, mit 3,487 Sekunden Rückstand auf Hamilton Tagessiebter, spulte mit dem Sauber-Ferrari C33 insgesamt 77 Runden ab. Der Fokus lag dabei vor allem auf Aero-Tests. Ein am Vormittag aufgetretenes Problem im Bereich des Antriebsstrangs stoppte den geplanten Testbetrieb zwar kurz, aber nicht endgültig.
Ferrari packt schon am Vormittag zusammen
Ganz anders die Situation bei Ferrari. Für die Scuderia aus Maranello war der zweite Testtag in der Wüste bereits vor der Mittagspause gelaufen. Fernando Alonso (8.; +3,776 Sekunden) musste den F14 T nach zwölf Runden in der Box parken. Grund: Man war dahinter gekommen, dass das Chassis irreparabel beschädigt war. Der Schaden wurde allerdings nicht von Alonso herbeigeführt, sondern stammte noch aus dem ersten Freien Training des Bahrain-Rennwochenendes. Kimi Räikkönen war am Freitag mit diesem Chassis in Kurve 4 heftig über die Randsteine geflogen.
Auch für Lotus war am Mittwoch (genau wie am Dienstag) vorzeitig Feierabend. Grosjean (11.; +9,596 Sekunden) brachte es bis zu seinem Stillstand in Kurve 4 auf 16 Runden und damit genauso viele wie Teamkollege Pastor Maldonado am Vortag. Insofern kann die Truppe aus Enstone mit dem Sorgenkind E22 zumindest etwas Konstanz vorweisen….
Die Teams begeben sich nun auf die Reise nach Schanghai, wo am 18. April die ersten beiden Freien Trainings zum Grand Prix von China stattfinden.