Im Wüstenstaat Bahrain bläst die WEC-Entourage ein letztes Mal in dieser Saison zum Angriff. Zum dritten Mal fährt das Feld in dieser Saison bis in die Dunkelheit. Auf der 5,412 Kilometer langen Strecke in Sakhir beginnt das Sechsstundenrennen um 15 Uhr Ortszeit und endet um 21 Uhr. Ab etwa 17 Uhr dürfte es dann bereits dunkel sein. Dazu kommt noch der feine Sand und die unerträgliche Hitze. Ergänzend könnte es in diesem Jahr sogar auch noch regnen. Denn zur großen Überraschung aller gehen die lokalen Veranstalter davon aus, dass es einen für Bahrain sehr seltenen Regenguss am Rennsamstag geben könnte. In Bahrain regnet es nicht einmal vier Tage pro Jahr. Es ist also alles gerichtet für das letzte Rennen der Saison, das zu einer großen Schlacht werden könnte. Insgesamt acht Entscheidungen bezüglich Meisterschaften stehen in der WEC noch aus. Die Wichtigste ist dabei wohl die Frage nach dem Fahrertitel in der LMP1.
In dieser will natürlich Porsche die Oberhand behalten. Und da liegt das Trio Timo Bernhard/Mark Webber/Brendon Hartley mit 155 Punkten an der Spitze. Vor drei Wochen hatte die Fahrerpaarung in Shanghai bereits den ersten Hersteller-Titel für Porsche seit 29 Jahren geholt. Jetzt soll die Meisterschaft für die besten Fahrer folgen. Bernhard/Webber/Hartley haben zwölf Punkte Vorsprung vor dem Audi-Trio Marcel Fässler/Andre Lotterer/Benoit Trelouyer. Die Audi-Mannschaft ist somit auf Schützenhilfe anderer Teams angewiesen. Das zweite Porsche-Trio mit Romain Dumas/Neel Jani/Marc Lieb ist mit 113,5 Punkten bereits aus dem Titelrennen ausgeschieden.
Audi kann nur noch mit Schützenhilfe Meister werden
Im Königtum ist also alles gedeckt für ein spannendes Finale. Denn die Audianer können nur Meister werden, wenn sie mit 26 Punkten das absolute Maximum heraus holen und die Porsche-Piloten allerhöchstens Vierte werden. Kommen Fässler/Lotterer/Trelouyer nur auf Platz drei ins Ziel müssten die Dauersieger von Porsche sogar ausscheiden, damit das Audi-Trio überhaupt noch den Titel holen kann. Wird im Gegenzug das Porsche-Team mindestens Dritter, ist der Kuchen sowieso vom Tisch. “Wir haben es leider nicht komplett in der Hand”, erklärt Lotterer. Gerade Dauersieger Porsche glänzte in den letzten Rennen nicht durch Unzuverlässigkeit. Allein die vier Polepositions in diesem Jahr bestätigen das bereits.
Trotzdem will Audi im Inselstaat noch nicht aufstecken: “Das ist die bisher wohl spannendste Saison der Langstrecken-Weltmeisterschaft”, erklärt Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich. “Die Entscheidung wird erst im letzten Rennen fallen. Mein Dank gilt deswegen schon jetzt unserer unermüdlichen Mannschaft, die nie aufgegeben hat und den Audi stetig weiterentwickelt hat.”
Gar kein Wort um den Titel mitzureden haben die letztjährigen Meister von Toyota. Die Kölner beenden ein unrühmliches Kapitel ihrer Geschichte. Der TS040 wird sein letztes Rennen fahren – zum Glück, werden viele Toyota-Fans denken. Denn der Hybrid war zwar letztes Jahr noch Weltmeister, konnte dieses Jahr aber keinen einzigen Stich gegen die starke Konkurrenz holen. Fünf Mal stand man im vergangenen Jahr ganz oben, 13 Mal war man unter den besten Drei, doch jetzt fahren die über 1.000 PS starken Fahrzeuge ihr letztes Rennen. Und zusammen mit den Autos wird auch Stammfahrer Alexander Wurz seine letzte Fahrt in der WEC bestreiten. Der 41-Jährige beendet seine aktive Rennfahrerkarriere auf dem Wüstenkurs. Der Österreicher fuhr 28 WEC-Rennen (Bahrain mit eingerechnet; Anm. d. Red.) für die Japaner und konnte elf Podiumsplätze und fünf Siege feiern.
In insgesamt acht Wertungen stehen noch Entscheidungen aus
In der LMP1 ist zumindest in der Hersteller- und der Privatwertung alles entschieden. Doch in der LMP2 geht das Duell zwischen G-Drive und KCMG jetzt in die heiße Phase. Beide Teams, haben sich in den vergangenen Wochen mit harten Bandagen und teils haarsträubenden Manövern bekriegt und kämpfen jetzt sowohl um die Krone in der Fahrer- als auch der Teamwertung. Die bessere Ausgangsposition hat dabei der Ligier-Nissan mit der Nummer 26 mit Sam Bird/Roman Russinow/Julien Canal. Das Trio hat 153 Punkte. Dahinter folgen Matt Howson/Richard Bradley/Nick Tandy mit 137 Punkten. Sie müssen voll auf Sieg setzen, um überhaupt noch eine Chance auf den Titel zu haben.
Spannend wird es aber vor allem auch in der Herstellerwertung der GTE-Pro. Denn Ferrari liegt aktuell mit 259 Punkten nur hauchdünn vor Porsche mit 255 Punkten. In der Fahrer- und Teamwertung liegen dagegen die Zuffenhausener vorne. Richard Lietz hat mit 135 Punkten einen angenehmen Abstand zu seinen direkten Verfolgern Calado/Rigon mit 115 Punkten geschaffen. In der GTE-Am kämpfen noch die Ferrari-Piloten von SMP und AF Corse um die Krone.
Beim Finale wird Nick Heidfeld übrigens erneut fehlen. Der 38-Jährige sollte ja eigentlich für Rebellion den R-One fahren, doch eine Verletzung an der Hand verhindert seinen Start. Heidfeld verkündete über Twitter, dass der Unfall mit Jean-Eric Vergne beim Formel-E-Rennen in Putrajaya einen Start unmöglich macht, da er sich bei einem Dreher den Arm verletzt hat.
Die WEC biegt also mit wehenden Fahnen auf die Zielgerade der Saison 2015 ein. Das Sechsstundenrennen wird dann am Samstag um 15 Uhr Ortszeit (13 Uhr MEZ) gestartet. Eurosport überträgt die letzte Stunde des Rennens auf Eurosport1.
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