Nach dem Sieg von Sebastian Vettel in Malaysia konnten die neutralen Formel 1-Fans aufatmen. Ferrari hat gezeigt, dass Mercedes zu schlagen ist. Doch anschließend machte Lewis Hamilton in China und Bahrain wieder kurzen Prozess. Die rote Konkurrenz muss jetzt beweisen, dass der Vettel-Erfolg keine Eintagsfliege war.
Bessere Bedingungen als in Barcelona bekommt Ferrari so schnell nicht wieder. Der katalanische Grand Prix-Kurs bringt die Reifen mit seinen vielen schnellen Kurven und seinem rauen Asphalt an die Belastungsgrenzen. Das vorhergesagte Sommerwetter mit Temperaturen um 25°C verschärft die Situation noch. Mercedes muss beweisen, dass die Probleme in Sachen Gummi-Verschleiß aus der Vergangenheit gelöst sind.
Einige Fans werden sich noch gut an das Spanien-Rennen 2013 erinnern: Rosberg und Hamilton waren vor 2 Jahren aus der ersten Startreihe losgefahren, kamen aber nur auf den Plätzen 6 und 12 ins Ziel. So schlimm wird es dieses Jahr wohl nicht werden. Doch Malaysia und auch Bahrain haben gezeigt, dass Ferrari nicht weit entfernt ist, sollten sich die Silberpfeile Schwächen leisten.
Wichtig für den weiteren Verlauf der Saison ist nicht nur die Reifen-Frage sondern auch die technische Weiterentwicklung. Alle Teams reisen mit mehr oder weniger großen Update-Paketen nach Spanien. Das könnte sich auch auf die Reihenfolge an der Spitze auswirken. Spannend ist hierbei auch die Frage, ob Red Bull noch einmal ganz vorne angreifen kann, und ob McLaren endlich zur Normalform zurückkehrt. Beide Teams haben große Verbesserungen angekündigt.
Die Strecke – Circuit de Barcelona-Catalunya
Große Überraschungen lauern beim GP Spanien nicht auf die Ingenieure und Fahrer. In den 2 Wintertest-Wochen haben die Teams vor der Saison bereits unzählige Runden auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya abgespult. Vom Layout bietet die Strecke eine gute Mischung von allem, weshalb der Kurs auch als perfekter Gradmesser für den Rest der Saison angesehen wird. Schnelle Kurven mit hohen Fliehkräften wechseln sich mit langsamen Ecken ab. Hier sind Allrounder gefragt.
Trotz zweier DRS-Zonen und der mehr als einen Kilometer langen Geraden, ist das Überholen traditionell sehr schwierig. Grand Prix-Rennen in Barcelona gehören üblicherweise nicht zu den Action-Festen im Kalender. Das Safety-Car musste zuletzt 2009 ausrücken. Besonders interessant geht es immer am Start zur Sache. Auf keiner anderen Strecke ist der Weg in die erste Kurve länger (720 Meter) als in Barcelona. Trotzdem wurden 92 Prozent der F1-Rennen hier aus der ersten Startreihe gewonnen – so viele wie nirgendwo sonst im Kalender.
Fast Facts zum GP Spanien:
Rundenlänge: 4,655 km
Rundenzahl: 66
Renndistanz: 307,104 km
Rundenrekord: Kimi Räikkönen – 1:21.670m (2008)
Distanz von Pole Position bis Kurve 1: 730m
Boxengassen-Zeitverlust: 21 Sekunden (331m)
Top Speed: 335 km/h
Überholmanöver 2014: 32
Startaufstellung: Leichter Vorteil linke Seite
Spritverbrauch: mittel
Reifenverschleiß: hoch
Reifensorten: medium / hard
Bremsbelastung: niedrig
DRS-Zonen: 2 – Zielgerade / Gerade zwischen T9 T10
Safety-Car-Wahrscheinlichkeit: 18 Prozent
Das Setup:
Seit 1991 ist Barcelona fester Bestandteil des Kalenders. Die Techniker kennen die Tücken der Strecke in- und auswendig. Nur die wechselnden Winde können ab und zu für Überraschungen sorgen. Die Flügel müssen auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya sehr steil gestellt werden, um genügend Abtrieb und Stabilität für die schnellen Kurvenkombinationen zu bieten. Im Schluss-Sektor mit der langsamen Schikane kommt es vor allem auf Traktion an. Die Federn sollten deshalb auf der Hinterachse etwas weicher gewählt werden.
