Ein Jahr nach der Reifendebatte hat die Formel 1 eine neue “Baustelle”.
Die Debatte um fehlenden Sound und Spannung ist rund um den Grand Prix von Bahrain derart eskaliert, dass FIA-Chef Jean Todt zur Besonnenheit geraten hat.
“Das ist, als würden Regisseur und Hauptdarsteller sagen, unser Film ist schlecht, schauen sie ihn nicht an”, wetterte der Franzose am Persischen Golf.
Verschobene Kräfteverhältnisse
Sonntag-Nachmittag hatte sich Todt, Chefvermarkter Bernie Ecclestone sowie Ferrari-Boss Luca di Montezemolo an der Rennstrecke getroffen, um über die aktuelle Lage zu beraten.
Die Herausforderung der neuen und wesentlich leiseren Turbo-Motoren hat Mercedes am besten gelöst, die Kräfteverhältnisse haben sich 2014 deshalb zugunsten von Mercedes und gegen die vom Weltmeister Red Bull Racing angeführten Renault-Rennställe sowie die drei Ferrari-Teams verschoben.
Damit sind die Standpunkte klar. Mercedes verteidigt die aktuelle Situation. Die anderen, allen voran Red Bull und Ferrari, wollen Anpassungen. Die wird es aber nur moderat und vorerst ohne Regeländerungen geben können.
Am ehesten wird am “Sound” gedreht, die Motoren könnten also wieder etwas lauter werden, hieß es in Bahrain. Ein Meeting der führenden Motorenhersteller soll Klärung bringen, die Situation womöglich sogar unter Federführung von Mercedes geändert werden.
“Formel 1 wichtiger als Regeln”
Todt betonte, dass die Formel 1 immer noch die Spitze des Motorsports sei und Einhaltung der Regeln Priorität habe. “Sonst wären wir in einer Bananenrepublik”, sagte der frühere Ferrari-Teamchef, der von der Heftigkeit der Kritik von Weltmeister Sebastian Vettel (“Scheiße”) am mageren Sound der neuen Motoren “überrascht” gewesen sei.
“Ein vierfacher Weltmeister darf nicht vergessen, dass er eine gewisse Verantwortung hat.”
Montezemolo hatte sich zuvor erneut extrem kritisch gegeben und dabei drei Hauptproblemzonen ausgemacht. Es sei wichtig, die Show und den Motorsound für die Zuschauer zu erhalten sowie unkomplizierte Regeln zu haben, erklärte der Italiener.
“Die Formel 1 ist wichtiger als die Regeln”, widersprach er dabei indirekt auch Todt.
Montezemolo ist sich nach wie vor sicher: “Die Formel 1 muss von der ersten bis zur letzten Runde aufregend sein und nicht von Taxifahrern geprägt, die immer nur auf die Benzinuhr schauen.”
“Regeln viel zu kompliziert”
Der Motorsound sei “Musik” und kein Lärm. “Und die Regeln sind viel zu kompliziert. Die Zuschauer verstehen nicht mehr, was auf der Strecke passiert.”
Sofortige Regeländerungen brauche es deshalb aber nicht, machte auch Montezemolo klar. “Wir müssen aber alle gemeinsam etwas tun. Das jetzt ist nicht mehr die Formel 1.”
Auch Chefvermarkter Bernie Ecclestone sieht das zum Teil ähnlich. Die Formel 1 sei in dieser Form für die Fans nicht akzeptabel”, erklärte der 83-jährige Brite. “Ich mag es nicht, wenn die Leute nicht glücklich sind.”