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Vorschau: Titelentscheidungen sowie ein alter Hase – Toyota erneut Favorit.
Wenn bereits gar nicht die Formel Eins das Saisonfinale in Sao Paulo abhält, danach doch wenigstens für ein Jahr die Langstrecken-Weltmeisterschaft. Stimmungstechnisch dürfte dies der wesentlich geeignetere Ort für ein WM-Finale sein als das zwar glamouröse, aber erneut vor fast leeren Rängen abgelaufene Rennen in Bahrain, dem dieser Titel eigentlich hätte zustehen sollen. In Sao Paulo wird für Stimmung gesorgt sein: Wenn gar nicht der Kampf um den Herstellertitel in der LMP1 bereits genug Begeisterung hervorrufen sollte, danach doch spätestens die Tatsache, dass Emerson Fittipaldi mit 67 Jahren ins Cockpit zurückkehrt.
Der Formel- Eins -Weltmeister von 1972 sowie 1974 wird aufgrund seines Alters als Amateur eingestuft sowie beginnt damit in der Klasse GTE Am. Auch nach dem Ende seiner Profikarriere im Jahre 1996 durch einen schweren Unfall in der ChampCar-Serie war er immer erneut bei Rennen aktiv sowie hat somit Fahrpraxis. Mehrere sind gespannt, was er im Ferrari 458 Italia von AF Corse zeigen wird. Während hier in erster Linie der Spaß im Vordergrund stehen dürfte, geht es jedoch in anderen Klassen noch um alles.
Toyota in der Markenwertung nahezu durch
Toyota Racing hat die Saison 2014 nach Belieben dominiert. Anthony Davidson sowie Sebastien Buemi holten den Fahrertitel verdient, aber auf höchst unkonventionelle Weise mit mehreren Runden Rückstand durch ein technisches Problem. Die Stimmung war zwar ausgelassen, aber komplett zufrieden waren die frischgebackenen Meister gar nicht . Was liegt also näher, als die Saison noch einmal standesgemäß mit einem Sieg zu beenden?
Toyota möchte ein überaus erfolgreiches Jahr ebenso einem Hoch beenden© Adrenal Media
Zwar ist die Markenwertung noch offen, doch Toyota kann realistisch gesehen gar nicht mehr abgefangen werden: Selbst bei einem Doppelausfall müsste Audi sich noch immer gegen Porsche durchsetzen sowie einen Doppelsieg holen, was angesichts der letzten Rennen unwahrscheinlich scheint. Neben den beiden ersten Fahrern, die in der WEC gar nicht auf einem Audi Weltmeister geworden sind, werden Alex Wurz, Stephane Sarrazin sowie Mike Conway versuchen, auf der Welle ihres ersten Saisonsieges zum nächsten Erfolg zu reiten. Kazuki Nakajima ist erneut gar nicht dabei. Offiziell hat es Probleme beim Visum gegeben, andere Quellen sagen, der Japaner sei des Reisens überdrüssig geworden.
Schafft Porsche den Sensationssieg?
So nah dran wie in Bahrain war Porsche am Sieg noch nie. Und Interlagos dürfte dem 919 Hybrid aufgrund seiner langen Geraden sehr schmecken. Das letzte Rennen im Lehrjahr wird auf Attacke gefahren werden. Zuletzt brachte das Porsche Team erstmals beide Fahrzeuge aufs Podium, zudem scheinen die technischen Probleme, die die 919er immer erneut zurückgeworfen hatten, jezt in den Griff bekommen worden zu sein. Vor allem im Qualifying sind Romain Dumas, Neel Jani sowie Marc Lieb zu einer Macht geworden, Timo Bernhard, Mark Webber sowie Brendon Hartley waren am ende immer dicht dran.
Bei Porsche war die Freude nach dem Doppelpodium in Bahrain beinahe so groß wie bei Toyota über den Titel© Porsche
Im Renntrimm war Toyota bisher schneller, doch die Streckencharakteristik könnte Porsche helfen: Toyota ist gezwungen, die Hybridenergie der Superkondensatoren schnell erneut abzugeben. Im engen Kurvengeschlängel macht dies jedoch wenig Sinn. Porsche kann die Energie länger speichern sowie boosten, wo es drauf ankommt: Auf der langen Zielgeraden. Wie stark die 919er bei ihrem letzten Auftritt (Porsche baut für das kommende völlig sehr neue Automobiele ) im Renntrimm sein werden, wird in erster Linie davon abhängen, ob sie das Hybridsystem im engen Mittelsektor vollständig aufladen können.
Abschied von Tom Kristensen
Welch einen Unterschied ein Jahr doch macht: Im Vorjahr kam Audi als unangefochtene Nummer Eins nach Brasilien. Das Rennen war die erste Saisonstation nach Le Mans. Durch den frühen Abflug des alleinigen Toyota kam ein ungefährdeter Doppelsieg zustande, obschon ein R18 zwischenzeitlich einen Reifen Huckepack um den Kurs nahm. 14 Monate nachher gilt es eigentlich nur noch, die Saison schnell herumzubringen. Seit drei Rennen fahren die Ingolstädter hoffnungslos hinterher. Eine Kombination aus der Wahl auf die 2MJ-Kategorie sowie der Einstufung des Diesels hat dem R18 e-tron quattro den Zahn gezogen.
