(Motorsport-Total.com) – Wieder ein Rückschlag für Sebastian Vettel und für Red Bull. Denn am vorletzten Testtag in Bahrain schaffte der Weltmeister nicht einmal eine Runde. Gleich zwei größere Probleme hinderten Vettel am Samstag daran, weitere Kilometer im RB10 abzuspulen. In seiner ausführlichen Medienrunde spricht der Deutsche über dieses Dilemma und die Konsequenzen daraus, sagt aber auch, dass er gute Hoffnungen für die Saison 2014 hat. Das gesamte Interview mit Red-Bull-Fahrer Vettel lesen Sie hier!
Frage: “Sebastian, wieder ein schwieriger Tag für Red Bull. Nur eine Runde und neue Probleme. Wie siehst du das?”
Sebastian Vettel: “Man darf das nicht zu sehr dramatisieren. Mit Sicherheit war es heute kein guter Tag. Bis jetzt hat die Testerei noch nicht so richtig angefangen. Es geht natürlich in zwei Wochen schon los. Das ist uns auch bewusst. Aber ändern kann man es nicht. Da müssen wir jetzt durch.”
Frage: “Manche Beobachter sprechen von ‘Problemen’. Ist es realistisch betrachtet vielleicht sogar ein ‘Desaster’?”
Vettel: “Nun, bis jetzt wurde noch kein Rennen gefahren. Was die Zuverlässigkeit angeht, sind wir im Moment nicht gut. Das wissen wir. Dafür fahren wir zu wenig. Und wenn wir fahren, geht meistens etwas kaputt. Aber wie gesagt: Es ist aber ein langes Jahr. Und bis jetzt wurde noch kein Rennen gefahren. Deshalb: Es gibt noch keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken.”
Frage: “Du sagst es: Es ist ein langes Jahr. Macht ihr euch intern vielleicht schon Gedanken, die ersten drei Rennen herzuschenken? Dann kommt der Test, dann schaut man weiter…”
Vettel: “Nein, überhaupt nicht. Wir müssen die Rennen nutzen, so wie andere versuchen, diese Rennen zu nutzen.”
“Es ist im Augenblick natürlich schwer zu sagen, wo man steht, wie realistisch die Chance ist, ins Ziel zu fahren und so weiter. Weil einfach unheimlich viele Fragen noch offen sind und weil wir so wenig gefahren sind. Doch wie gesagt: Wir können es jetzt nicht ändern. Da müssen wir durch. Und wir müssen die Zeit nutzen, die wir haben – auch wenn das weniger ist, als wir vielleicht wollen. Wir müssen halt zusehen, mit der wenigen Zeit zurechtzukommen.”
Frage: “Du giltst als Perfektionist. Wie sieht es denn innendrin aus bei dir? Emotional betrachtet?”
Vettel: “Wie gesagt: Man darf da jetzt nicht anfangen, das Ganze zu überdenken, sondern muss bei den Tatsachen bleiben. Es ist uns bekannt, dass es nicht gut ist.”
“Wir sind aber drauf und dran, besser zu werden. Auch wenn, sage ich mal, die Ergebnisse sich noch nicht zeigen. Wir hoffen, relativ schnell den Anschluss zu finden. Dann hoffen wir, dass das Auto schnell genug ist. Darauf haben wir ebenfalls noch keine Antwort. Ich glaube aber, wir alle haben ein gutes Bauchgefühl, was den Speed des Autos angeht, wenn es mal läuft.”
Vettel ist zuversichtlich: Alles wird gut…
Frage: “Wie optimistisch bist du, dass es am Sonntag länger geht als bis Kurve vier?”
Vettel: “Schwer zu sagen. Am Freitag schien es schon ganz gut zu sein. Heute sind zwei Sachen kaputtgegangen, die es uns letztendlich nicht erlaubt haben, noch einmal hinauszufahren. Was morgen passiert, ist schwer zu sagen. Wie gesagt: Es ist nicht immer das gleiche Problem. Es sind andere Probleme, die hier und da auftreten. Deshalb kann man da keine Prognose abgeben.”
