Kriegsvertriebene ziehen in andere provisorische Wohnstätten – Wiederaufbau aus Mangel an Finanzmitteln und Baumaterialien kaum begonnen
Gaza – Die UNO hat im Gazastreifen die letzte Notunterkunft schließen können, in der seit dem Krieg des vergangenen Sommers Obdachlose untergebracht waren. Wie ein Sprecher des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) am Donnerstag mitteilte, konnte damit alle 100.000 Vertriebenen in anderen provisorischen Unterkünften untergebracht werden.
So könnten alle Schulen künftig wieder für ihren eigentlichen Zweck genutzt werden. “30 Familien haben jetzt die Bahrain-Schule im Westen von Gaza verlassen, in der zwischenzeitlich 1100 Menschen leben mussten”, sagte UNRWA-Sprecher Adnan Abu Hasna.
Auf Spenden angewiesen
Die UNRWA ist auf Spenden angewiesen, um jeder wohnungslosen Familie zwischen 700 und 875 Euro zu geben, damit sie für die nächsten Monate in Mietwohnungen ziehen können. Denn der Wiederaufbau von mehreren zehntausend im siebenwöchigen Krieg mit Israel total zerstörten Wohnungen hat aus Mangel an Finanzmitteln und Baumaterialien kaum begonnen. Die Reparatur von nur teilweise zerstörten Wohnungen sei dagegen vorangekommen, berichtete die UNRWA.
Auf dem Höhepunkt der Kämpfe im Juli und August 2014 gab es im 1,8 Millionen Einwohner zählenden Gazastreifen rund 300.00 Binnenflüchtlinge, die in 91 UN-Schulen Schutz suchten. Mehrere dieser Notunterkünfte wurden bei israelischen Luftangriffen getroffen. Zwei Drittel der Vertriebenen konnten kurz nach Kriegsende in ihre zuvor umkämpften Wohngebiete zurückkehren. Etwa 100.000 blieben obdachlos. Sie zogen zu Verwandten, mieteten mit UN-Hilfe Ersatzwohnungen oder leben heute unter Zeltplanen in den Ruinen ihrer früheren Häuser. (APA, 18.6.2015)