Mangels hoher Curbs können die Piloten das Fahrwerk weit herunterschrauben lassen. Bremsenverschleiß ist kein Thema. Auch die Motoren werden nicht übermäßig belastet. Von den Außentemperaturen liegt Barcelona für die Ingenieure in einem angenehmen Bereich. Das letzte Regenrennen gab es 1996. Auch in diesem Jahr sind trockene Bedingungen vorhergesagt. Aufpassen müssen die Teams auf den Griplevel, der sich im Laufe eines Wochenendes stark verbessert. Im Rennen kommt es wegen des hohen Reifenverschleißes auf die richtige Strategie an.
Die Updates:
3 Wochen sind seit dem letzten Rennen in Bahrain vergangen. Genügend Zeit für die Ingenieure, große Update-Pakete zu schnüren. Kaum ein Auto wird unverändert in Barcelona an den Start gehen. Die Frage lautet: Welche Teams haben am besten entwickelt. Große Veränderungen erwarten wir vor allem von Red Bull. Die neue, kurze Nase soll endlich ihr Debüt feiern. Mit ihr werden auch zahlreiche Leitbleche und Finnen angepasst. Die Techniker sprechen mindestens von einer halben Sekunde Zeitgewinn.
Auch McLaren will einen Sprung nach vorne machen. Angekündigt sind nicht nur Verbesserungen am Auto sondern auch am Motor. Honda hatte in den letzten Rennen bereits stetig die Leistung gesteigert. Reicht es jetzt endlich für die ersten WM-Punkte? Ansonsten gibt es noch nicht viel Konkretes. Bei Lotus erwarten wir eine neue, etwas breitere Nase. Force India will seine hydro-mechanische Hinterradaufhängung erstmals einsetzen.
Die Favoriten:
Wie eingangs schon erwähnt, spricht wieder alles für ein großes Duell Silber gegen Rot in Barcelona. Mercedes ist nach 4 Pole Positions der große Favorit für das Qualifying. Doch Ferrari könnte im Rennen zurückschlagen – allerdings nur wenn der Joker Reifenverschleiß sticht. Es wird spannend, wie sich die Update-Pakete auf das Kräfteverhältnis auswirken. Kommt von Red Bull wirklich der große Schritt, muss Williams um seinen Status als dritte Kraft im Feld bangen.
Hinter dem Spitzenquartett erwarten wir wieder Lotus als sicheren Punktekandidaten. Aber auch Toro Rosso sollte in Barcelona eine bessere Figur machen als zuletzt in Bahrain. Erstens kennen die unerfahrenen Piloten die Strecke gut. Zweitens spielt hier der Abtrieb eine größere Rolle als Motorleistung. Sauber und Force India müssen wieder auf Fehler der Konkurrenz hoffen, um Zähler abzustauben. Die große Unbekannte im Mittelfeld heißt McLaren.
So lief das Rennen im Vorjahr – GP Spanien 2014
Das Barcelona-Rennen 2014 wurde zur großen Silberpfeil-Show. Lewis Hamilton und Nico Rosberg lieferten sich über 66 Runden ein enges Duell. Mehr als 5 Sekunden lagen nie zwischen den beiden Mercedes-Autos. Rosberg versuchte den Teamkollegen mit einer alternativen Strategie zu knacken. Der Deutsche nutzte die langsamen harten Reifen im Mittelstint, Hamilton erst am Ende. Trotzdem reichte es nicht. Im Ziel fehlten Rosberg nur 0,6 Sekunden.
In einem ansonsten spannungsarmen Rennen mit wenigen Highlights sicherte sich Daniel Ricciardo den Titel “Best of the Rest”. Der Australier sammelte auf Rang 3 seinen ersten Formel 1-Pokal ein. Red Bull-Teamkollege Sebastian Vettel startete nach einem verkorksten Qualifying von Rang 15 eine Aufholjagd. Mit einer Dreistopp-Strategie fuhr der Deutsche bis auf Platz 4 nach vorne und betrieb damit erfolgreich Schadensbegrenzung.
In unserer Galerie zeigen wir noch einmal die Highlights vom letzten GP Spanien.
Start (MEZ)
Freies Training 1
1. Training – Fr. 8. Mai – 10.00 Uhr
Freies Training 2
2. Training – Fr. 8. Mai – 14.00 Uhr
Freies Training 3
3. Training – Sa. 9. Mai – 11.00 Uhr
Qualifying
Qualifying – Sa. 9. Mai – 14.00 Uhr
Rennen
Rennen – So. 10. Mai – 14.00 Uhr
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