Nur knapp 24 Stunden lang dauerte der Sendebetrieb von Alarab insgesamt, bevor der aus dem Königreich Bahrain operierende Kanal seine Seher nur noch mittels einer Information via Twitter versorgte: Wegen „technischer und administrativer Gründe“ sei der Betrieb gestoppt worden. Anstelle von Diskussionen wurde erneut jener Werbejingle eingespielt, der die Wochen zuvor die objektiven Inhalte des Senders angepriesen hatte.
„Vollkommen neuer Nachrichtenstil“
Der Betrieb werde „in Kürze“ wieder aufgenommen, hieß es außerdem. Aus dem bahrainischen Informationsministerium hieß es, dass der Betrieb vorübergehend ausgesetzt worden sei. Es werde daran gearbeitet, die Angelegenheit zu lösen, wie es weiter hieß.
Die Vorgaben, die sich Alarab vor dem Start auferlegt hatte, hatten Grund zur Hoffnung auf einigermaßen unabhängige Berichterstattung gegeben. Geplant sei ein „vollkommen neuer Nachrichtenstil im Nahen Osten und darüber hinaus“, hieß es bei der Präsentation des Konzepts Ende des Vorjahres. Der Sender solle „transparent“ sein und nach dem Willen des Eigners „Versteinerungen im Markt aufbrechen“.

AP/Hasan Jamali
Die Sendezentrale in Bahrain
Oppositionelle als Gäste
Zumindest die ersten Sendestunden von Alarab ließen entsprechende Schlüsse zu – schließlich war als einer der ersten Gäste ein bahrainischer Oppositioneller eingeladen, der die übliche regierungstreue Medienberichterstattung kritisierte. Auch Chalil Marsuk, ein prominenter Kritiker der bahrainischen Königsfamilie, war in einer der wenigen Sequenzen zu sehen. Entscheidungen der Regierung wurden kritisch diskutiert – Marsuk ist Mitglied des einflussreichen oppositionellen schiitisch dominierten Al-Wefaq-Blocks.
Milliardär aus Saudi-Arabien
Hinter Alarab steht mit Prinz al-Walid bin Talal ein Milliardär aus Saudi-Arabien. Der Sender gehört zu Walids Kingdom Holding, ansässig in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad. Unter dem Dach der Gruppe sind diverse Beteiligungen etwa an Luxushotelketten sowie den Medienunternehmen News Corporation und Time Warner versammelt.
Zum Chef des Senders war Dschemal Chaschuqdschi ernannt worden. Er hatte im Jahr 2010 mit einem Meinungsartikel in der saudi-arabischen Tageszeitung al-Watan religiöse Konservative verärgert und musste daraufhin die Spitze des Blatts verlassen. Er erklärte der Nachrichtenagentur AFP, dass man von Bahrain aus sende, weil Saudi-Arabien „unabhängige Sender“ nicht erlaube.
Unliebsame politische Ansichten
Die etablierten arabischsprachigen Nachrichtensender in der Region werden regelmäßig beschuldigt, ihre Berichterstattung an den politischen Ansichten ihrer Eigentümer auszurichten. Als erster Satellitensender für den gesamten arabischen Raum wurde vor fast 20 Jahren al-Jazeera mit Sitz im Emirat Katar gegründet. Im Jahr 2003 folgte al-Arabija mit Sitz im Emirat Dubai. Der Sender gehört zur MBC-Gruppe von Scheich Walid al-Ibrahim, Schwager des verstorbenen saudi-arabischen Königs Fahd.
Links:
- Alarab
- „The Guardian“-Artikel
- BBC-Artikel
- Al-Walid bin Talal (Wikipedia)
Publiziert am 02.02.2015
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