Nyon (dpa) – 26.10.2015, 19:00 Uhr
Neben Michel Platini steht nun auch Gianni Infantino auf der Kandidatenliste. Foto: Federico Gambarini
Mehr als ein halbes Dutzend Bewerber startet in das Rennen um die Nachfolge von FIFA-Prsident Joseph Blatter – und auch Europa hat sich kurz vor Fristende noch auf einen Plan B geeinigt.
Angesichts der weiter laufenden Sperre von Michel Platini stellte die Europische Fuball-Union (UEFA) Generalsekretr Gianni Infantino als Notfall-Lsung auf und offenbarte damit erhebliche Zweifel an einer Kandidatur des momentanen Chefs.
Wir glauben, dass Gianni Infantino alle Qualitten hat, die es braucht, um die groen Herausforderungen anzugehen. Er kann die Organisation auf dem Weg der Reformen fhren, um die Integritt und Glaubwrdigkeit wiederherzustellen, teilte die UEFA-Exekutive, der auch DFB-Prsident Wolfgang Niersbach angehrt, nach einer Telefonkonferenz mit. In dem Statement erwhnte die UEFA Platini mit keinem Wort.
Der Franzose bleibt weiterhin gesperrt – seine Anwlte besttigten der Nachrichtenagentur AFP, dass ein Einspruch bei der FIFA-Ethikkommission gescheitert sei. Dies ist noch nicht die Entscheidung der Berufungskommission, die weiterhin noch keinen Zeitplan an Herrn Platini kommuniziert hat.
Derzeit gilt als wahrscheinlich, dass sich der 45 Jahre alte Italo-Schweizer Infantino anstelle von Platini zur Wahl des Nachfolgers von Joseph Blatter am 26. Februar stellt. Wegen einer von Blatter erhaltenen dubiosen Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken ist Platini derzeit fr 90 Tage von der FIFA-Ethikkommission gesperrt.
Nach Ende der Bewerbungsfrist folgt ein Integrittscheck der Anwrter. Dieser soll zwar nicht durchgefhrt werden, solange ein Kandidat gesperrt ist; ein Freispruch Platinis im Ethikverfahren wre allerdings eine groe berraschung.
Die Suspendierung des 60 Jahre alten Franzosen luft Anfang Januar aus und kann noch um 45 Tage verlngert werden. Sollte Platini jedoch doch noch antreten drfen, wrde Infantino voraussichtlich seine Kandidatur zurckziehen. Der Jurist ist der ffentlichkeit vor allem aus seiner Rolle bei Auslosungen von Europameisterschaften und Europapokal-Wettbewerben bekannt.
Er werde erst zu spterer Zeit ein Wahlprogramm verffentlichen, teilte Infantino mit:Dieses Manifest wird auf der Notwendigkeit von Reformen beruhen und fr eine FIFA werben, die den Interessen aller 209 Nationalverbnde – ungeachtet ihrer Gre – vollkommen gerecht wird, und fr die der Fuball und dessen Entwicklung stets Prioritt geniet.
Insgesamt hatte sich damit bereits vor Bewerbungsschluss um Mitternacht die Zahl der Anwrter auf das hchste Amt imWeltfuball auf acht erhht – so viele wie noch nie in der ra Blatters.
Der von Menschenrechtlern scharf kritisierte asiatische Verbandschef Scheich Salman bin Ibrahim Al Chalifa habe seine Bewerbung angekndigt, berichtete die staatliche bahrainische Nachrichtenagentur BNA am Montag. Der Kontinentalverband AFC besttigte am Nachmittag diesen Schritt. Menschenrechtsorganisationen werfen der Familie Al Chalifa vor, bei der Niederschlagung der Anti-Regierungsproteste im Bahrain beteiligt gewesen zu sein. Es ist mglich, dass die FIFA-Ethikkommission gegen ihn ermittelt.
Der liberische Verbandsprsident Musa Bility erklrte, dass die notwendigen Untersttzerstimmen von mindestens fnf FIFA-Mitgliedsverbnden fr ihn dem Weltverband bergeben worden seien. Ich bin ein sehr glcklicher Mann, sagte Bility bei BBC Sport. Wenn wir den Fuball verndern wollen, dann mssen wir sicherstellen, dass diejenigen, die die FIFA seit 20-25 Jahren fhren, nichts mehr damit zu tun haben.
Bislang streben darber hinaus der zuletzt Blatter unterlegene Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien, der frhere Fuballprofi David Nakhid aus Trinidad und Tobago, der Ex-FIFA-Generalsekretr Jrme Champagne und der Sdafrikaner Tokyo Sexwale die Nachfolge von Joseph Blatter an. Der ehemalige Weltverbands-General Michel Zen-Ruffinen will sich mglicherweise ebenfalls bewerben.
Vor der vergangenen Wahl Ende Mai gab es zunchst vier Bewerber, das Feld reduzierte sich jedoch, nachdem sich die europische Untersttzung auf al-Hussein konzentrierte. Der wie Platini fr 90 Tage gesperrte Blatter hat trotz seiner Verwicklung in den grten Skandal der FIFA-Geschichte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, doch noch seinen Nachfolger inthronisieren zu drfen. Ich will nach 41 Jahren bei der FIFA einen wrdigen Abgang, sagte der Schweizer zuletzt.
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