Vorschau Sportwagen-WM (WEC) in Sao Paulo: Die Titeljagd geht ins Finale

Genau genommen steht in Brasilien am kommenden Wochenende nur noch ein waschechter WM-Titel zur Vergabe: jener in der Herstellerwertung der LMP1-Klasse. Denn nur die Werke und ihre Piloten in der LMP1-Prototypenklasse fahren um ein offizielles WM-Prädikat der Weltmotorsportbehörde FIA. Im GT-Bereich gibt es zwar zum Beispiel eine Weltcup-Wertung, aber eben keinen echten WM-Titel.


Vier WEC-Titelentscheidungen offen

Egal wie der Titel auch heißen mag, am kommenden Sonntag (Rennstart 16.00 Uhr MEZ) sind noch vier Titelentscheidungen offen: In der LMP1-Klasse – also jener mit dem richtigen WM-Titel – haben sich bereits die Toyota-Piloten Sebastien Buemi und Anthony Davidson die WM-Krone geschnappt.

Es geht also nur noch um die Herstellerwertung, und hier steht Toyota kurz vorm möglichen Double: Denn das japanische Werksteam TMG aus Köln führt in dieser Wertung mit 40 Punkten Vorsprung vor Titelverteidiger Audi – bei noch 44 zu vergebenden Punkten.

So richtig spannend wird es hier also wohl kaum werden, zumal Toyota mit dem TS040 Hybrid in dieser Saison ganz eindeutig das überlegene LMP1-Auto gebaut hat, und niemand zweifelt ernsthaft daran, dass Toyota auch in Sao Paulo sehr konkurrenzfähig sein wird – oder vielleicht sogar wieder drückend überlegenen, so wie schon bei den letzten drei WM-Läufen, die die Japaner allesamt recht deutlich für sich entscheiden konnten.


Audi schreibt WM fast ab

Bei Audi hat man die WM-Hoffnungen de facto schon abgeschrieben, zumal die R18 e-tron quattro in den vergangenen drei Rennen immer weiter hinter die Konkurrenz von Toyota und Porsche zurückfielen. Auch Porsche macht sich nur wenig Hoffnung, den Sturmlauf von Toyota aufhalten zu können und das zur Saisonmitte formulierte Ziel, noch in diesem Jahr einen ersten LMP1-Sieg nach der Rückkehr in den Topsport feiern zu können, noch zu erreichen.

“Unter regulären Bedingungen wird das nicht möglich sein”, so die klare Aussage von Porsche-Technikchef Alex Hitzinger. Porsche hat bereits alle Ressourcen auf das neue Auto für 2015 geworfen, um Toyota im nächsten Jahr ein Bein zu stellen. In Le Mans werden die Schwaben sogar ein drittes Autos einsetzen, in dem neben F1-Pilot Nico Hülkenberg vermutlich auch die Porsche-GT-Werksfahrer Nick Tandy und Frederic Makowiecki zum Zuge kommen werden.

Le-Mans-Rekordsieger Tom Kristensen verabschiedet sich

In der kleinen Prototypenklasse, wo zwar auch kein hochoffizieller WM-Titel vergeben wird, ist die Titelentscheidung noch komplett offen: Hier wird auf dem Autódromo José Carlos Pace in Interlagos noch die Entscheidung in der Fahrer- und in der Teamwertung ausgeknobelt. In der GTE-Pro-Klasse, wo sich herstellerunterstützte Teams von Ferrari, Porsche und Aston Martin balgen, steht ebenfalls noch eine Titelentscheidung aus, nämlich in der Hersteller-Wertung.

Doch auch hier sind die Vorzeichen relativ klar: Nachdem die Ferrari-Piloten Gianmaria Bruni und Toni Vilander in Bahrain mit einem Sieg den verdienten Titel in der Fahrerwertung vorzeitig einfuhren, und damit auch dem AF Corse-Team von Amato Ferrari den Teamtitel bescherten, stehen die Chancen auf einen deutschen Titelgewinn in Sao Paulo eher schlecht, denn der Porsche-Rückstand in der Herstellerwertung vergrößerte sich auf 25 Punkte, bei noch zu vergebenden 44 Zählern – unter regulären Umständen wird das von Olaf Manthey geführte Porsche-Werksteam also heuer ziemlich sicher leer ausgehen.

Auch wenn der Titelkampf nicht mehr allzu viele Fans vom Hocker reißen dürfte, sollten sie trotzdem ein Auge auf das WM-Finale richten, aus zwei Gründen: Im strammen Alter von 67 Jahren gibt nämlich Ex-F1-Weltmeister Emerson Fittipaldi ein Comeback in der LMP2-Klasse. Und zweitens verabschiedet sich der neunmalige Le-Mans-Rekordsieger Tom Kristensen in Sao Paulo vom aktiven Rennsport.


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