Sarkastische Einstiegsfrage: Bei Titelentscheidungen in einer Weltmeisterschaft sollte es um WM-Titel gehen, oder? Nicht so bei der Sportwagen-WM. Da werden zwar insgesamt 11 Titel in 5 Fahrzeugklassen unters Volk gebracht, aber nur 2 sind ganz offizielle auch WM-Titel – nämlich die in der LMP1-Prototypenklasse.
Einer davon ist bereits vergeben: Porsche schnappte sich nach dem Le-Mans-Sieg im Juni beim vorletzten WM-Lauf in Shanghai Anfang November auch den WM-Titel in der Herstellerwertung. Und weil Timo Bernhard, Mark Webber und Brendon Hartley in China auch den vierten Gesamtsieg in Folge eroberten, haben sie beim Finale in Bahrain den Titel schon fast im Sack: zwölf Punkte Vorsprung auf das Audi-Trio André Lotterer, Marcel Fässler und Benoît Tréluyer dürfen als bequemes Polster gelten.
Freilich kann im Rennsport viel passieren, von Unfällen über technische Defekte bis zu fahrfehlern, aber das LMP1-Fahrerlager ist sicher: Bernhard, Webber und Hartley werden für Porsche wohl vermutlich auch den zweiten WM-Titel holen. “Es braucht schon außergewöhnliche Umstände im Rennen, dass es anders kommt”, gibt auch Audi-Star André Lotterer unumwunden zu.
Porsche will fünften LMP1-Sieg in Folge
Zwar hoffen die Audianer aus Ingolstadt, dass man mit dem R18 e-tron quattro in Bahrain wieder etwas näher an den Porsche 919 Hybrid dran sein dürfte, also noch zuletzt in Shanghai, doch der strategische Spielraum beleibt eingeschränkt. Das Audi-Trio wird nur dann Weltmeister, wenn es den zusätzlichen Punkt für die Pole Position holt (was ziemlich unwahrscheinlich ist) und dann auch noch das Rennen gewinnt, während das Porsche-Trio gleichzeitig nur auf Platz 4 einläuft.
Die anderen 7 Titel betreffen primär die LMP2- und die beiden GT-Klassen. Hier handelt es sich aber nicht um echte WM-Titel, sondern eher um Alibi-Titel, die auf Kunstnamen wie Langstrecken-Cup oder Langstrecken-Trophy hören.
Porsche hat in der für werksunterstützte Einsätze reservierten GTE Pro-Klasse in allen 3 Kategorien noch höchst bekömmliche Aussichten: in der Fahrerwertung führt Porsche-Werksfahrer Richard Lietz mit 20 Punkten Vorsprung auf das Ferrari-Duo Davide Rigon und James Calado – eine lösbare Aufgabe, um es mal freundlich auszudrücken.
In der Herstellerwertung liegt Porsche nur vier Punkte hinter Ferrari, und in der Teamwertung führt das von Olaf Manthey geleitete Porsche-Werksteam mit 14 Zählern Vorsprung auf das italienische Ferrari-Team AF Corse.
Gerüchte um Porsche GT-Ausstieg verdichten sich
Ein etwas fader Beigeschmack besteht in der GT-Wertung freilich, dann die Gerüchte, dass Porsche im nächsten Jahr nicht mehr werksseitig in der Pro-Klasse vertreten sein wird, haben sich zur Gewissheit verdichtet.
Das ist insofern unerfreulich, als sich Porsche nach Le Mans für eine veränderte Fahrzeugeinstufung (BOP) stark gemacht hat, davon in der zweiten Saisonhälfte profitierte, jetzt möglicherweise drei Titel einfährt – und das Programm 2016 vermutlich stoppt. Die Gegner sind “not amused”. FIA und ACO haben vor dem Finale auch prompt die Balance of Performance nochmals und unplanmäßig verändert – zugunsten des Porsche-GT-Gegners Aston Martin.
Das 6-Stunden-Rennen in Bahrain startet am Samstag (21.11.2015) um 15.00 Uhr Ortszeit(13.00 UHR MEZ). Die letzte Rennstunde ab 18.00 Uhr wird live auf Eurosport übertragen.
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