Frage: “Was genau waren denn die Probleme?”
Vettel: “Am Vormittag hatten wir ein elektrisches Problem. Wir haben ein bisschen lang gebraucht, um die Batterie zu wechseln. Das war eigentlich das Hauptproblem.”
“Am Nachmittag konnten wir das Auto nicht wie gewünscht starten. Das war aber eher etwas Mechanisches. Wieder mussten wir Teile wechseln und konnten daher nicht erneut fahren. Deshalb haben wir das Auto für morgen wieder hergerichtet. So ist es halt. Da sitzen alle im selben Boot: Wenn ein Problem auftritt, dauert es lange, um es zu lösen.”
Frage: “Wie war es denn bis Kurve vier?”
Vettel: “Bis dahin war gar nichts. Es ging eigentlich nur darum, das Auto zu checken und wieder zurückzubringen. Das hat dann nicht geklappt.”
Frage: “Was für ein Gefühl hast du, wenn du jetzt an Melbourne denkst?”
Vettel: “Nun, es ist noch ein bisschen schwierig für uns. Doch wie man sieht: Auch die anderen Teams tun sich noch schwer. Es ist klar, dass wir bei der Zuverlässigkeit und beim Kilometer-Stand nicht ganz vorn dabei sind, aber ich glaube, alle tun sich schwer. Wenn es ein Problem gibt, dann verlieren alle sehr viel Zeit.”
“Melbourne ist nun mal schon in zwei Wochen. An der Uhr lässt sich nicht mehr drehen. Wie gesagt: Für uns ist es jetzt so, wie es ist. Wir versuchen, am Sonntag noch einmal so viel mitzunehmen, wie es geht. Wir kriegen noch einmal ein paar neue Teile, können dann hoffentlich noch etwas mehr fahren. Und der Rest wird sich dann zeigen, wenn die Saison anläuft.”
Frage: “Wo steht Red Bull deiner Meinung nach derzeit?”
Vettel: “Das ist nicht bekannt. Wir hatten bisher ja nicht die Gelegenheit, die Geschwindigkeit des Autos zu erkunden. Die Zuverlässigkeit ist nicht gut. Doch darum geht es ja beim Testen. Im Augenblick treten viele unterschiedliche Probleme auf.”
“Es ist nicht gerade die beste Situation, aber wir können es nicht ändern. Alle sind hochmotiviert, dass wir die Kurve kriegen. Das passiert nicht über Nacht. Wir hoffen dennoch auf einen besseren Tag am Sonntag. Und wir wünschen uns einen ordentlichen Saisonstart in Melbourne. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Zuverlässigkeit aber das große Fragezeichen für uns.”
Der Teufel steckt im Detail
Frage: “Wo liegen die Probleme den Schwerpunktmäßig, am Motor oder am Chassis? Kannst du das einschätzen?”
Vettel: “Puh. Es wäre nicht fair, diese beiden Elemente getrennt voneinander zu betrachten. Wir arbeiten mit Renault, sie arbeiten mit uns. Den ganzen Winter. Wir bereiten das Auto gemeinsam vor. Natürlich gibt es hüben wie drüben gewisse Probleme. Unterm Strich sind wir aber ein Team. Wir haben gemeinsam schon viel erreicht. Nun haben wir gemeinsam eben eine schwierige Zeit.”
Frage: “Wie lange wird es dauern, die Probleme zu lösen und aufzuholen?”
Vettel: “Schwer zu sagen. Ich denke, vieles wird sich schon alleine dadurch ändern, dass wir bereits in zwei Wochen viele neue Teile bekommen werden. Wir hatten etliche Probleme. Das hat einige Teile beschädigt. Diese stehen nicht über Nacht wieder zur Verfügung. Außerdem sind wir gerade in Bahrain. Da ist es nicht ganz so einfach, Dinge zu reparieren.”