Mitmachen kommt vor dem Gewinnen. Den Spruch haben wir alle schon zu hören bekommen. Wenn wir mal wieder beim Schüler-Skirennen ein Tor verpasst haben, wenn wir beim Grümpelturnier keinen Ball getroffen haben oder wenn wir am Sporttag nicht die Kletterstange hochkamen.
Dass der Spruch selbst an Weltmeisterschaften Anwendung findet, ist ebenfalls alltäglich. Denn die meisten Teilnehmer wissen, wenn sie am Heimatflughafen einchecken, dass die Medaillen für sie ausser Reichweite sind. So steckt sich jeder sein eigenes Ziel: Die Halbfinals erreichen, persönliche Bestzeit schwimmen, solche Sachen.
Jérémy Desplanches ist an den Langbahn-Weltmeisterschaften in Kazan im Halbfinal über 200 m Lagen ausgeschieden. Der Genfer klassierte sich als Zwölfter der 16 Konkurrenten. In 1:59,35 blieb Desplanches wie im Vorlauf am Morgen unter der Zwei-Minuten-Grenze und verbesserte den Schweizer Rekord nochmals um elf Hundertstel.
Über 200 m Delfin fehlten der letztjährigen EM-Finalistin Martina van Berkel als 17. nur 0,11 Sekunden, um sich ebenfalls für die WM-Halbfinals zu qualifizieren.
Die schnellste Schwimmerin Bahrains
Auch Alzain Tareq möchte im Rahmen ihrer Möglichkeiten glänzen. Das Besondere: Das Mädchen aus Bahrain ist erst zehn Jahre alt. Es wird bei der Schwimm-WM in Kazan buchstäblich ins kalte Wasser geschmissen (das mit 25 bis 28 Grad ja grundsätzlich gar nicht so kalt ist).
Am Freitag und Samstag bestreitet sie die Vorläufe über 50 Meter Schmetterling und 50 Meter Freistil. «Ich bin halt die schnellste Schwimmerin im Land», sagt die Kleine im Interview auf der offiziellen WM-Website. «Ich habe auf dem Weg zur Weltmeisterschaft auch Erwachsene geschlagen.»
Dass sie nun mitmachen darf, verdankt sie einerseits dem Umstand, dass der Schwimm-Weltverband für seine Titelkämpfe keine Alterslimite gesetzt hat. Zum anderen musste Tareq keine Normen erfüllen – jedem Landesverband ist es freigestellt, wen er für die WM nominiert.«Für mich steht im Vordergrund, dass ich Erfahrungen auf höchstem Niveau sammeln kann», betont die Zehnjährige und klingt dabei wie wesentlich ältere Sportler. Sie hat den Jargon vielleicht am Küchentisch aufgeschnappt, ihr Vater war Schwimmprofi; die Mutter ist Lehrerin.
«Meet and Greet» mit ihren Idolen
Am meisten freue sie sich, ihr Idol Sarah Sjöström in Kazan zu treffen, sagte die junge Schwimmerin zu «Sport360». Bei ihrem Weltrekord über 50 Meter Schmetterling (24,43) war die Schwedin knapp 17 Sekunden schneller als Tareqs persönliche Bestzeit (41,12). Die junge Araberin wird auch über 50 Meter Freistil starten – dort ist sie immerhin nicht die Starterin mit der langsamsten aller gemeldeten Zeiten, drei Konkurrenten haben eine schwächere Bestzeit.
Ihr Vater, der gleichzeitig auch ihr Trainer ist, blickt deshalb mit Zuversicht den beiden Starts seiner Tochter entgegen. «Eines unserer Ziele ist, dass sie in ihrem Vorlauf nicht Letzte wird. Ich denke, sie kann ungefähr fünf Gegnerinnen schlagen. Und wenn ihr dies gelingt, dann ist sie nicht bloss die jüngste WM-Teilnehmerin, dann hat sie auch eine Reihe älterer Schwimmerinnen hinter sich gelassen.»