Sollte aber bei Toyota ein Fahrzeug in Schwierigkeiten geraten, gibt es noch die Chance für Audi, die Marken-WM wieder offen zu gestalten. Und es wäre nicht das erste Mal, dass das Audi Sport Team Joest mit seiner cleveren Strategie und der hohen Zuverlässigkeit ein besseres Resultat herausholen würde als der Fahrzeugspeed es eigentlich zulässt. Die fehlenden Punkte vom Saisonauftakt in Silverstone, als Joest untypischerweise die falsche Strategie wählte, wirken sich jetzt aus.
Die Quali-Stärke von Porsche ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Vermutlich dürfte das Qualifying am Freitag sogar spannender als das Rennen werden, nachdem die Tausendstelschlacht inklusive Zeitgleich in Shanghai ein unglaublicher Spannungsgarant war. Porsche hat einen hohen Topspeed, doch die Geraden sind in Bahrain nicht ganz so lang wie in China und Japan. Kämpfen die 919 Hybrid im Qualifying regelmäßig mit Toyota, werden sich Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb sowie Timo Bernhard, Mark Webber und Brendon Hartley im Rennen eher mit den Audi um den letzten Podiumsplatz streiten.
Schwieriges Pflaster für Lotus
Rebellion Racing geht wieder als klarer Favorit in das Rennen in Bahrain. Hier gilt es zu bestätigen, dass der R-One mittlerweile die nötige Standfestigkeit mit sich bringt. In Shanghai fuhren erstmals beide Fahrzeuge ohne technische Probleme durch. Lotus hingegen wird mit der schlechten Traktion des CLM P1/01 aus den engen Ecken heraus zu kämpfen haben. Beim vierten Renneinsatz werden mit Simon Trummer und Nathanael Berthon zwei GP2-Piloten die Chance erhalten, ihre Langstrecken-Qualitäten an der Seite des erfahrenen Pierre Kaffer unter Beweis zu stellen.
In der LMP2 wird aller Voraussicht nach die Wachablösung an der Spitze des Klassements erfolgen: Sergey Zlobin hat im SMP-Oreca nur noch acht Punkte Vorsprung auf die klar schnelleren Olivier Pla, Julien Canal und Roman Rusinov von G-Drive Racing. Rein theoretisch könnte Zlobin bei einem Sieg und gleichzeitigem Ausfall des Ligier den Titel dingfest machen, doch wahrscheinlicher ist, dass die Entscheidung für das Finale in Brasilien völlig offen gestaltet wird. Der asiatisch besetzte Morgan von Oak Racing wird sein letztes Rennen für diese Saison absolvieren; KCMG wird versuchen, die Heimpleite aus Shanghai auszuwetzen.
GT-Wertung: Porsche bäumt sich noch einmal auf
Durch den bitteren Unfall in der ersten Runde mit eben jenem KCMG-Oreca in Shanghai und dem gleichzeitigen Sieg von Frederic Makowiecki hat sich die Lage im Weltcup für GT-Fahrer nicht verändert: Weiterhin müssen Gimmi Bruni und Toni Vilander 1,5 Punkte mehr holen als der Franzose im Manthey-Porsche, um den Titel zu sichern. Porsche haben die zehn Kilo Gewichtsreduktion ausgesprochen gut getan und die 911er sind wieder in der Lage, Ferrari und Aston Martin aus eigener Kraft herauszufordern. Der Traktionsvorteil durch den Heckmotor wirkt in Bahrain zudem besonders stark.
Aston Martin Racing hat mit Bahrain noch eine Rechnung offen. Im Vorjahr verloren die Briten hier alle Titel in der GTE Pro sowie die Markenwertung und gingen lediglich mit einem Titel in der GTE Am nach Hause. Das Pech von Stefan Mücke und Darren Turner in Shanghai (Motorschaden in Führung liegend) steht symptomatisch für die gesamte Saison 2014: Es lief nicht wirklich viel zusammen. In Bahrain gibt es die Gelegenheit, wenigstens ein bisschen wieder zu reparieren.
In der GTE Am hingegen ist nur noch die Frage, welcher Aston Martin den Titel holt: Die Dänen David Heinemeier Hansson und Kristian Poulsen (in diesem Rennen wieder durch Nicki Thiim verstärkt) bringen 31 Punkte Vorsprung mit. Nur ein Ausfall könnte das Titelrennen wieder offen gestalten. Die Teamkollegen Paul Dalla Lana, Christoffer Nygaard und Pedro Lamy sind die einzigen, die den “Dane-Train” noch abfangen können. AF Corse ist in der Amateur-Wertung wieder am Start, auf einem Fahrzeug jedoch mit einer komplett neuen Fahrerbesetzung.
Rennen bereits am Samstag
Die Organisatoren des Events nehmen wiederum Rücksicht auf die im arabischen Raum verschobene Arbeitswoche: Das Rennen wird bereits am Samstag gestartet und geht wie schon im Vorjahr unter Flutlicht in die Nacht. Somit stehen die ersten Trainings bereits am Donnerstag (13:15 und 17:30 Uhr deutscher Zeit) auf dem Programm, am Freitag das dritte freie Training (09:10 Uhr) und das Qualifying (15:00 Uhr), der Rennstart ist am Samstag um 13 Uhr. Die Frage ist, ob sich diesmal Zuschauer auf den Tribünen einfinden werden, nachdem das Rennen im Vorjahr vor einer Geisterkulisse stattfand.