Zwist unter den Strippenziehern

Saudi-Arabien und zwei weitere Golfmonarchien wollen den Außenseiter Katar disziplinieren und brechen ihre diplomatischen Beziehungen ab. Katars Herrscher unterstützt ihrer Meinung nach die falschen Leute in Ägypten, lässt dem Sender Al-Dschasira zu viel Freiheiten und ist überhaupt zu eigenständig.

Das kleine Emirat Katar wird zunehmend zum Prügelknaben der Arabischen Welt. Am Mittwoch haben Saudi Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Bahrain ihre Botschafter aus Doha abgezogen. Vor einigen Wochen bereits hatte Ägypten seine Beziehungen zu Doha eingefroren. Auch in anderen Ländern der Region steht das superreiche Land derzeit weit oben auf der Feindes-Liste.

Als Grund für das spektakuläre Zerwürfnis gaben die drei Golfstaaten an, Katar habe ein 2013 vereinbartes Sicherheitsabkommen nicht umgesetzt. Darin hatten sich die Staaten unter anderem verpflichten, sich aus den inneren Angelegenheiten der anderen herauszuhalten. Tatsächlich begonnen hatte der Konflikt aber schon mit dem Ausbruch der Arabellion 2011. Während Katar von Anfang an die Aufstände in der Region unterstützte, hielten die anderen Staaten den alten Herrschern die Treue. So entwickelte sich Katar zur wichtigsten Stütze der Muslimbruderschaft in Ägypten und der sogenannten moderaten Islamisten in Tunesien und Libyen. Die anderen Golf-Anrainer hingegen finanzierten den Aufstand gegen den gewählten Präsidenten Mursi und die Muslimbrüder im vergangenen Sommer in Kairo, der zur Machtübernahme der Militärs führte.

Ägypten und Al-Dschasira

„Es geht bei dem aktuellen Konflikt weniger um Probleme zwischen unseren Ländern als vielmehr um die Entwicklungen in Ägypten“, sagt die Politikwissenschaftlerin Ebtissam al-Khitbi. Das ist auch Ansicht der katarischen Regierung. „Manche der Golfstaaten versuchen Katar zu einer gewissen Haltung zu drängen. Das Thema hat mit Saudi Arabien, den Vereinigten Arabische Emiraten oder Bahrain nichts zu tun“, sagte der frühere UN-Botschafter Katars, Nasser bin Hamad al-Khalifa, dem Sender Al-Dschasira.

Aber der Konflikt steht durchaus mit internen Spannungen im Zusammenhang – und dabei spielt auch der Satellitensender Al-Dschasira eine Rolle. In Interviews und Beiträgen kommen saudische Oppositionelle zu Wort, im englischsprachigen Programm wird regelmäßig über die Unruhen in Bahrain berichtet. Bei Al-Dschasira tritt auch der bekannte Muslimbruder und Prediger Jussef al-Karadawi auf, der die neue Regierung in Kairo scharf kritisiert. Gerne greift er dabei auf religiöse Formulierungen zurück. So beschuldigte er unlängst die Regierung der Emirate, die Feinde des Islams zu unterstützen.

„Das ist natürlich nicht akzeptabel, denn damit schadet er unserem Ruf in der islamischen Welt“, sagt die Politikwissenschaftlerin Al-Khitbi. Die Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate hatte die katarische Regierung Anfang Februar aufgefordert, den Prediger zum Schweigen zu bringen. Kurz darauf wurde in den VAE der katarische Arzt Mahmoud al-Jaidah zu sieben Jahren Haft verurteilt. Er war 2013 auf dem Flughafen von Dubai verhaftet worden. Ihm wird vorgeworfen, er fördere den emiratischen Ableger der Muslimbruderschaft.

Bei dem Machtkampf unter den Staaten am Golf spielt nicht zuletzt eine Rolle, dass mit Emir Tamim im vergangenen Sommer ein sehr junger Herrscher in Katar die Macht übernahm. Seine im Schnitt mindestens doppelt so alten Amtskollegen wollen ihn offensichtlich dazu bringen, in Zukunft eine weniger offensive Rolle in der Region zu spielen. Katars Ehrgeiz ist den anderen Ländern schon lange ein Dorn im Auge.

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