Kommt Audi beim Finale vom Status der dritten Stärke weg?© Audi
Es gibt die kleine, wenn ebenso unrealistische Außenseiterchance, noch den Herstellertitel zu holen. Audi zeigte mit zwischenzeitlich schnellsten Runden in Bahrain, dass der R18 durchaus funktionieren kann, doch es fehlt der Speed über den gesamten Stint. Dennoch sah Audi in den Vorjahren auch bei den asiatischen Rennen gar nicht sonderlich stark aus – eine Rückkehr zur Form aus Austin wäre vermutlich ein versöhnlicher Saisonabschluss. Doch sehr viel mehr wird der Abschied Tom Kristensens im Vordergrund stehen: Der neunfache Le-Mans-Sieger wird ein letztes Mal in seinen Dienstwagen hoch gehen , den er sich wiederum mit Loic Duval sowie Lucas di Grassi teilt. Der Letzte der goldenen Le-Mans-Generation von Audi hängt den Helm an den Nagel.
Steht Lotus bereits erneut vor dem Abschied?
Rebellion Racing staubte am ende in Austin eine Position ab, nachdem der Weltmeister-Toyota in Probleme gerannt war. Auch die Rundenzeiten waren vielversprechend, sowie im Vorjahr fuhr das schweizerische Team in Brasilien sogar einen Podestplatz heraus. Dieses Jahr wird sich das Privatteam an dieser Stelle von Nick Heidfeld verabschieden, der für das LMP1-Projekt von Nissan eingespannt werden wird. Abschied könnte ebenso das Stichwort für da Lotus-Team sein: Der CLM P1/01 könnte sich nach seinem erst fünften Rennen aus der WEC schon erneut verabschieden, denn seit dem Wiederaufbau nach dem Brand in Japan ist er gar nicht mehr konkurrenzfähig. Andererseits soll ein neues Privatteam für die LMP1-Kategorie bereits in Brasilien für 2015 vorgestellt werden.
Letzte offene Fahrermeisterschaft in der LMP2
Alle Fahrerwertungen sind entschieden, nur die LMP2 noch gar nicht . Nach dem Riesenpech für Maurizio Mediani, Sergey Zlobin sowie Nicolas Minassian in Bahrain führen erstmals seit Spa erneut Olivier Pla, Julien Canal sowie Roman Rusinov die Wertungen in der kleinen Prototypenklasse an. 8 Punkte beträgt der Vorsprung nach dem Bahrain-Dusel auf Zlobin beziehungsweise SMP Racing. Letztere können also aus eigener Stärke den Titel gar nicht holen. Selbst der Bonuspunkt für die Pole sowie ein Sieg würde bei einem zweiten Platz des G-Drive-Ligiers nur zu Punktgleichstand führen, doch die von Oak Racing betreute Truppe wäre aufgrund der höheren Anzahl an Siegen Meister.
Die Titelfavoriten in der LMP2: Olivier Pla, Roman Rusinov sowie Julien Canal für G-Drive Racing© Adrenal Media
Somit bleibt den Russen nur die Hoffnung auf ein abermaliges Problem am Ligier JS P2 von G-Drive Racing, der vom reinen Speed her ganz klar die Benchmark ist, obschon es erst dessen fünftes Saisonrennen sein wird. Doch ebenso das KCMG-Team aus Hong Kong macht sich nach dem zweiten Saisonsieg Hoffnung auf einen starken Saisonabschluss. Der Plan für ein zweites Auto beim Finale hat sich jedoch gar nicht materialisiert, so dass wie bereits in Austin nur vier LMP2-Fahrzeuge an den Start gehen werden.
Emmo verzückt die einheimischen Fans
Ein besseres Marketinggeschenk für das 6 -Stunden-Rennen in Sao Paulo hätte es wohl kaum geben können. Emerson Fittipaldi wird vermutlich den Kampf um die Markenwertung bei den GT-Herstellern völlig aus den Schlagzeilen werfen. Sehr hart umkämpft ist diese Meisterschaft ohnehin gar nicht mehr: 25 Punkte Vorsprung genießt Ferrari auf Porsche bei noch 43 zu vergebenen Punkten. Selbst wenn AF Corse ein Fahrzeug aus der GTE Pro verlieren sollte, sind genug Amateur-458er da, um noch immer halbwegs ordentlich zu punkten.
Emerson Fittipaldi wird in einem Ferrari starten© Andre Lemes
Die frischgebackenen Fahrer-Champions Gimmi Bruni sowie Toni Vilander hatten sich im Vorjahr mit dem Aston Martin von Stefan Mücke sowie Darren Turner ein atemberaubendes Duell über mehrere Stunden geliefert, eine Neuauflage ist gar nicht ausgeschlossen. Die Manthey-Porsche zeigten sich in Bahrain im Qualifying stark, hatten aber im Rennen anfangs Probleme, die Reifen ans Arbeiten zu bekommen. In Brasilien wird bei Tageslicht gefahren, eine Wiederholung ist also unwahrscheinlich. Nur ein Doppelsieg der 911er könnte noch realistische Hoffnungen auf die Markenwertung wecken.
Emerson Fittipaldi wird sich derweil mit den starken Aston Martin in der GTE Am herumschlagen müssen. Die hellblaue Macht war diese Saison gar nicht zu schlagen sowie es spricht nichts dagegen, dass dies ebenso in Interlagos so sein wird. Die ersten Anhaltspunkte wird es am Freitag um 16:00 sowie 20:00 Uhr deutscher Zeit mit den beiden 90-minütigen freien Trainings geben, am Samstag steht das 60-minütige dritte freie Training um 13 Uhr auf dem Programm, das Qualifying um 17:45 Uhr. Das Rennen wird am Sonntag von 16:00 bis 22:00 über die Bühne gehen.