Die Ausgangslage für das Finale in der Wüste war aus mathematischer Sicht recht simpel für Porsche: Sollten die Hauptgegner aus dem Audi-Lager, André Lotterer, Benoît Tréluyer und Marcel Fässler siegen, hätten Webber, Bernhard und Hartley mindestens auf Platz vier ins Ziel kommen müssen, um Weltmeister zu werden. Schon in der 17. Rennrunde lief Timo Bernhard als Führender des Rennens aber urplötzlich die Boxengasse an: Ein Motoraktuator hatte den Geist aufgegeben und musste gewechselt werden. Die Reparatur dauerte 8.43 Minuten – plötzlich war der WM-Favorit Letzter, mit fünf Runden Rückstand.
Webber hält Platz fünf im waidwunden Porsche
Im weiteren Rennverlauf zeigte sich, dass Audi und Porsche beim Speed nahezu gleichwertig waren, und in Runde 49 kassierte Lotterer seinen Audi-Teamkollegen Lucas di Grassi und führte das Rennen an. Jetzt lag der Druck auf Porsche: Webber, Hartley und Bernhard tankten sich recht zügig wieder auf Platz sechs nach vorne, doch zur Halbzeit führten immer noch Lotterer, Tréluyer und Fässler. Doch dann lief auch der zweite Audi R18 in Probleme, wegen eines Bremsscheibenproblems musste die Aufhängung vorne links getauscht werden, der Audi verlor neun Runden und fiel hinter den in der WM führenden Porsche 919 zurück.
Mit den kühleren Bedingungen wurde aber der zweite Porsche 919 von Marc Lieb, Romain Dumas und Neel Jani immer schneller und übernahm die Führung. Damit lagen Lotterer, Fässler und Tréluyer nur noch auf Platz zwei – und folglich hätte der fünfte Platz für Webber, Hartley und Bernhard locker gereicht. Doch nach 153 Runden, also etwa eine Stunde vor Rennende, lief das neue Weltmeister-Trio abermals in Probleme.
Wieder musste der Aktuator getauscht werden, Porsche verlor noch einmal 4.51 Minuten, blieb aber auf Platz fünf. Und so lange Neel Jani im Schlussstint in Führung blieb, war das alles auch kein Problem, obwohl Webber in der Schlussphase pro Runde teilweise bis zu sechs Sekunden auf die anderen LMP1-Konkurrenten mit seinem offensichtlich waidwunden Auto verlor. Weil das Schwesterauto die Führung aber verteidigte und Webber Platz fünf hielt, reichte es letztlich doch noch für den Fahrer-WM-Titel.
Porsche räumt auch bei den GT ab
Porsche hatte gleich noch einen zweiten Grund zum Jubeln: Richard Lietz holte sich in der GT-Klasse den Fahrertitel – zwar kein offizieller WM-Titel, aber immerhin den GT World Cup-Titel für Fahrer. Weil das in der GT-Fahrerwertung auf Platz zwei liegende Duo James Calado und Davide Rigon im Rennen ein Rad verlor und einen zusätzlichen Stopp einlegen musste, holte Porsche neben dem Fahrertitel auch noch die Herstellerwertung – sozusagen zum Abschied, denn die Schwaben fahren 2016 nicht mehr fulltime mit dem GT-Auto in der Sportwagen-WM. Der Titel in der LMP2-Klasse ging wie erwartet an das Ligier-Trio Bird, Rusinov und Canal; ebenso sicher holte sich das SMP-Ferrari-Trio Bertolini, Bascov und Shaytar den Titel in der GT-Amateurwertung.